Düsseldorf. Wie viel Geld braucht die Schule, und wie viel Personal? Ein neues System zeigt dem Land „per Knopfdruck“ den tatsächlichen Bedarf jeder Schule.

NRW führt ein neues, bundesweit bisher einzigartiges Instrument ein, das den exakten Unterstützungsbedarf jeder einzelnen Schule im Land anzeigt. „Wir können jetzt quasi auf Knopfdruck den Sozialindex aller Grundschulen in Essen ermitteln oder der Gymnasien in Köln“, erklärt Schul-Staatssekretär Mathias Richter (FDP). Im Gespräch mit dieser Zeitung beschreibt er erstmals die Details der ab sofort einsatzfähigen Datenbank.

Per Knopfdruck: Wie viel Personal braucht „Schule xy“ wirklich?

Seit mehr als zehn Jahren fordern Bildungsforscher und Bildungsgewerkschaften eine Möglichkeit, genau zu messen, wie viel Personal und Geld jede einzelne Schule tatsächlich benötigt. In NRW gibt es zwar schon einen Sozialindex, aber er kann dies nicht leisten. Er bildet nur die Bedarfe von Landkreisen oder kreisfreien Städten ab, zum Beispiel im Stadtgebiet von Essen oder Dortmund. Dabei wird nicht berücksichtigt, dass die Herausforderungen der Schulen in einzelnen Stadtteilen oder Vierteln extrem unterschiedlich sein können.

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Bei dem Projekt geht es im Kern darum, ein altes bildungspolitisches Ziel zu erreichen: „Ungleiches ungleich behandeln“. Der Landesregierung gehe es mit diesem modernen Messverfahren darum, „soziale Nachteile“ zu überwinden, so Richter. „Der schulscharfe Sozialindex solle Kindern und Jugendlichen gerechtere Bildungschancen ermöglichen, denn Schule sei mehr als nur Unterricht. „Sie muss auch soziale Ungleichheit und unterschiedliche Herkunft berücksichtigen. Daher wollen wir die Mittel und das Personal auch nach diesen Kriterien verteilen“, so Richter.

Alle 6000 Schulen im Land werden in Kategorien eingeteilt

Zum Start im Schuljahr 2021/22 könnten die ersten rund 2200 Stellen nach den neuen Kriterien vergeben werden, kündigt das Schulministerium an. Alle rund 6000 Schulen im Land werden in Kategorien von 1 bis 9 eingeteilt. Darin spiegelt sich unter anderem der Anteil von Kindern und Jugendlichen, deren Familien auf Sozialhilfe angewiesen sind.

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Bisher arbeiten nur die Stadtstaaten Hamburg, Berlin und Bremen mit einem schulscharfen Sozialindex. Hessens Index ist ähnlich aussageschwach wie der bisherige in NRW. Die anderen Bundesländer verzichten auf solche Instrumente.

Entwickelt wurde der schulscharfe Sozialindex vom Landesinstitut für Schule NRW unter federführender wissenschaftlicher Begleitung von Prof. Jörg-Peter Schräpler von der Ruhr-Uni Bochum. Das Projekt wurde 2017 nach der Landtagswahl im Koalitionsvertrag zwischen CDU und FDP vereinbart. Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) will den Landtag in der übernächsten Woche über die Datenbank informieren.