Witten. Die fehlende Präsenz der Wittener Politik bei der zentralen Gedenkveranstaltung zum Volkstrauertag in Witten war in der Tat beschämend.
Ich find’s gut, dass der Bürgermeister den Politikerinnen und Politikern im Rat die Leviten gelesen hat. Sie haben sich beim Gedenken zum Volkstrauertag wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert, indem sie durch Abwesenheit glänzten.
Natürlich ist es jedem freigestellt, ob er oder sie an solchen immer wiederkehrenden Jahrestagen teilnimmt oder nicht. Und selbstverständlich ist auch eine kritische Haltung erlaubt oder sogar bitternötig, falls es an Kriegerdenkmälern womöglich immer noch um so etwas wie „Heldengedenken“ geht. Das will kein Mensch mehr – und Pfarrer Linnemann hat bei der zentralen Veranstaltung im neuen Rathausforum zu Recht seine eigene kritische Haltung dazu angesprochen.
Wittener Politik hätte ein Zeichen setzen können
Um den Volkstrauertag von dieser falschen, geschichtsverfälschenden Heldenverehrung zu befreien, wird heute längst aller Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft gedacht. Mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine ist dieser Gedenktag aktueller denn je geworden. Die Kommunalpolitiker hätten hier ein Zeichen setzen können.
Zu Recht fragt der Bürgermeister, ob sie diese Veranstaltung überhaupt wollen, und zu Recht mahnt der ehemalige Ratsherr Klaus Wiegand die Vorbildfunktion der eigenen Zunft an. Nicht nur bei der zentralen Gedenkfeier zum Volkstrauertag wünscht man sich eine stärkere Präsenz unserer Interessensvertreter. Ich vermisse sie öfter im Stadtbild, ob bei der Zwiebelkirmes oder beim Bummel über den Wochenmarkt.