Witten. Den Markt der Ausbildung hatten viele heiß ersehnt. Die Resonanz war groß – bei Betrieben und beim Nachwuchs. Allen bieten sich hier Chancen.
Unternehmer und junge Menschen waren gleichermaßen erleichtert: Nach zwei Jahren Pandemiepause ging der neunte „Markt der Ausbildung“ endlich wieder real statt nur virtuell über die Bühne. Der Besucherandrang zeigte: Hier hat vielen tatsächlich etwas gefehlt. Die einen suchten händeringend Nachwuchs, die anderen loteten ihre Chance auf offene Stellen aus.
Das Angebot kam zur rechten Zeit: Denn rund 300 Jugendliche im Bezirk Witten haben laut der Agentur für Arbeit zum Ausbildungsstart im August noch keine Stelle, gleichzeitig sind etwa 430 Plätze bislang nicht vergeben. Gastgeber war erneut die Karrierewerkstatt der Deutschen Edelstahlwerke (DEW) an der Herbeder Straße. Gemeinsam mit den Stadtwerken, der Stadt Witten sowie der IHK Mittleres Ruhrgebiet hatte sie den Markt organisiert.
45 Unternehmen präsentierten sich in Witten
45 Unternehmen und Institutionen aus unterschiedlichen Branchen – von der Industrie über Dienstleistungsbetriebe bis zum Handwerk – präsentierten sich und ihre Ausbildungsangebote für 60 Berufe. Die meisten Angebote bezogen sich auf den Ausbildungsstart im Sommer 2023. Es galt aber sogar noch freie Plätze für das Jahr 2022 im Rahmen der Last-Minute-Börse zu besetzen.
Die Ausbildungsmesse sei auch eine gute Möglichkeit für relativ unbekannte Unternehmen aus der Region, auf sich aufmerksam zu machen, erklärte Gunnar Dachrodt, Leiter der DEW-Karrierewerkstatt. Bei den jungen Menschen erkenne er ein Umdenken: Strebten viele von ihnen lange Zeit nach einem Studium und höheren Bildungsabschlüssen, gehe der Trend nun wieder Richtung Ausbildung. Dachrodt: „Es hat sich gezeigt, dass sich durch eine gute Ausbildung große Chancen eröffnen, etwa die Selbstständigkeit.“ Ausbildungsbetriebe wie DEW böten zudem oft eine unbefristeten Übernahme und Bezahlung nach Tarif.
DEW-Karrierewerkstatt: Schulnoten spielen nicht die größte Rolle
Bei der Auswahl der Bewerber spielten Schulnoten nicht unbedingt die größte Rolle, vielmehr komme es auf Eigenschaften wie Zuverlässigkeit und Engagement an. „Ausbildungsinteressierte können sich ihre Stelle mittlerweile frei aussuchen, das sah vor 20 Jahren noch ganz anders aus“, so Gunnar Dachrodt.
Einen offenen Platz für die Ausbildung zum Fachangestellten Bäderbetriebe mit Start noch in diesem Jahr hatten zum Beispiel die Stadtwerke Witten im Angebot. Lars Glörfeld, stellvertretender Abteilungsleiter Bäder und Schifffahrt, freute sich über die jungen Besucher, die „durch die Bank einen guten Eindruck hinterließen“. Stadtwerke-Ausbildungsleiter Nils Theising möchte längerfristig neun Ausbildungsplätze besetzen – vom Elektroniker bis zum Kaufmann.
Viele Ausbildungsplatzsuchende bringen ihre Eltern mit
Vielleicht ist etwas für Nils dabei? Der 16-Jährige informierte sich mit Mutter Andrea über mögliche Ausbildungschancen im nächsten Jahr. Annika (17), zusammen mit Mutter Claudia auf der Ausbildungsmesse unterwegs, suchte dagegen einen Praktikumsplatz für ihr angestrebtes Studium der Luft- und Raumfahrttechnik.
Der Freitagnachmittag als Veranstaltungstag und die kompakt gehaltene Öffnungszeit von dreieinhalb Stunden waren nicht zufällig gewählt, wie Gastgeber Gunnar Dachrodt erklärte. „Zu anderen Ausbildungsmessen veranstalten Schulen verpflichtende Klassenfahrten. Wer zu uns kommt, kommt freiwillig und bringt auch gerne die Eltern mit.“
Ein bisschen Nervenkitzel bot die Werksfeuerwehr der DEW am Rande der Messe: Sie beförderte interessierte Gäste mit ihrem Teleskopmastfahrzeug auf bis zu 30 Meter in die Höhe – toller Ausblick über Witten garantiert.