Witten. „Genuss am Fluss“ hieß eine anfangs erfolgreiche Gourmetreihe in Witten. Doch seit 2013 ist die Küche kalt. Gäbe es Chancen für einen Neuanfang?

In den Nachbarstädten Bochum und Hattingen boomen die Gourmetmeilen. Nur Witten hat keine. Oder besser: keine mehr. Denn bis vor sieben Jahren gab es noch die Veranstaltung „Genuss am Fluss“. Sie war ein großer Besuchermagnet – bis nach und nach einige teilnehmende Gastronomen absprangen. Könnte man die Veranstaltung nicht wiederbeleben?

„Wir wären auf jeden Fall dabei“, sagt Doris Veit von Haus Fründt. An der 2008 ins Leben gerufenen Veranstaltung nahmen in Spitzenzeiten sieben, acht Betriebe teil. Selbst wenn das Wetter nicht immer mitspielte, war der zum Gourmettreff umgewandelte Lohmann-Parkplatz an der Lakebrücke in Herbede am jeweiligen Juni-Wochenende gut besucht. Teils aus terminlichen Gründen sagten dann aber bereits 2012 drei Teilnehmer ab, so dass „Genuss am Fluss“ vor die Stadtgalerie umzog und Ende August desselben Jahres mit der Zwiebelkirmes kombiniert wurde. Es blieb bei dem einen Mal. Seit 2013 findet nichts Gleichwertiges mehr statt.

Sascha Keßler mit dem Straußenburger beim Kulinarischen Altstadtmarkt auf dem Kirchplatz in Hattingen.
Sascha Keßler mit dem Straußenburger beim Kulinarischen Altstadtmarkt auf dem Kirchplatz in Hattingen. © Funke Foto Services GmbH | Walter Fischer

„Einige Teilnehmer haben bei Genuss am Fluss aufgehört, weil sie keine guten Geschäfte gemacht haben“, erinnert sich Doris Veit. „Wir hatten gute Geschäfte.“ Für den Bekanntheitsgrad sei so eine Veranstaltung auch wichtig. Veit: „Uns haben später Gäste von ,Genuss am Fluss’“ gesagt: ,Bei ihnen hat es uns so gut geschmeckt, da wollten wir auch in Ihr Restaurant kommen’. So haben wir neue Stammgäste gefunden.“

Wittener Wabe würde sanitäre Anlagenfür „Genuss am Fluss“ stellen

Unternehmer Gunnar Lohmann-Hütte fände eine Neuauflage ebenfalls gut. „Auf jeden Fall würden wir wieder unseren Herbeder Parkplatz zur Verfügung stellen. Unsere Mitarbeiter fanden es damals schade, dass es die Veranstaltung nicht mehr gab.“ Es müsse ja kein Großereignis sein. „Hauptsache, die Wittener treffen sich“, sagt der Stahlfabrikant. Dass die Wittener solche Veranstaltungen mit Lokalkolorit durchaus mögen, hätten beispielsweise die Tafelmusik, der Tummelmarkt oder das Wiesenviertelfest gezeigt. Lohmann-Hütte: „Wir haben mit der Wabe und Sonnenschein zusammen am Tisch gesessen und überlegt, ob wir nicht nochmal so was ins Leben rufen könnten.“

Wabe-Chef Thomas Strauch könnte sich zumindest logistische Unterstützung vorstellen. „Eine größere Veranstaltung mit mehreren Gastronomen ist für uns kaum zu stemmen. Aber wir können beispielsweise unsere sanitären Anlagen stellen.“ Die Ruhr als Austragungsort sei sehr beliebt. Strauch: „Das zeigt auch unser französischer Abend, den wir seit einigen Jahren immer am letzten Wochenende der Sommerferien hier veranstalten.“

Hoppes Restaurant aus Witten-Annen ist seit zehn Jahren bei „Bochum kulinarisch“

Eine kulinarische Meile in der Innenstadt fände Strauch aber nicht so prickelnd. „Da wäre das eine von vielen Veranstaltungen.“ Das sieht die neue Stadtmarketing-Chefin Silvia Nolte anders. „Wir denken darüber nach, eine Veranstaltung mit dem Schwerpunkt Gastronomie in der Innenstadt zu veranstalten. Im gleichen Jahr „Genuss am Fluss“ zu machen, wäre zu viel. Aber ein Wechsel könnte spannend sein: Ein Jahr Genuss in der Stadt, das nächste Genuss am Fluss.“

Vom Feinsten. Bei dem Gastro-Event „Bochum kulinarisch
Vom Feinsten. Bei dem Gastro-Event „Bochum kulinarisch" gab es am vergangenen Wochenende für die Besucher nicht nur Lukullisches im Angebot, sondern auch eine große Portion Spaß. Hier: die Freundinnen Ingrid (v.li.), Heike und Martina aus Bochum. © FUNKE Foto Services | Kerstin Buchwieser

Auch interessant

Wie gut so eine Gourmet-Veranstaltung im Zentrum funktionieren kann, hat Bernd Hoppe von dem Annener Restaurant „Hoppes Sinnesslust“ gerade erst wieder erfahren. Seit zehn Jahren ist der Wittener bei „Bochum kulinarisch“ dabei. „Da stimmt alles, vom breiten Angebot der Gastronomen über die Zelte bis hin zum Pflanzenschmuck. Man merkt einfach, dass diese Veranstaltung über 31 Jahre gewachsen ist“, sagt der Koch, der am letzten Wochenende mit Kreationen wie Schweinshaxe mit Fiege-Jus aufwartete.

„Genuss am Fluss“ kann sich Hoppe aber auch wieder vorstellen. „Man müsste jedoch um die zehn Gastronomen haben, sonst sind die Kosten nicht zu tragen. Vielleicht könnte man auch Betriebe aus den Nachbarstädten mit einbeziehen.“ So wie es Bochum macht. „Witten kulinarisch“ – man darf ja mal träumen.