Witten. Sparkassenvorstandsmitglied Andrea Psarski rückt Ende 2023 zur neuen Vorsitzenden auf. Sie hat das Unternehmen sogar schon einmal allein geführt.

Mit Andrea Psarski bekommt die Sparkasse Witten nach 170 Jahren erstmals eine Vorstandschefin. Die 45-Jährige löst Ende nächsten Jahres Rolf Wagner (62) ab, dessen fünfjähriger Vertrag dann ausläuft. Psarski sitzt schon seit 2018 mehr oder weniger gleichberechtigt im Vorstand.

Wittener Sparkasse schon einmal kommissarisch geführt

Damals, im Krisenjahr 2017/2018, als der alte Vorstand das Haus nach Bekanntwerden von Immobiliengeschäften verließ, war Andrea Psarski schon einmal kommissarische Vorstandsvorsitzende gewesen. Sie führte das Geldinstitut seinerzeit wieder in ruhigeres Fahrwasser. Um ein klares Zeichen von Transparenz zu setzen, war der Chefsessel nicht zuletzt auf Druck des Verbandes aber schließlich wieder ausgeschrieben – und mit Rolf Wagner aus Niedersachsen 2019 neu besetzt worden. Ein stellvertretendes Vorstandsmitglied gibt es nicht mehr. Der Vorstand ist zweiköpfig.

Rolf Wagner kam 2019 als Vorstandschef zur Wittener Sparkasse. Sein Vertrag endet 2023.
Rolf Wagner kam 2019 als Vorstandschef zur Wittener Sparkasse. Sein Vertrag endet 2023. © SPK Witten

„Wir wollen auch schlank bleiben“, sagt Wagner, der nach eigenen Angaben selbst dann nicht verlängert hätte, wenn man es ihm angeboten hätte. „Dann wäre ich in meinem letzten Amtsjahr 69 gewesen“, sagt der begeisterte Sportler, der sich „nach 47 Dienstjahren“ auf einen gut dotierten Lebensabend freuen kann.

Über seine Amtszeit ist nichts Negatives zu hören, auch nicht aus dem politisch besetzten Verwaltungsrat, der die personellen Weichen stellt. „Wir sind mit dem Vorstand insgesamt zufrieden“, sagt Verwaltungsratsvorsitzender Volker Pompetzki (56).

Bis März muss ein zweites Vorstandsmitglied für die Sparkasse Witten gefunden werden: Verwaltungsratsvorsitzender Volker Pompetzki lässt noch offen, ob die Stelle ausgeschrieben oder intern besetzt wird.
Bis März muss ein zweites Vorstandsmitglied für die Sparkasse Witten gefunden werden: Verwaltungsratsvorsitzender Volker Pompetzki lässt noch offen, ob die Stelle ausgeschrieben oder intern besetzt wird. © CDU Witten

Bis März muss nun ein neues Vorstandsmitglied gefunden werden, das mit Psarski das Institut in die Zukunft führt. Noch lässt sich der Unionspolitiker nicht in die Karten sehen, ob der Spitzenposten intern besetzt oder ausgeschrieben wird. Im Verwaltungsrat werde man sich jetzt auf das Verfahren verständigen, so Pompetzki. Es gibt aber gewisse Äußerungen, die auf eine interne Lösung hindeuten könnten. Man müsse prüfen, ob die nötigen Sachkenntnisse vorhanden seien, sagt er.

Dass Andrea Psarski 2024 zur Vorstandschefin aufrückt, ist längst ausgemacht. Denn in diesem Jahr stand bereits ihre Vertragsverlängerung an. Die Wittenerin, die seit 26 Jahren bei der heimischen Sparkasse ist, gilt längst als die treibende Kraft in der Führungsriege. Sie ist Marktvorstand und damit für den Vertrieb zuständig – für alles, was mit den Kunden zu tun hat. Wagner ist „Risiko- und Überwachungsvorstand“. Wie sich der Vorstand die Aufgaben aufteilt, ist letztlich ihm überlassen.

Trotz der schwierigen Gesamtlage mit immer neuen Problemen – sei es Corona, Niedrigzinsphase,Digitalisierungsdruck oder jetzt die Inflation und drohende Rezession –, die Sparkasse verdient nach wie vor gutes Geld. „Wir zahlen acht Millionen Euro Steuern“, sagt Psarski, die den Jahresüberschuss aber noch nicht nennen will, bevor der Jahresabschluss nicht veröffentlicht ist. Die Bilanzsumme für 2021 liegt knapp unter 2,5 Milliarden Euro. Fusionen wie in der Nachbarschaft sind vorerst weiter kein Thema.

Wittener Sparkasse legt bei Krediten und Provisionen deutlich zu

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Das Eigenkapital konnte weiterhin erhöht werden und bei den Krediten hat das Institut um sieben bis zehn Prozent sowohl 2020 als auch 2021 zugelegt. Das gilt auch für das Provisionsgeschäft. „Das Haus ist stabil aufgestellt“, sagt der scheidende Vorstandschef Rolf Wagner – bei allen bekannten Herausforderungen.

Inflation, Energiekrise, Ukraine-Krieg, steigende (Bau-) Zinsen: Die Sorgenfalten bei Privatkunden und der heimischen Wirtschaft sind groß. Dass sich Firmen in „nennenswerten Schwierigkeiten“ befinden, „kann man aber noch nicht sagen“, so Psarski. Ihr Haus steht jedenfalls gut da.