Witten. Offenbar trennt nur eine Schule in Witten ihren Müll korrekt. Den anderen fehlt dazu aber nicht etwa die Motivation. Jetzt soll sich was ändern.
Müll trennen? Das ist doch längst zur Gewohnheit geworden – sollte man meinen. Nicht jedoch an Wittener Schulen, hat die CDU festgestellt. Sie beantragte deshalb im Schulausschuss, dass die Stadt nachrüsten und ein schülergerechtes Abfallsystem einführen soll.
Immerhin geht eine Schule mit gutem Beispiel voran. Die Baedekerschule hat längst alle notwendigen Tonnen selbst organisiert. Schon seit September 2020 wird die Trennung von Papier, Plastik und Restmüll in der Annener Grundschule praktiziert. „Und das funktioniert sehr gut“, sagt Silke Cosmar. „Uns ist damals aufgefallen, dass viele Kinder zwar Brotdosen dabei haben, aber darin trotzdem viele Dinge mit Folie zusätzlich eingepackt oder eingeschweißt waren“, erklärt die sozialpädagogische Fachkraft.
Wittener Schüler bringen Müll teilweise selbst hinaus
Eine Zeit lang haben sie den Plastikabfall gesammelt und für alle sichtbar am Eingang deponiert. Da staunten nicht nur die Eltern. „Ich hätte nicht gedacht, dass wir so viel Plastikmüll produzieren“, gesteht Schulleiter Andreas Straetling – etwa viermal so viel wie Restmüll. Auch Papierabfall gebe es zuhauf. „Bei uns wird viel geschnippelt und gelocht.“ Doch wohin damit, wenn die nötigen Tonnen fehlen?
Silke Cosmar hat sich des Problems kurzerhand angenommen. Sie nahm Kontakt zum Entsorgungsbetrieb AHE auf, mit dem inzwischen eine Kooperation besteht. Der spendierte ein Mülleimerset fürs Lehrerzimmer. Die Schule finanzierte dann für jedes Klassenzimmer drei einzelne Behälter in Grau, Gelb und Blau – für Restmüll, Verpackung und Papier. Die hätten pro Set um die 50 Euro gekostet. Zusätzlich steht eine große gelbe Tonne auf dem Schulhof.
Immer freitags bringen die Kinder in der ersten großen Pause nun Altpapier und Plastikmüll selbst hinaus. Glasgefäße nehmen sie wieder mit nach Hause. Rektor Andreas Straetling: „Nach einem Monat hatten das alle verstanden.“
Auch weiterführende Schulen würden gerne Müll trennen
Angesichts dieses Beispiels stieß der Antrag im Schulausschuss auf überwiegend positive Resonanz. Man könne nicht in der Kita mit der Erziehung zur Mülltrennung beginnen und dann in den Schulen damit aufhören, sagte Regina Fiedler als schulpolitische Sprecherin der CDU. Die Befürchtung mancher Ausschussmitglieder, dass Mülltrennung an den weiterführenden Schulen nicht funktioniere, entkräfteten die Betroffenen umgehend.
„Es besteht eine große Bereitschaft seitens der Schülerschaft, etwas zu tun“, sagte etwa Johannes Rienäcker. „Wenn wir Mülleimer zur Verfügung hätten, dann würden wir sofort loslegen“, so der Leiter des Albert-Martmöller-Gymnasiums. Die Schülervertretung würde ihm deswegen ständig auf die Füße treten. Die Organisation der Mülltrennung sei überhaupt kein Problem.
Wittener Schulleiter: Reinigungskräfte nicht zusätzlich belastet
Abfall-Aktionen an der Ruhr und im Park
In Witten gibt es viele Orte, an denen Müll herumliegt. Vor allem im Wald und am Wasser entstehen immer wieder wilde Kippen. Die Stadt veranstaltet deshalb gemeinsam mit anderen Initiativen regelmäßig die Aktion „Ruhr Clean Up“, zuletzt im September.
Auch die Kinder der Baedekerschule kümmern sich nicht nur um Müll in den Klassenräumen und auf dem Schulhof. So haben die Erst- und Zweitklässler zum Abschluss einer einwöchigen Themenwoche rund um den Müll auch im Park der Generationen Abfall gesammelt.
Sorgen bereitete einigen Politikern auch, dass gemäß CDU-Antrag die für die Schulen zuständigen Reinigungskräfte mit einbezogen werden sollten. Deren Arbeitszeit sei ohnehin knapp kalkuliert, von zusätzlich anfallenden Kosten ganz zu schweigen. Auch hier kann der Leiter der Baedekerschule beruhigen. „Die Reinigungskräfte haben nicht mehr zu tun. Sie leeren nach wie vor nur die Eimer mit dem Restmüll. Mit den anderen Tonnen haben sie nichts zu tun“, so Straetling auf Anfrage unserer Redaktion.
„Wir sollten keine Hindernisse sehen, wo die Schulen selbst keine haben“, sagte SPD-Fraktionsvize Christoph Malz. Der Antrag kam schließlich durch. Zehn Mitglieder stimmten dafür, die Piraten dagegen. Bürgerforum und Linke enthielten sich. Nun muss der Haupt- und Finanzausschuss noch sein Okay geben. Dann steht der Mülltrennung an Schulen nichts mehr im Weg.