Witten. Das Herbeder Oktoberfest ist unfreiwillig geschrumpft. Nicht nur die ungünstige Wetterlage machte den Veranstaltern in Witten zu schaffen.

Bratwurst, Bier und bunte Fähnchen: Das Herbeder Oktoberfest ist wieder da. Drei Tage lang feiern Anwohner und Besucher nach Art der Bayern – und doch ein bisschen anders. Nicht auf der Wiesn geht es rund, sondern mitten auf der Meesmannstraße. So hieß es auch nicht „O’zapft is!“ beim Fassbieranstich durch Wittens stellvertretenden Bürgermeister Tobias Bosselmann, sondern „Glück auf!“ im Sinne der Bergmannstradition.

Haben sichtlich Spaß: Frieda (li.) und Kaspar in einer der Raketen des Space Centers beim Herbeder Oktoberfest.
Haben sichtlich Spaß: Frieda (li.) und Kaspar in einer der Raketen des Space Centers beim Herbeder Oktoberfest. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Man wolle sich bewusst vom Münchner Oktoberfest distanzieren, erklärt Karsten Zierdt vom Stadtmarketing. „Das Herbeder Fest ist eine Art Herbstmarkt geworden“, sagt er selbst. In der Tat lassen sich auf dem gesamten Gelände keine Maßkrüge finden, Weißbier gibt es höchstens in den ansässigen Kneipen und auch das berühmte weiß-blaue Rautenmuster sucht man auf den Girlanden, die über den Köpfen der Besucher flattern, vergebens.

Nur wenige Wittener tragen Trachten

Trotz allem finden sich einige Trachtenliebhaber ein, die sich die Gelegenheit zum Herausputzen nicht nehmen lassen wollen. Für Benedikt Lange (32), bei dem von Kopf bis Fuß jedes Detail stimmt, gehört das einfach dazu. „Es fühlt sich ganz gut an und die Tracht ist mittlerweile schon eine kleine Tradition geworden. Sich hier mit seinen Freunden so zu treffen, macht einfach Spaß.“

Nicht gähnend leer, aber auch nicht voll: die Meesmannstraße beim Herbeder Oktoberfest am Samstagnachmittag.
Nicht gähnend leer, aber auch nicht voll: die Meesmannstraße beim Herbeder Oktoberfest am Samstagnachmittag. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Einzig mit der Größe des Angebots zeigt sich Lange unzufrieden: „Das Fest ist ein bisschen kleiner geworden, das ist sehr schade. Früher zog sich die Meile durch die gesamte Meesmannstraße bis zum Jever Krog. Das war riesig.“

Tatsächlich habe es wegen der schlechten Wetterlage, die auch schon das letzte Fest 2019 vermieste, am Wochenende einige Absagen gegeben, berichtet Veranstaltungsleiter Karsten Zierdt. „Die Aussteller vom Kunsthandwerkermarkt haben uns leider kurzfristig abgesagt. Die hatten Angst um ihre Ware, was vollkommen verständlich ist.“ Auch auf der Showbühne musste improvisiert werden, denn sowohl Pianist Alf Trenier als auch die Country-Band Free Bears mussten krankheitsbedingt absagen. Statt kultiger Livemusik gab es am Samstag also nur Hits von der Platte. Ein DJ ist spontan eingesprungen.

SV Herbede will Vereinskasse aufbessern

Neben der Bühne, auf der es die Livemusik geben sollte, steht der Bierwagen des SV Herbede. Die Mitglieder wollen hier ihre Vereinskasse aufbessern. Bisher klappt das auch. „Am Freitagabend lief es richtig gut“, versichert Jugendleiterin Daniela „Danni“ Kortengräber (41). Der Samstag lief dagegen schleppender an. „Wir hatten hier bisher noch kein Programm und das Wetter war leider auch nicht gut. Ich hoffe, das hält sich jetzt“, sagt Kortengräber und blickt hoffnungsvoll gen Himmel. Der ist zwar immer noch wolkenverhangen, doch zumindest regnet es nicht.

Am hinteren Ende der Meesmannstraße dünnt sich das Geschehen etwas aus. Bei gutem Wetter hätten hier die Kunsthandwerker ihre Waren feilgeboten. Stattdessen hat Carsten Laux (44) seine Bude aufgebaut. Der Betreiber des Jever Krog veranstaltet im Restaurant ohnehin gerade bayrische Wochen und verkauft nun Leberkäse, Wurstsalat und „Saure Zipfel“. „Das sind in Essigsud gegarte Nürnberger Bratwürste“, erklärt der Wirt die lustige Bezeichnung. Wie kommt die ungewöhnliche Spezialität bei den Wittenern an? „Bisher haben die Zipfel jedem geschmeckt“, versichert Laux. „Ist mal was anderes.“

Am Sonntag dann hat der Wettergott ein Einsehen und lässt die dicken Wolken bis auf einen dicken Schauer in der Mittagszeit regenlos vorüberziehen. Sonnenstrahlen blitzen hervor. Der Stadtteil füllt sich. Geht doch.