Witten. „Schmutzig und ehrlich“ nennen die „Free Bears“ ihre Musik. Seit 25 Jahren gibt es die Wittener Band, die etwas mit Udo Lindenberg gemeinsam hat.
Zum Jahresabschluss haben sie live auf der Hamburger Reeperbahn beim Santa-Pauli-Weihnachtsmarkt gespielt. „Da kriegste Gänsehaut, wenn alle mitsingen“, sagt Carsten Aufermann. Der Wittener ist einer von drei Jungs, die sich „Free Bears“ nennen und ihre Seele der Musik verschrieben haben. „Laut, schmutzig, ehrlich, gefühlvoll“ – so nennen sie ihren Americana-Stil. Seit 25 Jahren gibt es die Band – und zum Jubiläum ein neues Album.
„Somehow along the road“ haben sie es genannt, denn das Trio ist immer viel unterwegs. Auf der Rückfahrt von Berlin, irgendwo auf der A2, ist dann auch das Coverfoto – ein Sonnenuntergang – entstanden. Aber das nur nebenbei. Denn natürlich ist viel wichtiger, was zu hören ist auf dieser Scheibe: zehn Songs, fast alle selbst komponiert und getextet von Jörg Fuchs alias George Foxman. Er ist der einzige mit Künstlernamen und der letzte der ursprünglichen Gründungsmitglieder. Jetzt spielt der 55-Jährige zusammen mit Carsten Aufermann (49) und Reinhold Brieseck (62).
Musik der Wittener Band klingt mal nach Country, mal nach Rock oder Blues
Flotte Rhythmen wechseln sich auf dem Geburtstagsalbum mit ruhigen Melodien ab. Mal klingt’s mehr nach Country, mal mehr nach Rock’n’Roll, mal nach Blues wie das melancholische „Feels like home“. Das Lied, sagt Fuchs, habe er 20 Jahre in Gedanken mit sich ‘rumgeschleppt. Jetzt ist es raus – und könnte glatt zum Lieblings-Hit des Albums werden. „Die besten Lieder sind traurige Lieder“, findet er. „24 frames“ übrigens sei nicht ganz auf dem eigenen Mist gewachsen, sondern stamme ursprünglich von dem US-amerikanischen Musiker Jason Isbell und sei eine Hommage an ihn.
Die Themen? Da sprechen auch Titel wie „True love never dies“ oder „One night older“ für sich. „Wir singen über Autos, Frauen, weite Landschaften, Straßen, Staub und Sonne“, bringt es die Band auf den Punkt. Was „große Jungs“, als die sie sich selbst noch sehen, halt so interessiert und umtreibt. Nur glaubwürdig müsse es natürlich ‘rüberkommen – auch optisch. Deshalb treten sie zwar mal mit Hut, aber nicht in Cowboy-Klamotten auf.
Jörg Fuchs: Wir gucken immer, was das Beste für den Song ist
Viel harte Arbeit und viel Zeit stecken die „Free Bears“ in ihre Musik. „Wir probieren aus und verwerfen auch mal“, sagt Jörg Fuchs. Was im Studio funktioniere, könne live daneben gehen und umgekehrt. Und: Was wahnsinnig einfach klingt, sei umso schwerer umzusetzen. „Wir gucken immer, was das Beste für den Song ist.“ Das neue Album haben sie in verschiedenen Studios produziert. Ihr Stammstudio befindet sich in Berlin. Dort hätten schon „Seeed“ und „Rammstein“ einzelne Stücke aufgenommen. In den Woodhouse Studios in Hagen seien auch Maffay und Lindenberg schon gewesen. Doch am liebsten spielen die „Bären“ ihre Stücke in den Remscheider Donner-Studios ein – wegen der lockeren, freundschaftlichen Atmosphäre.
Rund 100 Songs hat die Band inzwischen im Repertoire. Und ja, wenn’s passt, dann covert sie live auch mal. „Mit nur eigenem Material hast du immer einen schweren Stand“, sagt Carsten Aufermann. Doch was einst als „Spaß-Kapelle“ mit dem Namen „Freibier“ entstand und gar nicht so professionell werden sollte, hat sich längst eine Fan-Gemeinde erspielt.
Etwa 40 bis 60 Auftritte absolvieren die Free Bears pro Jahr. Sie spielen beim Wittener Kultursommer, bei der Kneipennacht und natürlich im Maschinchen Buntes. Doch man will sie auch in Holland und Belgien, in Norwegen und Schweden hören. 2019 haben sie bei einem großen Festival in der Schweiz – dem „Wacken der Country-Freunde“, so Reinhold Brieseck – vor 50.000 Besuchern gespielt. Und auch 2020 haben sie viel vor. Es wird noch ein Best-of-Album geben. Und im September sogar eine Promotion-Tour in New York.