Witten. Die Kernsanierung des Nordflügels des Wittener Rathauses läuft auf Hochtouren. Dabei gibt es nicht nur erfreuliche Überraschungen.

Nicht nur Schülerinnen und Schüler des Schiller-Gymnasiums sehen und hören es täglich: Die Arbeiten am Nordflügel des Rathauses laufen auf Hochtouren. Die entsprechenden Fassadenteile sind eingerüstet, mit Netzen abgehängt. Der alte Außenputz soll - wie am Südflügel - einem mineralischen Putz in Gelb Platz machen. Ansonsten steht eine Kernsanierung an.

Die schmucke Kassettendecke des Wittener Ratssaals, die früher auch der Belüftung diente, wurde unter einer Verkleidung entdeckt.
Die schmucke Kassettendecke des Wittener Ratssaals, die früher auch der Belüftung diente, wurde unter einer Verkleidung entdeckt. © Stadt Witten | Eike Zengerle

Im Oktober wurde der Rathausteil leergezogen, in dem auch der Ratssaal zu finden ist und früher auch das Bürgerbüro war. Letzteres zog im vergangenen Herbst in den bereits sanierten Rathaus-Südflügel um. Neben der Bürgerberatung und dem Standesamt findet man dort jetzt auch das Ordnungsamt, das Amt für Wohnen und Soziales, Teile des Jugendamtes sowie - übergangsweise - das Referat des Bürgermeisters.

Der Rathaus-Nordflügel stammt zum größten Teil aus dem Jahr 1926, in dem das heute denkmalgeschützte Wittener Rathaus eröffnet wurde. Eine Ausnahme sei der Gebäudeteil zum sogenannten „Beamtengarten“ hin auf der Gebäuderückseite. Dort sei in den 50er Jahren ein „Neuaufbau“ notwendig gewesen, um Kriegsschäden zu beseitigen, so der städtische Gebäudemanager Klaus Böde. Auch die Fenster und das Dach des Nordflügels werden bei der Kernsanierung in Angriff genommen.

Die neuen Iso-Fenster werden - in Abstimmung mit dem Denkmalschutz - weiterhin Holzrahmen haben. „Parallel zum Einbau der Fenster wird das Dach gemacht.“ Klaus Böde hofft, dass diese Arbeiten alle noch in diesem Jahr abgeschlossen werden. „Damit das Gerüst abgebaut werden kann.“

Eine schöne Überraschung gab’s im Ratssaal der Stadt Witten

Aus den historischen Rundbogenfenstern des Ratssaals kann man jetzt auch von innen nach außen blicken. Wittens Rathaus steht seit 1985 auf der Denkmalliste.
Aus den historischen Rundbogenfenstern des Ratssaals kann man jetzt auch von innen nach außen blicken. Wittens Rathaus steht seit 1985 auf der Denkmalliste. © Stadt Witten | Eike Zengerle

Der Innenbereich des Nordflügels wird komplett entkernt, alte Wände, die nicht mehr benötigt werden, entfernt. „Das wird gerade erledigt.“ Auch die alten Fußböden plus Estrich kommen raus, neue Wasser- und Heizungsrohre müssen verlegt werden. Die Büros im Nordflügel erhalten bei der Sanierung einen neuen Zuschnitt. Es sollen Arbeitszimmer für jeweils zwei bis vier Mitarbeiter entstehen. Nur noch Führungskräfte werden in Einzelbüros arbeiten, erklärt Böde.

Was den Gebäudemanager und die Handwerker vor Ort überraschte: Während der Arbeiten stieß man auf Betondecken, die so nicht mehr tragfähig sind und deshalb neu aufgebaut werden müssen.

Schmucke Decke diente auch der Belüftung

Rathaussanierung begann im Juli 2015

Die Sanierung des Rathauses hat im Juli 2015 mit den Arbeiten an der Fassade des Südflügels zum Rathausplatz hin begonnen. 2017 starteten die Arbeiten am Rathausturm. Im Oktober vergangenen Jahres konnten die ersten Ämter im sanierten Südflügel ihre Arbeit aufnehmen.

Gebäudemanager Klaus Böde rechnet damit, dass die komplette Rathaussanierung – nach Kostensteigerungen in den vergangenen Jahren – nicht teurer als 39,38 Millionen Euro wird. In dieser Summe sind noch zwei Millionen Euro für sogenannte Risikorückstellungen enthalten. Ein Geldpuffer, der eingesetzt werden kann, falls etwas doch teurer wird als bislang veranschlagt.

Eine schöne Überraschung gab’s im Ratssaal: Dort wurde unter einer Verkleidung eine Kassettendecke gefunden, die früher nicht nur ein Schmuckstück war, sondern auch mit zur Belüftung des Saals diente. Die freigelegte Decke wird erhalten und kann künftig bei Ratssitzungen bewundert werden. Dort wird es auch zusätzliche Lichtquellen geben. Denn die historischen Rundbogenfenster in der ersten Rathausetage, die bislang nur von außen zu sehen, waren von innen verkleidet. Sie werden jetzt frei bleiben.

Ratsfraktionen werden ihre neuen Büros im sanierten Nordflügel haben

Gebäudemanager Klaus Böde im neuen Rathausforum im Südflügel des Gebäudes. Die Sanierungsarbeiten am Wittener Rathaus begannen 2015.
Gebäudemanager Klaus Böde im neuen Rathausforum im Südflügel des Gebäudes. Die Sanierungsarbeiten am Wittener Rathaus begannen 2015. © FUNKE Foto Services | Kim Kanert

Eine Dämmung der Rathausfassade ist übrigens aufgrund des Denkmalschutzes nicht erlaubt. Böde: „Es gibt aber eine Innendämmung.“ Im Herbst 2023 soll Wittens größte städtische Baustelle der vergangenen Jahrzehnte abgeschlossen sein. Im Nordflügel wird man dann im Erdgeschoss die Büros der Ratsfraktionen finden, die aufgrund der Sanierungsarbeiten aus dem Rathaus ausziehen mussten. Auch das Personalamt und das Rechnungsprüfungsamt sollen hier sitzen.

Im zweiten Obergeschoss ist ein großer Arbeitsbereich geplant, der keinem Amt zugeordnet ist. Dort entstehen rund 20 zusätzliche Arbeitsplätze, die zum Beispiel für Projektarbeiten genutzt werden könnten, sagt Klaus Böde. In den Nordflügel werden auch die Büros der städtischen Dezernenten einziehen. Eine Ausnahme: Stadtbaurat Stefan Rommelfanger wird sein Büro weiter im Technischen Rathaus in Annen haben.