Witten. In rund drei Wochen startet das neue Ausbildungsjahr. In Witten, Wetter und Herdecke haben Bewerber noch viele Chancen. Welche Branchen suchen.

Rund drei Wochen vor dem Start des neuen Ausbildungsjahres am 1. August meldet die Agentur für Arbeit für Witten, Wetter und Herdecke noch 370 freie Lehrstellen. Agentur-Sprecher Ulrich Brauer: „Im gesamten EN-Kreis konnten bislang 800 Lehrstellen noch nicht vergeben werden.“ Bewerber hätten noch viele Chancen.

549 Jugendliche aus dem Kreis suchen laut Arbeitsagentur noch einen Ausbildungsbetrieb, darunter 300 aus Witten, Wetter und Herdecke. Es sei sehr sinnvoll, sich weiterhin zu bewerben, so Brauer. Denn Firmen schließen Lehrverträge nicht nur zum August, sondern auch zum 1. September und manchmal noch danach ab. Seit Oktober wurden der Agentur aus den drei Städten insgesamt 732 freie Ausbildungsplätze gemeldet, 45 Lehrstellen weniger als für das Jahr 2020. Ulrich Brauer: „Da merkt man schon die Auswirkungen der Corona-Pandemie.“

Im EN-Kreis gibt es noch mehr freie Lehrstellen als Bewerber

Gebe es in anderen Ruhrgebietsstädten in diesem Jahr mehr Bewerber als freie Plätze, sei dies im EN-Kreis umgekehrt. Einen Grund sieht Brauer darin, dass die Arbeitsagentur in der Corona-Zeit keine Berufsorientierungen in den Schulen anbieten konnte. Auch Ausbildungsmessen fielen aus. „Wir haben die Jugendlichen in der Pandemie schlechter erreicht. Offenbar haben sich junge Leute auch erst einmal um ihren Schulabschluss und nicht um eine Lehrstelle gekümmert.“

Fast 50 freie Ausbildungsplätze gibt es in Witten, Wetter und Herdecke noch im Baugewerbe.
Fast 50 freie Ausbildungsplätze gibt es in Witten, Wetter und Herdecke noch im Baugewerbe. © dpa | Marcus Brandt

Gute Chancen haben noch unversorgte Bewerber, die sich für eine Ausbildung im Handel interessieren. 93 freie Stellen gab es Ende Juni noch in Witten, Wetter und Herdecke, davon 75 im Einzelhandel. Das verarbeitende Gewerbe liegt mit noch 61 freien Ausbildungsplätzen auf Platz 2 der noch suchenden Branchen. 49 freie Stellen bietet in den drei Städten noch das Baugewerbe an. 29 offene Plätze gibt es im Gesundheits- und Sozialwesen – bei den Ausbildungen für medizinische Fachangestellte. 36 Lehrstellen bieten noch Freiberufler wie etwa Steuer- und Unternehmensberater und Rechtsanwälte an.

Auch das Wittener Stahlunternehmen Lohmann braucht noch Auszubildende

Auch der Wittener Stahlhersteller Lohmann sucht noch Azubis. Normalerweise sind die neuen Ausbildungsplätze beim Traditionsunternehmen schon am Ende des Vorjahres besetzt, sagt Personalleiter Constantin Broska. In diesem Jahr konnten nach langer Suche erst gerade zwei Lehrverträge abgeschlossen werden – für die Berufe Industriemechaniker und Elektriker. Zwei Ausbildungsplätze sind noch frei. Gesucht werden ein Mechatroniker/eine Mechatronikerin und eine Industriekauffrau beziehungsweise ein Industriekaufmann.

Wichtige Adressen, die weiterhelfen

Jugendliche, die einen Ausbildungsplatz suchen oder eine Berufsberatung benötigen, können sich an folgende Hotline wenden: 02302/929450. Auch ein Blick in das Online-Portal der Wittener Ausbildungsmesse lohnt sich. Dort gibt es eine Last-Minute-Börse für Lehrstellensuchende (www.wittener-markt.de).

Arbeitgeber, die freie Ausbildungs- und Arbeitsplätze haben, können diese der Agentur für Arbeit melden: 0800/4 5555 20. Unter www.jobboerse.arbeitsagentur.de findet man unter dem Stichwort „Ausbildung“ Lehrstellen-Angebote geordnet nach Städten.

Was Thomas Wagner, Leiter der gewerblichen Ausbildung im Herbeder Lohmann-Werk, seit den letzten vier, fünf Jahren auffällt: „Die Qualität der Bewerbungen, auch die schulischen Leistungen, lassen häufig sehr zu wünschen übrig.“ Personalleiter Broska betont, dass man von Bewerbern erwarte, dass sie sich mit dem Beruf auseinandergesetzt hätten, den sie ergreifen wollten. Auch, dass Bewerber etwas über das Unternehmen wissen, mit dem sie einen Lehrvertrag abschließen möchten.

Personalleiter: „Wir suchen nicht die Besten, sondern die, die am besten zu uns passen“

Leider seien Bewerbungsschreiben aber oft nicht aussagekräftig. Sie enthielten manchmal noch nicht einmal eine Rufnummer. Was dem Personalchef wichtig ist: „Es gibt Phasen in der Schulzeit, da halten einen Dinge von guten Leistungen ab.“ Wenn jemand dies überzeugend erkläre und seinen Willen bekunde, daran etwas zu ändern, wäre das gut. Lohmann suche nicht nur Menschen mit Einser-Abschlüssen. „Wir suchen nicht die Besten, sondern die, die am besten zu uns passen.“