Witten. Das Ausbildungsjahr hat bereits begonnen, in Witten sind viele Stellen aber noch unbesetzt. Auch ungewöhnliche Berufe stehen auf der Liste.

„Ausbildung wie Sand am Meer“. Unter diesem Motto zieht die Berufsberatung der Agentur für Arbeit derzeit durch den Ennepe-Ruhr-Kreis. Ungewöhnlich viele Stellen sind für diese Zeit noch offen. Am Donnerstag waren die Berufsberater in der Wittener Geschäftsstelle an der Schlachthofstraße zu Gast, um die offenen Jobs unter die Leute zu bringen.

212 Stellen sind es derzeit noch in Witten, die unbesetzt sind – und das, obwohl das Ausbildungsjahr bereits am 1. August angefangen hat. Und es scheint immer noch einige zu geben, die noch fündig werden wollen. Um kurz nach 14 Uhr tummeln sich rund zehn junge Leute vor den Aushängen an der Wand in einem Raum in der ersten Etage. Alle Stellen sind hier detailliert aufgelistet inklusive Voraussetzungen und Ansprechpartner. Die ersten werden schnell fündig. So verschwindet ein junger Mann mit Beraterin Mirela Vrucak im Büro. „Er hatte konkrete Vorstellungen, hat eine Stelle als Bürokaufmann gefunden und wollte weitere Informationen zum Unternehmen“, sagt Vrucak.

Bestatter in Witten wird gesucht

Und genau das ist der Sinn der Aktion. Kurzentschlossene sollen sich nicht erst durch hunderte Telefonate quälen, bis sie an den richtigen Ansprechpartner gelangen. Über den kurzen „Dienstweg“ kann der Schritt vor Ort zum Traumjob ganz schnell gehen. Das Repertoire der Stellen ist groß. Klar, Dauerbrenner wie Kfz-Mechatroniker oder Medizinische Fachangestellte sind weiter gefragt. Aber auch Berufe, an die nicht jeder sofort denkt, stehen auf der Liste. So sucht Rumberg Bestattungen aus Bommern derzeit noch einen Auszubildenden. Wer Industriemechaniker werden will, hat ebenso gute Chancen wie ein Kaufmann oder eine Kauffrau bei der LBS, der Bausparkasse der Sparkassen.

„Es gibt nicht das eine Unternehmen oder die eine Branche, die Azubis suchen. Das ist alles bunt gemischt“, sagt Ingo Joppe, Teamleiter Arbeitgeberservice EN. Nach den krisengeplagten Coronajahren scheinen sich einige Unternehmen wieder zu erholen und suchen deshalb händeringend Nachwuchskräfte. Insbesondere die Gastronomie braucht junge Leute, sowohl Servicekräfte als auch Köche und Köchinnen.

Mirela Vrucak ist Berufsberaterin und betreut Arbeitgeber in Witten und Hattingen.
Mirela Vrucak ist Berufsberaterin und betreut Arbeitgeber in Witten und Hattingen. © Villis

Langsam wird die Zeit aber knapp. „Bis zum 1. September können Ausbildungen noch gestartet werden. Man sollte sich jetzt also schon beeilen“, sagt Berufsberaterin Mirela Vrucak. Mit Ausnahmegenehmigung der Kammer ist aber auch noch ein Start zum 1. Oktober möglich. „Viele wissen gar nicht, dass sie sich immer noch bewerben können, obwohl das Jahr eigentlich schon angefangen hat.“ Dabei geht der Blick auch schon auf 2023. Immer mehr Arbeitgeber wollen schon früh Klarheit darüber, wer in dem Unternehmen anfängt. „Es ist also möglich, auch jetzt schon auf Stellen für das nächste Jahr zu schauen“, sagt Vrucak.

Auch Jahrespraktika sind eine Option

Und wenn es nicht klappt, gibt es immer noch andere Möglichkeiten. So bieten immer mehr Firmen auch sogenannte Jahrespraktika an. „Dann kann man schonmal in den Beruf reinschnuppern“, so die Jobexpertin. In vielen Fällen sei es dann sogar möglich, danach direkt ins zweite Ausbildungsjahr zu starten. „Das Praktika wird von der Kammer dann quasi schon als erstes Ausbildungsjahr angesehen. Diejenigen, die sich dafür entscheiden, besuchen auch ganz normal die Berufsschule.“

In Witten wird es die Aktion der Akquise dieses Jahr voraussichtlich nicht mehr geben. Die Stellen sind aber allesamt auf dem Internetportal der Agentur für Arbeit ausgeschrieben. Unter 02302/929450 kann man weiter auch telefonisch mit der Jugendberufsagentur in Witten Kontakt aufnehmen. Auch wenn die unkomplizierte Beratung vor Ort dann wegfällt.