Witten. Ein Weihnachtsgeschenk für die sechs sozial schwächsten Schulen in Witten: Die Stadt liefert 1200 iPads für den Unterricht – pro Kind ein Tablet.

Eine gute Nachricht: 1200 iPads konnte die Stadt Witten dank Fördermitteln bestellen, sie werden zur Weihnachtszeit an fünf Grundschulen, die Freiligrath-Hauptschule und die Pestalozzi-Förderschule verteilt. Jedes Kind bekommt dort bis zum Ende der vierten Klasse einen eigenen Tablet-Computer. Für den Unterricht an diesen Schulen an sozial benachteiligten Standorten birgt das neue Chancen.

Die NRW-Landesregierung hat 2021 den „schulscharfen Sozialindex“ eingeführt. Nach dem Motto „Ungleiches ungleich behandeln“ sollen Schulen, die durch das soziale Umfeld mit mehr Problemen zu kämpfen haben, stärker gefördert werden. In Witten haben nach der Kategorisierung sechs innenstadtnahe Schulen mit großen Herausforderungen zu kämpfen: Neben der Freiligrath-Hauptschule sind dies die Grundschulen Baedekerschule, Bredde-, Crengeldanz-, Erlen- und Gerichtsschule. Sie passen genau in ein Schulprofil, für das die EU Fördergelder bereitstellt.

An den weiterführenden Schulen müssen Eltern das iPad kaufen

Offiziell als Brennpunktschule klassifiziert zu werden, hat nicht nur Nachteile. Die sechs Einrichtungen erhalten nun eine Vollausstattung mit iPads. Etwas, von dem andere Schulen, nur träumen können. Entweder gibt es „Klassensätze“ mit etwa 30 Tablets pro Schule. Bei Bedarf verteilen die Lehrkräfte die Geräte für eine Doppelstunde, müssen sie danach aber wieder einsammeln – und laden.

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An den weiterführenden Schulen müssen die Eltern in den sauren Apfel beißen und 500 bis 600 Euro für die technische Ausstattung berappen. Die Anschaffung des Apple-Computers gilt als Standard, oft ab Klasse 7, wird damit unterrichtet.

Hälfte aller Wittener Schüler arbeitet bereits mit Tablet

„Unser Ziel ist nach wie vor eine Vollausstattung“, sagt Wittens IT-Chef Andreas Hasenberg. Jeder Lehrkraft in Witten stellt der Schulträger bereits ein iPad, das solle auch für jedes Kind gelten. Und wird, glaubt er, in einigen Jahren Standard sein. In Witten gibt es etwa 9000 Schulkinder und 800 Lehrkräfte. Die Hälfte von ihnen lehrt und lernt bereits mit den flachen Computern. 3000 Geräte konnte die Stadt über Fördermittel anschaffen. 2000 haben Eltern selbst gekauft oder die Fördervereine sprangen ein. Die Pestalozzi-Förderschule werde noch in diesem Jahr ausgestattet, so Hasenberg. Die 1200 iPads aus EU-Geldern sind bestellt und werden – sofern es keine Lieferschwierigkeiten gibt – „um Weihnachten herum in den Schulen eintreffen“. Die Geräte, die übrigbleiben, gehen an andere Grundschulen. 570.000 Euro kostete diese Förderung.

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In den Schulen wartet man bereits händeringend auf die Geräte. „Wir haben aktuell 37 iPads für 190 Schüler“, sagt Andreas Gründer, Leiter der Erlenschule. Bei der Frage, was Grundschüler überhaupt mit dem Apple-Gerät anfangen können, muss er schmunzeln. Eigentlich könnten sie vieles machen: Erklärvideos mit Kopfhörern angucken, Inhalte recherchieren oder Lern-Apps wie Antolin oder Anton nutzen. Tatsächlich aber braucht er einen Teil der Geräte für Kinder mit mangelnden Deutsch-Kenntnissen. 13 seiner Schüler, meist aus der Ukraine, sprechen kein einziges Wort Deutsch. Die Geräte seien zum einen eine wertvolle Übersetzungshilfe. Zum anderen ist dort die App „Sag es auf Deutsch“ installiert. Auch Jennifer Graulich von der Gerichtsschule verweist auf die App. Während des Deutschunterrichts etwa können sich die geflüchteten Kinder damit beschäftigen.

Gerichtsschule setzt schon länger auf digitale Inhalte

Die Gerichtsschule setzt schon länger auf Digitalisierung, arbeitet mit dem Lernmanagementsystem Logineo oder kommuniziert über einen Messengerdienst mit den Eltern. Während des Lockdowns hat sie als eine der wenigen Grundschulen täglich Digitalunterricht angeboten, erzählt Jennifer Graulich vom Digitalteam. Mit ihren 77 iPads, davon 60 für Kinder, werde zurzeit jongliert. Es gibt eine Medienzeit, bei der die Kinder abwechselnd Zugang zu den Geräten erhalten. Über einen QR-Code können sie sich einloggen. Hört man Graulich zu, bekommt man ein Gefühl dafür, welchen großen Schritt nach vorn die Gerichtsschule mithilfe der digitalen Lerngeräte gehen könnte. Laut Sozialindex ist sie übrigens die Wittener Schule, die den größten Hilfebedarf hat.