Witten. Viel Verkehr war zum Jahresende ja eh nicht. Trotzdem sind alle froh, dass die Pferdebachstraße in Witten wieder geöffnet ist. Es fehlt aber was.

Erst einmal das Positive: Der Verkehr fließt seit dem 20. Dezember recht flüssig in beiden Richtungen auf der Pferdebachstraße. Die Stadt hatte sie ja noch vor Weihnachten geöffnet. Doch die Kritik an der noch nicht fertigen Straße will nicht abreißen. Viele fragen sich weiterhin, wo noch Platz für einen Radschutzstreifen sein soll. Die Stadt hat stets beteuert: Keine Sorge, er kommt. Aber wo, bitte schön?

Zwischen den Jahren ruhten die Arbeiten auf der Pferdebachstraße in Witten

Die Redaktion ist das 1,2 Kilometer lange Teilstück, das für mindestens 18 Millionen Euro seit viereinhalb Jahren umgebaut wird, einmal abgelaufen. Zwischen den Jahren ruhten die Arbeiten. Sie dürften jetzt im Januar wieder aufgenommen werden. Der Verkehr hält sich in Grenzen, viele hatten ja noch frei.

Zu viel Bürgersteig und ein Mittelstreifen, der überflüssig ist? Passanten und Anwohner können sich momentan noch nicht vorstellen, wo da noch ein Radschutzstreifen hinpassen soll.
Zu viel Bürgersteig und ein Mittelstreifen, der überflüssig ist? Passanten und Anwohner können sich momentan noch nicht vorstellen, wo da noch ein Radschutzstreifen hinpassen soll. © Augstein

Wo kurz nach der Öffnung am 20.12. Autofahrer teilweise noch orientierungslos im Kreisverkehr herumirrten oder falsch nach links in die Westfalenstraße abbogen, hat sich die Situation inzwischen normalisiert. Zwar fehlen weiterhin Schilder und Markierungen. Aber offenbar haben sich die meisten an das Noch-Baustellen-Provisorium rasch gewöhnt.

Die Straße ist noch nicht fertig

Radschutzstreifen kommt

Die Radschutzstreifen auf der Pferdebachstraße werden – je nach Straßenabschnitt –zwischen 1,85 und zwei Meter breit sein. Das hatte die Stadt Ende Oktober mitgeteilt. Sie sollen dann markiert werden, wenn es die Witterung zulässt und die Straße komplett asphaltiert ist, also im Frühling.

An gefährlichen Stellen, wo zum Beispiel Autos abbiegen, sollen die Radstreifen zusätzlich rot eingefärbt werden. Keinen Radweg wird es in Höhe der Kreisverkehre an der Schlachthof- und Westfalenstraße geben.

Wie unfertig die Straße noch ist, zeigt sich schon in Höhe der neuen Schrägseilbrücke. Die hohen Befestigungswände an den Rampen stehen zwar. Doch der Übergang zum vorhandenen Esel-Radweg in Richtung Annen ist noch ein einziges großes Baufeld. Gemeint ist die Fläche vor dem Ärztezentrum.

Nun, dafür ist der Bürgersteig schon gut begehbar, trotz kleiner Unterbrechungen in Höhe Westfalenstraße. Es gibt viele Stellen, wo Passanten die Straße überqueren können. Hier und da ähnelt der Gehweg sogar einem Boulevard, so breit ist er an manchen Stellen. Dagegen wirkt die Fahrbahn mit dem für viele unerklärlichen Mehrzweckstreifen in der Mitte ziemlich schmal.

„Warum so ein breiter Bürgersteig?“

„Warum so ein breiter Bürgersteig? Hätte man nicht 1,50 Meter für den Radweg nehmen sollen?“ fragt sich etwa Gerd Sumann (82), den wir in Höhe des Johannes-Busch-Wegs treffen. Er warnt vor Rückstaus, wenn Radfahrer in Richtung Uni (oder City) nicht überholt werden könnten – weil der Straßenraum zu schmal sei. Nun, die Stadt konnten wir dazu aktuell nicht befragen, da zwischen den Jahren Betriebsferien waren.

Birsen Günesli von der Trinkhalle „Liebe“ kann der neuen Pferdebachstraße noch nicht allzu viel Gutes abgewinnen.
Birsen Günesli von der Trinkhalle „Liebe“ kann der neuen Pferdebachstraße noch nicht allzu viel Gutes abgewinnen. © Augstein

Auch andere wundern sich über den scheinbar fehlenden Platz für einen Radschutzstreifen, den es bisher nur zwischen Ardeystraße und Klinik-Kreisel gibt. „Den Mehrzweckstreifen in der Mitte braucht doch kein Mensch“, sagt Igor Stödter.

Der 58-Jährige ist vor vier Jahren an die Pferdebachstraße gezogen, als die Baustelle gerade anfing. Er hat aber auch ein Lob übrig. Durch die Freigabe vor Weihnachten habe sich die Fahrzeit wieder halbiert. Es gibt Wittener, die sich so an die Umleitung gewöhnt hatten, dass sie immer noch einen Bogen um die Pferdebachstraße machen.

Das könnte sich Birsen Günesli gar nicht leisten. Die 44-Jährige arbeitet in der Trinkhalle „Liebe“ direkt am Bahnübergang Höhe Ziegelstraße. Auch sie spricht ungefragt über den noch fehlenden Radweg. „Da wo keine Beete hinkommen, ist der Mittelstreifen doch Schwachsinn“, sagt sie. Momentan parken dort einige Autos, verbotenerweise. Diesen unbepflanzten Mehrzweckstreifen wird die Stadt den Wittenern noch erklären müssen.

Die Frau vom Kiosk interessiert vor allem, ob die Bude den Stellplatz direkt vor der Tür bekommt „Die Leute wissen doch sonst nicht, wo sie anhalten sollen.“ Birsen Günesli weiß nicht einmal, ob die Trinkhalle die Rest-Baustelle überhaupt überleben wird. Das müssten die kommenden Monate zeigen. Ihr schwant Böses. „Im März, April wird die Straße noch mal komplett zugemacht, wenn die asphaltieren.“ Die Pferdebachstraße bleibt ein Aufreger.