Witten. Deutliche Baufortschritte sind trotz der Sperrungen und Umleitungen auf der Pferdebachstraße in Witten zu erkennen. Ist bald ein Ende in Sicht?
An manchen Stellen lässt es sich fast wie auf den Champs-Elysees bummeln. Okay, der Vergleich ist gewagt und an der Pferdebachstraße in Witten fehlen ja auch die Nobelgeschäfte. Aber der neue Bürgersteig ist tatsächlich hier und da so breit wie der Prachtboulevard an der Seine. Viel wichtiger aber noch als entspanntes Flanieren: Ein Ende der mittlerweile vierjährigen Umbauzeit für gut 1000 Meter Straße kommt tatsächlich langsam in Sicht.
Die Autofahrer und Fußgänger können es noch gar nicht recht glauben. Fragt man eine Frau, die gerade an der Haltestelle „Diakonissenstraße“ in den Bus steigt, wie sie die „neue“ Straße denn findet, antwortet sie nur: .Ja, wenn sie denn mal fertig wird.“
Das größte Straßenbauprojekt in Witten hat viele Nerven gekostet
SPD fragt nach Parkplatz
Die SPD fragt den Bürgermeister nach einem oder mehreren Parkplätzen vor dem Blumengeschäft am Krankenhaus, Ecke Pferdebach-/Westfalenstraße. Wegen eines im Zuge der Baumaßnahme angelegten neuen Blumenbeets könnten dort Lieferanten und Kunden nicht mehr parken.
Bei einem Ortstermin mit dem Leiter des Tiefbauamtes sei festgestellt worden, so die Fraktion, dass sich ein Stellplatz ohne großen Aufwand an dem abgesenkten Bordstein in der Westfalenstraße schaffen ließe. Die SPD fragt, ob man die Parkscheibenregelung dafür auf eine halbe Stunde begrenzen könne, ob weitere ein bis zwei Kundenparkplätzen im Umfeld möglich seien, warum im Vorfeld Parkplätze nicht berücksichtigt worden seien und bis wann der „Missstand“ beseitigt werden könne.
In der Tat hat Wittens größtes Straßenbauprojekt der letzten Jahrzehnte bisher viele Nerven gekostet, ob bei Bauleuten, Autofahrern, Radfahrern, Anwohnern oder Passanten. Noch ist der Schrecken mit Umleitungen, Slalomfahren zwischen Baustellenbaken, Schilderwald und Einbahnstraßenregelungen nicht ganz vorbei. Aber die nun laufenden drei Monate leiten doch schon so etwas wie einen Endspurt ein. Zum Jahresende soll alles fertig sein – von vielleicht kleineren Restarbeiten einmal abgesehen. Und im Herbst soll der Verkehr zumindest Richtung City störungsfrei über die komplette Länge fließen.
Tiefbauamtsleiter Jan Raatz ist zuversichtlich, dass bis Ende September/Oktober die restlichen Abschnitte mit wenigen Ausnahmen asphaltiert werden. Konkret heißt das: die fehlenden gut 60 bis 100 Meter an der Kreuzung Leostraße in Richtung Stadtmitte, wo derzeit noch ausgeschachtet wird; die Fahrspur bei Boni (Richtung Stadtmitte) in Höhe der Schlachthofstraße, wo ein neuer Kreisverkehr entsteht; und weitere Stücke im Bereich Westfalenstraße, wo der zweite Kreisel gebaut wird.
„Hier ist ein wichtiges Ziel, dass die südliche Fahrbahn bis Ende September fertig ist“, sagt Raatz. Gemeint ist die Einbahnstraße, wenn man von der Pferdebachstraße (Fahrtrichtung City) nach links in die Westfalenstraße abbiegt. Aus der anderen Richtung, aus der Stadtmitte kommend, soll die Pferdebachstraße an dieser Stelle einen „Bypass“ (Raatz) bekommen, für das „freie Rechtsabbiegen“.
Bleiben wir an dieser Stelle fast in Höhe des Evangelischen Krankenhauses. Denn dort soll in den nächsten drei Monaten das Bauwerk endgültig fertig werden, das Radfahrern wieder freie Fahrt auf dem Rheinischen Esel beschert: die neue, futuristische Schrägseilbrücke über die Pferdebachstraße. Es fehlen noch die Anschlüsse – sowohl die Rampen hinunter zur Pferdebach- und Westfalenstraße als auch die Verbindung zum Esel weiter nach Annen oder Stockum. Informationen dieser Redaktion, Radfahrer könnten erst Anfang 2023 über die neue Brücke radeln, kann der Tiefbauamtsleiter nicht bestätigen.
Die Erdarbeiten vor dem Medizinischen Zentrum auf dem alten Güterbahnhofgelände sind in vollem Gange und Raatz ist zuversichtlich, dass Radfahrer die neue Brücke bis Ende Oktober in Beschlag nehmen können. „Leider hat es nicht geklappt, den Rheinischen Esel im Sommer fertig zu kriegen.“
Betonkwinkelstützen für Anschlüsse an den Rheinischen Esel
In den nächsten Wochen werden im Brückenbereich größere Betonwinkelstütze wie Wände eingebaut, Stahlbetonfertigteile, die den neuen Esel an dieser Stelle abstützen. „Irgendwie müssen wir die Höhenunterschiede ja überwinden“, sagt Raatz. Zwischen Fahrradweg und Fahrbahn liegen hier demnächst gut und gerne drei, vier Meter. Apropos Fahrrad fahren.
Wer sich fragt, wo auf der nicht sehr breit wirkenden neuen Fahrspur der Pferdebachstraße noch Platz für einen Radfahrstreifen sein soll, den beruhigt der Planer. „Auf beiden Seiten wird es einen 1,80 bis zwei Meter breiten Streifen geben, so dass ein Lkw noch bequem an einem Radfahrer vorbeifahren kann.“
Bis Jahresende soll die Straße im Großen und Ganzen also fertig sein. Mit als Letztes wird wohl das Stück zwischen Ardey- und Westfalenstraße (Höhe ZF) asphaltiert und damit dann auch erst der Kreisel an der Schlachthofstraße endgültig fertig. Die Bauzeit wäre dann um mindestens anderthalb bis zwei Jahre überschritten, die Ausgaben mit zuletzt genannten 18 Millionen Euro um rund acht Millionen, ausgehend von einem ursprünglichen Auftragsvolumen von 10,3 Millionen. Zumindest hält das Bauamt derzeit „keine Hiobsbotschaften für weitere Mehrkosten“ bereit.