Witten. Noch ist der sanierte Südflügel des Wittener Rathauses nicht offiziell eingeweiht. Aber wir haben schon einmal durchs Schlüsselloch geschaut.
Zehn Jahre hat es gedauert von der ersten Idee bis zur Fertigstellung. Aber am Mittwoch (6.10) war es soweit. Die ersten Ämter haben im sanierten Südflügel des Wittener Rathauses ihre Arbeit aufgenommen.
Noch ist nicht alles fertig. Hier und da hängen ein paar Kabel aus den Wänden, liegen Abdeckplanen auf dem Boden. Vor allem das Rathausforum, der neue große Raum für den künftigen Bürgerservice, der durch die gläserne Überdachung des Innenhofs entstanden ist, ist noch totale Baustelle. Drumherum aber, auf den oberen Etagen, ist die Runderneuerung des Verwaltungsgebäudes schon abgeschlossen – und man kann sagen: Sie ist gelungen.
Blaue Rahmen leiten die Wittener zu den Beratungsräumen
Nichts erinnert hier mehr an den Muff der letzten Jahrzehnte. Die langen Flure sind nicht mehr kahl und düster. Lichtkonzept und Sitzecken sorgen für mehr Wohlfühlatmosphäre. Die Farben vermitteln Wärme und Ruhe. Dunkelgrau sind die Türen eingefasst. Scheiben mit Milchglas-Abschnitten gewähren einen Einblick in die Büros und gleichzeitig die nötige Diskretion. Ganz neu: Blau eingefasste, leicht vorspringende Räume, die so genannten Beratungs-Cubes (also Würfel), zeigen dem Besucher: Hier finde ich meine Ansprechpartner.
„Mit dem Umzug in den sanierten Trakt erleben wir im Rathaus einen Systemwechsel“, erklärt Klaus Böde stolz, der Leiter des Amts für Gebäudemanagement. Im Südflügel würden künftig vor allem die Ämter beheimatet sein, die direkten Bürgerkontakt haben. Der Kontakt findet aber nicht mehr in den Büros, sondern in diesen Beratungszimmern statt. Dort gebe es mehr Ruhe – für die Bürger, aber auch für die Beschäftigten.
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Schmale Einzelbüros sind abgeschafft worden
Die müssen sich jetzt an eine neue Arbeitssituation gewöhnen. Statt 350 finden künftig 500 Arbeitsplätze im Rathaus Platz. Möglich wird das durch eine neue Raumaufteilung. Die langen, schmalen Büros wurden abgeschafft, Trennwände eingerissen, tote Flächen aufgelöst. Statt Einzelbüros gibt es Gruppentische. Die Beratungsräume werden von den Abteilungen gemeinsam genutzt, die Belegung wird von der digitalen Termin-Planung geregelt.
Die Büros werden außerdem mobiler. Jeder Mitarbeitende hat nur eine persönliche Schublade, die bei Bedarf blitzschnell zum nächsten Arbeitsplatz mitgenommen werden kann, außerdem einen „Locker“, also Spind, für weitere private Dinge. „Wir sind aus den 60er Jahren in die Arbeitswelt der 2020er gesprungen“, so Böde.
Sanierung kostet 35 Millionen Euro
Die Sanierung des Südflügels hat etwa 17 Millionen Euro gekostet, insgesamt werden für die Rathaus-Modernisierung 35,27 Millionen Euro veranschlagt. Darin enthalten sind 22 Mio. Euro Städtebauförderung.
Nach Abschluss der Süd-Sanierung gehen die Arbeiten gleich weiter: Mitte Oktober sollen die Baustellen im Nordflügel eingerichtet werden.
Auch die Technik ist in der Moderne angekommen. Türschilder zeigen digital nicht nur, wer gerade in dem Büro sitzt, sondern auch, welcher Bürger zum Termin erwartet wird – während der per QR-Code im Rathaus eincheckt. Ein moderner Aufzug verbindet endlich alle Etagen miteinander – der neue Südflügel ist barrierefrei zu erreichen. Leitsysteme helfen Sehbehinderten, sich zurechtzufinden.
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All das diene nur einem Zweck: „Wir wollen den Bürger an die erste Stelle stellen“, so Böde. Der sei längst kein Bittsteller mehr. „Wir wollen zeigen: Wir sind für die Wittener da – und nicht umgekehrt.“ Allerdings wird es noch ein Weilchen dauern, bis die das alles auch erleben können. Einzelne Termine finden zwar bereits im Südflügel statt, die offizielle Eröffnung wird aber erst mit Fertigstellung der Bürgerberatung im Rathausforum Ende November stattfinden.