Witten. Das hat ein Nachspiel: Die Gedenkstunde zum Volkstrauertag in Witten war so schlecht besucht wie noch nie. Sogar die Ratsmitglieder schwänzten.

Die mau besuchte Gedenkstunde am Volkstrauertag hat ein Nachspiel. Wie berichtet, haben fast alle Ratsmitglieder die zentrale Veranstaltung am Sonntagvormittag (13.11.) im Rathausforum geschwänzt. Nicht einmal 20 Gäste verloren sich im großen und damit fast leeren Rathausforum. Einziger Ratsvertreter war CDU-Fraktionschef Volker Pompetzki (CDU), eines von 64 Mitgliedern des Stadtparlaments.

Bürgermeister Lars König brachte am Montagabend im Rat seine Enttäuschung zum Ausdruck. „Wir haben dort kein gutes Signal gesetzt. Wenn nur ein Ratsmitglied teilnimmt, zeigt das, dass wir nicht hinter dieser Veranstaltung stehen. Und das im Zeichen des Ukraine-Kriegs“, sagte König. Er fordert eine Debatte dazu, ob man auf die Veranstaltung künftig verzichten wolle, weil sie nicht mehr zeitgemäß sei. Oder ob die Gedenkstunde fortan „gelebt wird“.

Gedenkveranstaltung in Witten existiert seit 2015

Seit 2015 organisiert die Stadt zum Volkstrauertag eine zentrale öffentliche Gedenkveranstaltung mit Musik und Reden, abwechselnd gehalten von einem katholischen oder evangelischen Pastor. Dabei wird aller Kriegstoten gedacht, außerdem zu Versöhnung und Frieden aufgerufen. Im Anschluss legen Bürgermeister und Vereine einen Kranz am Mahnmal im Lutherpark nieder. Weitere neun Kränze stellt das Betriebsamt für Feiern an verschiedenen Mahnmalen im Stadtgebiet bereit, etwa auf Friedhöfen (Buchholz, Pferdebachstraße, Annen, Stockum, jüdischer Friedhof), am Ehrenmal Herbede oder der KZ-Gedenkstätte Annen.

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Der Volkstrauertag wurde auf Anregung des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge 1919 eingeführt, seit 1952 ist er staatlicher Gedenktag. Die Parteien in Witten nehmen den Tag unterschiedlich wahr. Im November 2021 zum Beispiel nahm noch die vollständige AfD-Ratsfraktion mit drei Personen daran teil.

Ex-Ratsmitglied: „Gewählte Volksvertreter haben auch Vorbildfunktion“

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Dass die diesjährige Gedenkveranstaltung nicht die breite Masse vorm Sonntagsbraten in das Rathausforum lockte, sei sogar verständlich, meinen Gabriele und Klaus Wiegand, der sich vor Kurzem aus der Wittener Politik verabschiedet hat. Von 1975 bis 2020 saß der 79-jährige Bommeraner für die SPD im Rat – und nahm auch an den Gedenktagen teil.

„Die Gedenkveranstaltung wäre besser besucht gewesen, wenn man die wichtige Erinnerung an die Opfer früherer Kriege in den Kontext der aktuellen Kriegssituation gestellt hätte. Es hätte eine Veranstaltung gegen Krieg sein können“, schreiben die Eheleute Wiegand in einem Leserbrief. „Viele Menschen - besonders auch die jüngeren - haben den Angriffskrieg gegen die Ukraine verurteilt. Nicht nur in Witten gab es eine Welle der Hilfsbereitschaft für Flüchtlinge aus der Ukraine.“

Das Verhalten seiner Ex-Kollegen tadeln die Wiegands. Die „zahlreichen Ratsfraktionen“ sollten die mangelnde Teilnahme umgehend in ihren Reihen diskutieren. „Gewählte Volksvertreter haben auch Vorbildfunktion!“

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