Witten. Fast geräuschlos läuft eine der größten Baumaßnahmen in Witten seit Jahren. Doch marode Betondecken verteuern jetzt die Sanierung des Rathauses.

Während im Südflügel des Wittener Rathauses mit dem neuen Bürgerbüro schon lebhaftes Treiben herrscht, wird im Nordflügel noch gearbeitet. Das letzte Jahr der Rathaussanierung wird noch einmal teuer: Drei Millionen zusätzlich braucht es, damit die Arbeiten wie geplant im Herbst 2023 fertig werden.

Die „exorbitant gestiegenen Baupreise“ haben nach Darstellung von Dezernent Stefan Rommelfanger einen Anteil von „60 bis 70 Prozent“ an der Kostensteigerung. Zudem gab es eine böse Überraschung: Während der Arbeiten stieß man auf Betondecken, die so nicht mehr tragfähig sind und deshalb neu aufgebaut werden müssen.

Stahl im Beton rostet

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1926, in der Entstehungszeit des Rathauses, waren die Baustandards andere. Der Beton ist von minderer Qualität, er bröselt und der Stahl im Beton rostet. Manche Stellen darf man gar nicht mehr betreten. „Ein Statiker konnte hier nicht garantieren, dass die Decken ohne Sanierungseingriffe dauerhaft halten“, so Stadtsprecherin Lena Kücük. Zurzeit läuft deswegen eine gutachterliche und statische Untersuchung, die auch die Kosten für eine Betonsanierung ermitteln soll.

Es zeichnet sich aber bereits ab, dass mehr Geld benötigt wird. 2017, beim Start der Sanierungsarbeiten, war die Verwaltung zunächst noch von Kosten in Höhe von 29,63 Millionen Euro ausgegangen. Inzwischen geht man von 39,38 Millionen aus. Davon werden 20,2 Millionen Euro über Landesmittel gezahlt.

Stadt hat keine Personalkapazitäten für weitere Straßensanierungen

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Nun werden drei Millionen Euro umgeschichtet. Dafür gab der Rat in seiner jüngsten Sitzung (21.6.) grünes Licht. Gelder, die eigentlich für die Straßensanierung und die Erneuerung der Dreifachsporthalle An der Wabeck vorgesehen waren, fließen nun ins Rathaus. Die Gelder würden 2022 und 2023 nicht benötigt, so Stadtbaurat Stefan Rommelfanger.

Angesichts rumpeliger Wittener Straßen macht das auf den ersten Blick stutzig. Rommelfanger betont, für die Asphaltdeckensanierung und Fahrbahnerneuerung stehen für 2022 noch über drei Millionen Euro zur Verfügung. Doch mehr Projekte als bislang vorgesehen könne das Tiefbauamt gar nicht mehr umsetzen. „Dafür reichen weder unsere Personalkapazitäten, noch können wir weitere Maßnahmen planen“, so der Dezernent. Bekanntlich ist das Bauamt vom Fachkräftemangel betroffen, es fehlen Bauleiter und Ingenieure.

Keine weiteren teuren Überraschungen

Der bereits geplante Neubau der Dreifachsporthalle an der Hardenstein-Gesamtschule könne außerdem nach hinten verschoben werden. Zunächst werde nämlich eine Zweifach-Halle an der Grundschule Vormholz errichtet, parallel läuft bis 2025 die Miete für die Traglufthalle, das „Vormholzer Ufo“ weiter. Zudem müsse das gesamte Schulensemble an der Wabeck neu geplant werden.

Weitere teure Überraschungen hat es bei der aufwendigen Rathaussanierung seit Beginn der Arbeiten 2015 nicht gegeben. Die Gesamtqualität des denkmalgeschützten Gebäudes sei gut. „Hier hat die Entkernung, die ja abgeschlossen ist, gezeigt, dass es ansonsten keine Auffälligkeiten gab“, so Lena Kücük. „Es sind nur die Decken, an die man jetzt noch mal „dran“ muss.“ Eines der größten Bauprojekte in der Geschichte Wittens geht damit fast geräuschlos über die Bühne.