Witten. Seitenwechsel auf der Großbaustelle Pferdebachstraße in Witten. Warum Anwohner nochmals eine harte Probe erwartet und es trotzdem leiser ist.

Die Anwohner haben die Gelben Säcke am Sonntagabend (21.2.) prompt auf die falsche Straßenseite gelegt. Sie liegen dort am Montagmittag immer noch, denn die Baustelle auf der Pferdebachstraße hat genau an diesem 22. Februar die Seite gewechselt. Jetzt wird direkt vor ihren Häusern gebaggert und gebuddelt. Der Verkehr fließt weiterhin nur stadteinwärts, allerdings erstmals auf der fertigen Fahrbahnhälfte. Mit Beginn des neuen Bauabschnitts biegt Wittens größtes Straßenbauprojekt allmählich auf die Zielgerade ein.

Man erkennt schon, wie schick dieses Eingangstor für Witten werden kann

Langsam bekommt man eine Ahnung, dass die ursprünglich veranschlagten zwölf Millionen Euro Baukosten hier gut angelegt sein könnten. Sieht man vom Comenius-Berufskolleg auf den nun fertigen Teil der Pferdebachstraße, erkennt man, wie schick sich dieses Eingangstor zur Innenstadt nach Ende der Bauzeit in gut einem Jahr präsentieren wird. Der breite Bürgersteig und Parkbuchten sind gepflastert, Netze schützen die Hangbepflanzung. Fast übersieht man im Schilderwald die frisch gesetzten Bäume.

Hinzu kommen mehrere Neubauten, die in den letzten Jahren entstanden sind und die Pferdebach säumen. Etwa das Facharztzentrum, das einen Bogen schlagende Wohnhaus an der Kreuzung zur Diakonissenstraße oder das architektonisch ansprechende große Ärztehaus nahe des einstigen Güterbahnhofs. Immerhin: Es liegt bereits ein Hundehaufen auf dem hübschen Trottoir.

Anwohner in Witten: Haben uns an den Baulärm gewöhnt

Die Pferdebachstraße in Witten, wie man sie seit langem kennt: Die Fahrbahn vor den Häusern ist von Schlaglöchern übersät. Nun soll auch diese Seite saniert werden.
Die Pferdebachstraße in Witten, wie man sie seit langem kennt: Die Fahrbahn vor den Häusern ist von Schlaglöchern übersät. Nun soll auch diese Seite saniert werden. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Und wie geht es den Anwohnern, nach zweieinhalb Jahren Baustelle? „Man hat sich dran gewöhnt“, sagt Marina Werdelhoff, die in einem der Häuser auf der Straßenseite zwischen Bahnübergang und Johannes-Busch-Weg wohnt. Den Lärm der Baumaschinen höre sie gar nicht mehr. An diesem Montag rollt der Verkehr erstmals über das fertige Teilstück der Pferdebachstraße. „Uns ist direkt aufgefallen, wie viel leiser der Straßenlärm ist. Ohne die ganzen Schlaglöcher“, sagt die 22-Jährige.

Bauzeit um ein Jahr verlängert

Die Pferdebachstraße wird seit Sommer 2018 umgebaut. Statt wie geplant Ende März 2021 soll die Straße voraussichtlich im Frühjahr 2022 fertig sein. Ein Grund war eine Auseinandersetzung der Stadt mit der Baufirma Depenbrock über den richtigen Untergrund für die neue Fahrbahndecke. Im Sommer 2019 war es deswegen an der Leostraße zu einem fast dreimonatigen Baustopp gekommen. Für die Steuerung des komplizierten Großprojekts hat die Stadt anschließend ein externes Büro beauftragt.

Das Jahr 2020 verlief fast störungsfrei. Die zeitliche Verzögerung hat Folgen. Von sechs Millionen Euro an Mehrkosten ist die Rede. Anfangs ging man von rund 12,4 Mio Euro an Gesamtkosten aus. Der größte Teil sind Fördergelder.

Dabei werden die Anwohner in den kommenden Monaten nochmals auf eine harte Probe gestellt. Eine der drängendsten Fragen: Wo parkt man? Die Zufahrt zu den wenigen Garagenhöfen soll zwar gewährleistet bleiben, so die Stadt. Auf den Zetteln, die am Freitag in den Briefkästen steckten, werden Teilabsperrungen und individuelle Abstimmungen versprochen. Die meisten Anwohner aber parkten bislang auf den Seitenstreifen der Pferdebachstraße, die es nun nicht mehr gibt. Eine nahe gelegene Alternative? „Ich weiß keine“, sagt Marina Werdelhoff. Der Bewohnerparkausweis nütze zurzeit nicht viel.

Bodenplatten für Radwegbrücke in Witten werden gegossen

Schilder und Sperrbaken bestimmen trotz des Baufortschritts nach wie vor das Bild auf der Pferdebachstraße in Witten.
Schilder und Sperrbaken bestimmen trotz des Baufortschritts nach wie vor das Bild auf der Pferdebachstraße in Witten. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Nach den Plänen des Tiefbauamts dürften zwei Drittel der gesamten Arbeiten geschafft sein. Vor der Häuserzeile zwischen Leostraße bis zum Ev. Krankenhaus werden nun Häuserreste zurückgebaut, die sich noch im Erdreich befinden. Die Verlegung von Leerrohren, Bordstein- und Pflasterarbeiten sowie erste Asphaltschichten sind weitere Schritte. Die Arbeiten dauern voraussichtlich bis zum Jahresende.

Größter Brocken wird der Bau der Radwegbrücke für den Rheinischen Esel sein, die im Frühjahr 2022 stehen soll. Im Herbst 2020 wurden die Widerlager der alten Eisenbahnbrücke abgebrochen. Am Mittwoch (24.2.) wird die Bodenplatte des westlichen Widerlagers der künftigen „Eselsbrücke“ betoniert. Ab April soll ein Gerüst die Pferdebachstraße überspannen. Dann wird der Stahlbetonkörper hergestellt, also Fahrbahn und Gehweg. Es folgen an jeder Seite zwei Pylone, an denen die Brücke letztlich hängt. Die Brücke könnte eines der schicken Eingangstore zur City werden.

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