Witten. Taxi fahren wird demnächst in Witten und im EN-Kreis deutlich teurer. Das sagen die Unternehmen und Fahrer zu dem geplanten Preisanstieg.

Wer glaubt, die Taxi-Unternehmen würden sich dank der künftig noch gesalzeneren Tarife die Taschen voll machen, der irrt. Sagt jedenfalls Dirk Debald, den wir am Taxi-Stand vor dem Wittener Hauptbahnhof treffen. „Wir sitzen den ganzen Tag auf den Autos und kämpfen ums Überleben“, sagt er.

Wittener Taxi-Unternehmer ärgert sich über Schriftkram für Auswertung

Gerade erst hat der 58-Jährige Post vom Kreis bekommen, in dem ein Gutachten für 2023 angekündigt werde und das von ihm zahlreiche Unterlagen zur Auswertung seit 2017 verlange, so Debald, der zwei festangestellte und einen nebenberuflichen Fahrer bezahlen muss. Den ganzen Papierkram würde er sich gern sparen, sitzt er doch oft genug auch noch selbst hinterm Steuer. „Warum erhöht man nicht einfach wie früher die Preise und fertig?“ fragt er.

Fast drei Jahre habe man in der „Corona-Umklammerung“ gesteckt, „jetzt noch der Spritknaller“ – die Kosten fressen die Unternehmen laut Debald auf. Die Gewinnmarge sei inzwischen „verschwindend klein“. Deshalb fragt er sich, warum die Erhöhung der Taxipreise erst im Herbst kommt. Gleichzeitig gebe es „zig Lohnerhöhungen“, „die wir nicht umlegen können“.

Mindestlohn soll im Oktober auf zwölf Euro steigen

Er meint vor allem den Anstieg des Mindestlohns. Momentan bekommt ein Fahrer regulär 9,82 Euro die Stunde. Im Juni oder Juli soll der Mindestlohn auf über zehn und im Oktober dann auf zwölf Euro steigen. Ein Grund für die dann geplante deutliche Preiserhöhung im EN-Kreis.

Die hält Dirk Debald bei näherer Betrachtung für gar nicht so extrem. Er erinnert daran, dass in dem dann von 3,50 auf 9,50 Euro gestiegenen Grundpreis die ersten zwei Kilometer schon enthalten sind. „Bei einer vier Kilometer langen Fahrt sind es vielleicht 1,70 Euro bis zwei Euro mehr“, sagt er. Der Unternehmer räumt aber ein: „Jede weitere Fahrt wird deutlich teurer“, zumal ja auch der Kilometerpreis von 2,10 auf 2,40 Euro steigt.

Fahrer aus Witten: „Kunden werden sich das dreimal überlegen“

Debald glaubt nicht, dass die höheren Preise viele Taxi-Kunden abschrecken. Gerade ältere Menschen seien oft darauf angewiesen, etwa bei Fahrten zum Arzt. Fahrer Arne hat da schon seine Zweifel. „Bei so hohen Startpreisen werden sich das die Leute dreimal überlegen“, sagt der bei einem anderen Unternehmen festangestellte Mittfünfziger. Er bestätigt: „Die hohen Spritpreise fressen die Gewinnmarge auf.“ Allein sein Betrieb gebe im Monat doppelt so viel wie früher für Benzin aus.

Billig war Taxi fahren bekanntlich nie. Eine Fahrt ins Hammertal kostet derzeit locker über 20 Euro. Nach Bochum ist man auch schnell 30 Euro los und nach Dortmund „locker 45“. Auch die Fahrer werden dabei nicht reich. Arne kommt eigenen Angaben zufolge trotz Vollzeit nur auf 1700 Euro brutto im Monat, mit 100 Euro Trinkgeld sind es um die 1800. „Zum Glück verdient meine Frau mehr.“