Witten. Die neuen Markierungen an der Pferdebachkreuzung sorgen für Verwirrung. Nun stellt sich heraus: Sie sind auch falsch aufgetragen.
Eigentlich sollte die neu asphaltierte Kreuzung Pferdebach-/Ardeystraße schon seit letzter Woche wieder befahrbar sein. Doch der sonst viel befahrene Knotenpunkt ist zumindest für Abbieger in die Pferdebachstraße immer noch gesperrt, die Warnbaken stehen weiter auf der Fahrbahn. Und das wird wohl auch noch eine ganze Weile so bleiben. Denn bei den Markierungsarbeiten ist etwas falsch gelaufen. Der externe Verkehrssicherer hat daher die Freigabe der Kreuzung vorerst auf Eis gelegt.
Was genau falsch ist an den Markierungen, kann Stadtsprecher Jörg Schäfer am Dienstag noch nicht exakt beantworten. Aber es scheint sich nicht nur um eine fehlerhaft gezogene Linie zu handeln. „Nein, das ist schon ein bisschen mehr“, so Schäfer. Es gehe vor allem um eine Autospur in der Johannisstraße. Das Problem sei „nicht banal“ – und ist offenbar auch mit ein paar Pinselstrichen nicht einfach zu beheben.
Wittener sprechen von „Stellplätzen für Autos“
Schon als die Markierungen Anfang des Monats aufgebracht worden waren, hagelte es Häme im Netz. Von „Malen nach Zahlen“, einem „Schnittmuster“ und „Abstrakter Kunst“ war die Rede. „Sind das in der Mitte Stellplätze für Autos und Motorräder?“, fragte ein Facebook-Nutzer angesichts der zahlreichen Linien auf der Fahrbahn, deren Sinn sich in der Tat nicht gleich erschließt.
Auch WBG-Ratsmitglied Siegmut Brömmelsiek schlägt in diese Kerbe. „Fünf Pkw-Parkplätze in der Kreuzungsmitte plus zwei für Motorräder und zwei für Radfahrer. Einfach genial, wäre ich nie drauf gekommen“, schreibt der langjährige Fahrlehrer in der Gruppe „Witten ist klasse!“ Das müsse sich die Stadt patentieren lassen. Dem Verkehrsausschuss sei „dieser Schwachsinn“ jedenfalls nicht vorgelegt worden. „Das hat die Verwaltung ganz allein zu verantworten“, so Brömmelsiek. Er schimpft: Aus dem Ärger um die Markierungen an der Ecke Dortmunder Straße/Husemannstaße habe die Stadt „nichts, aber auch gar nichts gelernt“.
Es geht wieder ums „indirekte Linksabbiegen“
Und in der Tat: Das Prinzip soll an der Kreuzung, die derzeit neu gestaltet wird, das Gleiche wie dort sein. Es geht ums „indirekte Linksabbiegen“ für Radfahrer. Die werden, wenn sie etwa von der Pferdebachstraße kommend links auf die Ardeystraße abbiegen wollen, zunächst durch eine schmale Spur geradeaus geleitet. Die Spur endet in einer Verbreiterung, einer sogenannten Fahrradtasche. Dort warten die Radler an einer Extra-Ampel, bis die Autos weg sind, und bekommen dann anschließend Grün – mit etwas Vorlauf zum Querverkehr von der Ardeystraße. „Das ist sicherer, als sich auf der Linksabbiegespur der Autos einzuordnen“, sagte im vergangenen Jahr Wittens Fahrradbotschafter Andreas Müller, der den Umbau an der Dortmunder Straße 2019 als damaliger Verkehrsplaner betreut hatte.
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Doch das Prinzip hatte schon bei der Neugestaltung an der Dortmunder Straße/Ardey-/Husemannstraße für Verwirrung und Orientierungsprobleme gesorgt. Viele Radfahrer wichen an der Stelle lieber auf den Gehweg aus. Die Politik forderte Änderungen – passiert ist aber lange nichts. Verkehrsplaner Henning Fort hatte damals erklärt, dass neu gebaute Kreuzungen eben komplexer beschriftet würden als früher. Neben der Radverkehrsführung sollten nun auch „Leitbereiche“ verdeutlichen, wie die Autos fahren sollen.
Markierung sollte übersichtlicher werden
Für die Kreuzung Pferdebachstraße war allerdings versprochen worden, dass die Markierungen einfacher und übersichtlicher werden sollten als ein paar hundert Meter weiter oben. So sollten etwa die Wartebereiche für abbiegende Radfahrer – also die „Fahrradtaschen“ – noch deutlicher erkennbar sein. Doch ob das der Übersichtlichkeit dient?
Fraglich ist auch, wie es nun an der Pferdebach-Kreuzung weitergeht. „Wir sind noch in der Analyse, wie die fehlerhafte Markierung korrigiert werden kann“, sagt Stadtsprecher Schäfer. Und wann wird der Verkehr wieder fließen können? Unklar. „Wir überlegen, die Kreuzung vielleicht schrittweise zu öffnen.“