Witten. Schon vor zwei Jahren war klar: Die Sanierung des Rathauses Witten wird deutlich teurer als ursprünglich geplant. Wie Mehrkosten erklärt werden.
Ende vergangenen Jahres hat die Stadt mit der Sanierung des Rathaus-Nordflügels begonnen. Im sanierten Südflügel wird schon seit vielen Wochen gearbeitet. Mit den bislang veranschlagten Kosten für die Rathaussanierung werde man allerdings nicht auskommen, sagte Stadtbaurat Stefan Rommelfanger am Donnerstagabend (27.1.) im Ausschuss für Stadtentwicklung, Umwelt und Klima.
2017, beim Start der Sanierungsarbeiten im Inneren des Rathauses, war die Verwaltung zunächst noch von Kosten in Höhe von 29,63 Millionen Euro ausgegangen. Nach rund drei Jahren, im September 2020, hieß es, die Sanierung werde über 35,3 Millionen Euro kosten – also über fünf Millionen mehr als ursprünglich veranschlagt. Klaus Böde, Leiter des Amtes für Gebäudemanagement, erklärte damals gegenüber der Redaktion, dass allein 1,75 Millionen Euro für Sicherheitstechnik und zum Beispiel für elektrische Sonnenschutzrollos hinzugekommen seien.
Stadt Witten hat „Risikogeld“ in Höhe von zwei Millionen Euro eingeplant
Jetzt geht die Verwaltung davon aus, dass die Rathaussanierung mit 39,38 Millionen Euro zu Buche schlägt – über vier Millionen Euro mehr, als noch 2020 veranschlagt waren. Hierin enthalten sei jedoch auch eine sogenannte Risikorückstellung von zwei Millionen Euro, erklärte Gebäudemanager Klaus Böde den Ausschussmitgliedern. Rückstellungen sind im Rechnungswesen Geldbeträge, die in ihrer Höhe noch ungewiss, aber mit großer Wahrscheinlichkeit zu erwarten sind. Böde: „Wir wissen nicht, ob wir die zwei Millionen im vollen Umfang benötigen werden. Was übrig bleibt, wird den städtischen Haushalt entlasten.“
Für die Verwaltung hat die Risikorückstellung den Vorteil, dass bei Kostensteigerungen nicht jedes Mal der Rat hierfür grünes Licht geben muss. Denn beim Rathaus von 1929 erlebe man bei den Bauarbeiten auch immer wieder Überraschungen, was die Bausubstanz angehe, sagt Klaus Böde.
Gebäudemanager 2020: Größter Preistreiber ist die überhitzte Baukonjunktur
Der größte Preistreiber sei jedoch „die überhitzte Baukonjunktur“. Die Firmen hätten so volle Auftragsbücher, dass sie höhere Preise nehmen könnten, sagte Böde 2020. Für den Wittener Stadtsäckel hätten die Mehrkosten aber nur geringe Auswirkungen. Über Fördertöpfe des Landes für Städtebauförderung könne man Gelder beantragen, hatte Stadtbaurat Stefan Rommelfanger vor zwei Jahren betont.
Rathaussanierung wird laut Planungen jetzt 65 Monate dauern
Auch die Bauzeit und weiter gestiegene Baukosten schlagen jetzt beim Kostenzuwachs zu Buche – Böde spricht von um die 14 Prozent im bundesweiten Mittel 2021. War die Stadt ursprünglich von 46 Monaten für die Bauarbeiten ausgegangen, so rechnet sie jetzt mit 65. Im Herbst 2023 soll alles fertig sein. Personalzuwächse in der Verwaltung sowie weitere Aufgaben der Beschäftigten hätten auch neue Planungen bei der Sanierung notwendig gemacht. „Dinge, die schon geplant waren, mussten wieder umgeplant werden.“
Land NRW hat Fördergelder in Höhe von bislang über 20 Millionen Euro zugesagt
Rathausnordflügel wird entkernt
Derzeit wird der Nordflügel entkernt. Heizungen werden demontiert, alte Fußböden und der Estrich herausgenommen. Erhalten bleiben Dinge, die unter Denkmalschutz stehen, zum Beispiel Treppengeländer und auch Stufen.
Die Rathaussanierung soll nach den jetzigen Planungen im Herbst 2023 abgeschlossen sein.
Die gute Nachricht: Hatte die Stadt beim Start der Rathaussanierung mit Fördergeldern in Höhe von 13,4 Millionen Euro gerechnet, habe man heute ein Zusage von Landesmitteln in Höhe von 20,2 Millionen, so Böde. Lob gab es aus dem Ausschuss für den gelungenen neuen Südflügel unter anderem von Architekt Sebastian Anding, der als sachkundiger Bürger für die CDU im Ausschuss sitzt. Dass der lichtdurchflutete Südflügel, in dem man jetzt die Bürgerberatung der Stadt findet, schön geworden sei, dem stimmte auch Michael Hasenkamp von der Fraktion „Stadtklima“ zu. Allerdings legte der Ratsherr in Richtung Verwaltung nach: Mit derart hohen Kostensteigerungen könne man sich nicht abfinden. „Da hätte ich einen roten Kopf.“