Witten. Nicht nur das Betriebsamt sei für Sauberkeit in Witten zuständig, so der Kämmerer. Bürger müssten sich beteiligen. Ordnungsamt sucht Müllsünder.

Ein leidiges Thema: die Sauberkeit in Witten. Müll, der neben Abfallbehältern entsorgt wird, Scherben von Getränkeflaschen auf Straßen und Wegen, Verpackungs-Abfall, der im öffentlichen Grün landet – all dies sorgt regelmäßig für Unmut und Ärger. Im Ausschuss für Stadtentwicklung und Umweltschutz (ASU) hat Kämmerer Matthias Kleinschmidt das städtische Konzept zur Stadtsauberkeit vorgestellt. Die gute Nachricht: Die Abfallentsorgungsgebühren sind in den vergangenen Jahren leicht gesunken.

In den Jahren 2014 bis 2017 zahlte ein Wittener Vier-Personen-Haushalt jährlich 164,40 Euro für die Leerung seiner 80-Liter-Restmülltonne, sowie der Bio- und der Papiertonne. Seit 2018 sind für die gleiche städtische Leistung rund fünf Euro weniger fällig (159,36 Euro). Laut Kämmerer liegt Witten seit Jahren im bundesweiten Vergleich bei den Abfallentsorgungsgebühren im unteren_Drittel.

Wittener Ordnungsamt rückt aus, wenn Müll illegal abgeladen wird

Stadtsauberkeit, so betonte Kleinschmidt im ASU, sei aber nicht alleine durch die Stadt zu bewerkstelligen. „Da müssen die Bürger schon mitwirken.“ Etwa, wenn es zu Verschmutzungen von privaten Grundstücken kommt. Auch für die Reinigung von Gehwegen sind in Witten die jeweiligen Anlieger zuständig. Außerdem könnten die Mitarbeiter der Straßenreinigung nur in Bereichen eingesetzt werden, in denen auch Straßenreinigungsgebühren erhoben werden, so Kleinschmidt. Denn für einige Wittener Straßen ist der Landesbetrieb Straßenbau Nordrhein-Westfalen (Straßen.NRW) zuständig – etwa für die Dortmunder, die Wittener, die Bommerholzer und auch Teile der Herbeder Straße.

Eine frühere wilde Müllkippe in einem Wittener Wäldchen. So etwas kann heute dem digitalen städtischen Mängelmelder „Da is wat“ gemeldet werden.
Eine frühere wilde Müllkippe in einem Wittener Wäldchen. So etwas kann heute dem digitalen städtischen Mängelmelder „Da is wat“ gemeldet werden. © Archiv/WAZ FotoPool | Walter Fischer

Für Müll, der nicht ordnungsgemäß abgeladen wird, rücken – nach Hinweisen von Bürgern oder des Betriebsamtes – regelmäßig Mitarbeiter des Ordnungsamtes aus. Am Montag (17.2.) waren sie am Containerstandort an der Ecke Hauptstraße/Augustastraße im Einsatz, wo Anwohner sich immer wieder über Verunreinigungen beschweren. Tobias Hahn vom Ordnungsamt: „Das ist eine Problemstelle in der Stadt, die Containerstandorte Hevener Markt und Crengeldanzstraße/Ecke Sandstraße sind weitere. Dort wird von Leuten auch einfach Sperrmüll abgeladen.“

Kämmerer gegen Videoüberwachung von Containerstellplätzen

Sein Amt werde tätig, wenn Abfälle illegal entsorgt werden und den Verursachern Verwarn- oder Bußgelder drohen, erklärt Hahn. „Dafür öffnen wir auch Säcke und schauen nach, ob sich dort Hinweise auf die Herkunft des Mülls finden, vielleicht sogar eine Adresse.“ In über 50 Prozent der Fälle habe man hierbei Erfolg.

Gegenüber unserer Redaktion hat sich Kämmerer Matthias Kleinschmidt gegen eine Videoüberwachung von Containerstellplätzen in der Stadt ausgesprochen. „Zum einen gibt es damit rechtliche Probleme, zum anderen verhalten sich 98 Prozent der Menschen vernünftig. Sie würden ja damit unter einen Generalverdacht gestellt.“ Vandalismus, so Kleinschmidt, sei vor allem auf städtischen Grünflächen und Kinderspielplätzen zu beobachten. Wer Vandalismus sieht, sollte sich an die Stadt wenden, „in groben Fällen“ direkt an die Polizei. „Das hat dann nichts mit Denunziantentum zu tun, wenn jemand zum Beispiel Reifen oder Sperrmüll im Wald ablädt.“

Mängelmelder „Da is wat“ wird von Bürgern rege genutzt

Die Stadt leert auch die Biotonnen. Diese wurden in Witten ab 1996 eingeführt.
Die Stadt leert auch die Biotonnen. Diese wurden in Witten ab 1996 eingeführt. © Archiv/Waz/Fotopool | Thomas Nitsche

Die Stadt entsorgt laut Kämmerer Rest- und Biomüll von rund 18.500 Wittener Grundstücken. Täglich seien sieben Müllfahrzeuge im Einsatz. Rund 8000 Mal im Jahr werde Sperrmüll abgeholt. Das Müllaufkommen habe sich zwischen 1992 und 2018 stark verändert. Kleinschmidt: „1992 fiel mehr als doppelt so viel Restmüll an wie heute – nämlich 32.711 Tonnen statt 15.610 Tonnen im Jahr.“ Der Grund: Ab 1993 wurden in Witten die gelben Säcke eingeführt, ab 1996 kam die Biotonne.

390 Kilo Müll pro Wittener und Jahr

Der Entsorger AHE sammelt in Witten jährlich rund 2600 Tonnen Abfälle in gelben Säcken ein. Über Sammelcontainer werden vom Wetteraner Unternehmen pro Jahr etwa 2400 Tonnen Altglas abgefahren, außerdem rund 7000 Tonnen Altpapier.

Im statistischen Mittel verursacht jeder Wittener – nach Angaben der Stadt – pro Jahr etwa 27 Kilo Gelben-Sack-Müll, 70 Kilo Altpapier sowie 24 Kilo Altglas. Außerdem ist jeder Einwohner für rund 159 Kilo Restmüll, 77 Kilo Biomüll und 34 Kilo Sperrmüll verantwortlich. Macht insgesamt jährlich etwa 390 Kilo Müll pro Wittener.

Die städtische Straßenreinigung legt wöchentlich 722 Kilometer zurück. Neben der maschinellen Reinigung kommen auch sogenannte „Handkolonnen“ des Betriebsamtes zum Einsatz, die per Besen die Stellen reinigen, die Kehrmaschinen nicht erreichen. Im Ausschuss betonte Kleinschmidt, dass sich die Mitarbeiter der Wittener Müllabfuhr und Straßenreinigung während ihrer Arbeit von Bürgern leider auch so manches anhören müssten. Erfreulich sei, dass der digitale städtische Mängelmelder „Da is wat“ von den Bürgern rege genutzt werde. Zwei Drittel der gemeldeten Fälle beziehen sich auf wilde Müllkippen im Stadtgebiet und Verschmutzungen von öffentlichen Grünflächen.