Witten. Die Pferdebachstraße in Witten auf der Zielgeraden? So ganz mag man der Zustandsbeschreibung der Stadt noch nicht folgen. Aber es tut sich viel.

So langsam bekommt man mehr als eine Ahnung davon, was aus der viele Jahre maroden Pferdebachstraße seit Umbaubeginn im Sommer 2018 geworden ist. Keine Allee, aber doch eine Fahrbahn mit glattem Asphalt, ohne Schlaglöcher, und breiten Bürgersteigen. Noch etwas Fantasie braucht man, um sich das fertige, mindestens 16 Millionen Euro teure Gesamtbauwerk vorzustellen – überspannt von einer modernen Schrägseilbrücke als Teil des Rheinischen Esels, mit zwei flüssigen Kreisverkehren vor dem Evangelischen Krankenhaus und an der Schlachthofstraße, komfortablen Radwegstreifen und fußgängerfreundlichen Überwegen.

Es ist Montag und Frühlingsanfang. Die Sonne scheint aufs neue Pflaster. Zwischen Klinik und Bahnübergang sind der Bürgersteig und die Fahrbahn auf beiden Seiten fertig, auch wenn die Autospur immer noch zwischen den rotweißen Baustellenbarken zu verschwinden scheint. Die meisten Arbeiter sind in Höhe der Rebecca-Hanf-Straße anzutreffen. Dort laufen die Erdarbeiten auf Hochtouren.

Die Schlaglochpiste von einst ist verschwunden: die neue Fahrbahn der Pferdebachstraße, hier zwischen Krankenhaus und Bahnübergang in Fahrtrichtung Uni/Stockum/Autobahn.
Die Schlaglochpiste von einst ist verschwunden: die neue Fahrbahn der Pferdebachstraße, hier zwischen Krankenhaus und Bahnübergang in Fahrtrichtung Uni/Stockum/Autobahn. © Augstein

Es handelt sich um die – in Richtung Uni gesehen – rechte, östliche Straßenseite, die zwischen Ziegelstraße und Rebecca Hanf noch nicht fertig ist. Eine Mutter kommt uns schimpfend entgegen. „Eine Katastrophe!“ Es gebe nicht mal Gehwege für die Kinder der nahen Pferdebachschule. In der Tat braucht man für diese Großbaustelle nach wie vor Nerven, ob als Kind, Radfahrer, Autofahrer oder Fußgänger.

Die Fahrbahn zwischen Bahnübergang und Rebecca-Hanf-Straße (in Richtung Uni/Stockum/Autobahn) fehlt noch. Die Erdarbeiten sind dafür auf der Rebecca-Hanf-Straße aber im vollen Gange.
Die Fahrbahn zwischen Bahnübergang und Rebecca-Hanf-Straße (in Richtung Uni/Stockum/Autobahn) fehlt noch. Die Erdarbeiten sind dafür auf der Rebecca-Hanf-Straße aber im vollen Gange. © Augstein

Aber es hat sich auch viel getan. Wenn die Stadt richtig liegt, wird die Straße tatsächlich zum Jahresende fertig. Auf dem Baustellenschild steht noch März 2021. Dieser Termin ist längst Geschichte. Ob sich die Hauptverbindungsroute Richtung Uni, Stockum und A 44 jetzt, ein Jahr später, aber schon auf der Zielgeraden befindet, wie es die Behörde gerne formuliert, ist wohl Ansichtssache.

Kehren wir zurück zum Anfang der Großbaustelle, die weiterhin nur als Einbahnstraße in Richtung Innenstadt geführt wird. Vor einer Stunde konnte man noch in die Schlachthofstraße abbiegen. Jetzt ist sie wie angekündigt gesperrt, von der Pferdebachstraße aus. Hier entsteht einer der beiden Kreisel. Vorab wird für den Kanal sowie Gas- und Wasserleitungen gebuddelt. „Deshalb ist eine Vollsperrung nötig“, sagt Tiefbauamtsleiter Jan Raatz. Gehwege sollen folgen.

„Wenn es gut läuft“, veranschlagt der 50-Jährige für die Vollsperrung „zwei bis dreieinhalb Monate“. Fast fertig ist die nahe Brücke über den Esel, wobei sie noch nicht befahren werden kann. Es fehlen noch das Geländer und der Belag. „Dann haben wir eine Brücke, aber noch nicht den Radweg“, sagt Raatz. Gemeint sind die Anschlüsse an den vorhandenen Esel. Das Baufeld dafür am ehemaligen Güterbahnhof ist aber bestellt. Um den Höhenunterschied auszugleichen, müssen Winkelstützwände aufgestellt werden. „Wir hoffen, dass der Esel dann in vier Monaten endgültig befahrbar ist“, sagt Raatz.

Wittener Tiefbauamtsleiter: „Baufeld schrumpft im Frühsommer zusammen“

Es gibt noch einiges zu tun. Leitungen und Kabel wollen etwa für die Ampelkreuzung Höhe Leostraße gelegt werden, voraussichtlich bis Ende Mai/Juni. Eine Fußgängerampel wird es auch in Höhe des Krankenhauses geben. Wenn dann noch das Stück zwischen Bahnübergang und Rebecca-Hanf-Straße in den nächsten Wochen und Monaten fertig wird, „schrumpft das Baufeld im Frühsommer zusammen“, kündigt der Tiefbauamtsleiter an. Dann blieben im Wesentlichen noch die Arbeiten an den beiden Kreiseln. Die Ardeystraßen-Kreuzung sei, „bis auf den Fahrbahnaufbau“, in „drei Quadranten“ fertig.

Und die Radstreifen? Kommen ganz zum Schluss. Wobei Elisabeth (60) vermutlich nicht die Einzige ist, die sich fragt, ob dafür überhaupt Platz ist. „Die Gehwege sind so breit und die Straße so schmal“, sagt die Fußgängerin, die wir an diesem Morgen treffen. In ihrer alten Heimat, in Polen, gehe das alles viel schneller, „und da sind die Radwege sooo breit“. Margot (68), eine andere Passantin, findet, dass es sich auf dem neuen Bürgersteig ganz gut läuft. „Besser als vorher“, sagt die Anwohnerin aus der Königsberger Straße. „Aber wann wird das denn hier mal alles fertig?“

Wie gesagt, die Stadt geht vom Jahresende aus. 2022.