witten. . Die Sparkasse Witten steht auch in den kommenden Jahren noch ohne Partner gut da. Das versichert die aktuelle Führung unter Psarski und Klinger.

Die Suche nach einem neuen Vorstandsvorsitzenden für die Sparkasse dürfen Beobachter durchaus als aktuelles Statement gegen eine Fusion verstehen. Wären bei der Partnersuche zwei Chefs für zwei Häuser doch nur hinderlich. Tatsächlich seien „Fusionen oder Sondierungen kein Thema“, wie Andrea Psarski versichert, die neue stellvertretende Vorstandsvorsitzende, die seit Januar im Amt ist.

Was nicht bedeutet, dass die langjährige leitende Firmenkundenbetreuerin und spätere Kredit-Controllerin grundsätzlich gegen Zusammenschlüsse ist. Eine Fusion zu prüfen, halte sie mittel- und langfristig durchaus für sinnvoll und strategisch richtig, hatte sie vor einigen Wochen zur Redaktion gesagt. Daraus könnten sich Synergien ergeben – „weil man Dinge statt zweimal nur einmal machen muss“. Doch aktuell stehe das Thema nicht zur Debatte, hieß es gestern erneut bei der Vorstellung des Geschäftsberichts 2017.

„Keine Gespräche mit Hattingen geführt“

Noch unter dem früheren Vorstand waren Gespräche mit Bochum gescheitert. Auch mit Hattingen sei nicht gesprochen worden, dementieren Psarski und ihr Vorstandskollege Arno Klinger ein Gerücht aus der Politik. Der Hattinger Verwaltungsrat hatte einen Beschluss gegen Fusionen gefasst – worüber Witten selbst überrascht gewesen sei, so Klinger. Er will damit sagen: Hätten wir gesprochen, wären wir nicht erstaunt gewesen.

Die Wittener Sparkasse komme auch alleine noch gut durch die kommenden Jahre, versichert die Führung. Sie sei gut und solide aufgestellt. „Für die nächsten Jahre ist die Entscheidung getroffen, dass es als Sparkasse Witten weitergeht“, sagt Andrea Psarski. Mit einer Bilanzsumme von knapp unter zwei Milliarden Euro (plus 100 Millionen) liege Witten im Durchschnitt der noch 60 Institute in Westfalen-Lippe – wozu ja auch fusionierte Häuser gehören, in der Nachbarschaft etwa Hagen-Herdecke. Soll heißen: Witten ist allein so stark wie manches Institut nur zu zweit.

Anhaltende Niedrigzinsphase senkt Erträge

Natürlich macht auch die Niedrigzinsphase der Sparkasse wie allen Banken im Lande zu schaffen und senkt die Erträge. Was tun mit dem vielen Geld, das auf den Konten liegt? Mit einem Plus von 65,4 Millionen (5,4 %) haben sich die Kundeneinlagen erhöht, auf nunmehr 1,3 Milliarden. Doch „Geldanlagen werden kaum oder gar nicht verzinst“, lautet weiterhin die ernüchternde Botschaft für Sparer. Egal was sie anlegen: In der Regel steht eine Null vor dem Komma.

Trotzdem stagniert das Aktiengeschäft – die Deutschen sind eben nicht so risikofreudig. Wenn es genügend Häuser auf dem Markt gäbe, würden noch viel mehr Kunden aus Witten in Steine, sprich Immobilien investieren. Doch die Nachfrage ist größer als das Angebot. Und die Preise sind teilweise überhöht. „Von einer Immobilienpreisblase sind wir aber weit entfernt“, sagt Psarski. Sie meint Kurse, die „ins Unendliche gehen“. Witten sei nicht München. Die begeisterte Golfspielerin spricht von einem noch „moderaten Wachstum“.

Sparkasse wünscht sich mehr Neubauten

Die Baukredite sind nach wie vor günstig, sie liegen unter zwei Prozent. Die Sparkasse würde sich freuen, wenn in Witten mehr Neubaugebiete ausgewiesen würden. Während sich die Zusagen für Baudarlehen auf 76,6 Millionen Euro erhöhten (+ 7 %), hat sich bei den Darlehenszusagen (neue Kredite) insgesamt kaum was verändert(179 Mio).

Das Kreditgeschäft ging um 0,6 Prozent leicht zurück. „Hier gibt es nicht mehr die Wachstumsraten der letzten Jahre“, sagt Sparkassendirektor Arno Klinger. Viele Unternehmen hätten gut verdient und könnten Investitionen mit Eigenmitteln tätigen. Entsprechend geringer falle die Kreditnachfrage im Gewerblichen aus. Apropos Eigenkapital.

Die Sparkasse erhöht diese Quote weiter, von 13,9 auf 15,2 Prozent. Statt in den städtischen Haushalt wandert der Gewinn abermals in die Rücklage. Der Überschuss ist zwar nur mit 800 000 Euro ausgewiesen. Das „Ergebnis vor Bewertung und Risikovorsorge“ liegt aber bei 11,3 Millionen. Das heißt, nach Abzug der Steuern fließen noch bis zu fünf Millionen in die Rücklage. Dort haben sich inzwischen 200 Millionen angehäuft.

„Wir sind sehr froh um das Kapital, das wir haben“, so Psarski. „Denn die Anforderungen an die Banken werden immer größer.“ 18 Prozent sind das Ziel. „Wir würden durchaus gerne mal als Träger etwas zurückgeben. Aber wir müssen das Institut nachhaltig aufstellen und bis dahin noch Eigenkapital sammeln“, erteilt die neue Vize-Chefin möglichen Begehrlichkeiten aus der Politik vorerst eine Absage.

>>> Geschäftskunden zahlen mehr fürs Girokonto

Die Sparkasse erhöht zum 1. Oktober die Gebühr für Girokonten von Geschäftskunden von 5 auf 7,50 Euro im Monat. Betroffen sind rund 6000 Konten. Das Institut weist darauf hin, dass es die erste Erhöhung seit über fünf Jahren sei. Normale Girokonten kosten weiterhin sieben Euro.

Ab sofort hat die Sparkasse „Überweisungen in Echtzeit“ eingeführt – beim Online-Banking bzw. für die Sparkassen-App auf dem Smartphone. In Sekunden wechselt das Geld von einem aufs andere Konto – bei einem anderen Institut aber nur, wenn es auch dieses Angebot vorhält.