Witten. Rekordpreise für Diesel und Benzin: Besonders die Pendler in Witten ächzen unter den Spritpreisen. Diese Tipps geben die Tankstellenpächter.
So teuer wie an diesem Dienstag (8. 3.) war Tanken noch nie. 2,16 Euro kostet mittags ein Liter Diesel, Super 2,18 Euro. An den Tankstellen in Witten ist die Laune besonders bei Pendlern im Keller. Und eigentlich machen alle das Gleiche: Den Tank ganz zurückhaltend für nur 20 oder 30 Euro befüllen.
An den meisten Zapfsäulen in Witten herrscht an diesem Vormittag gähnende Leere. Offenbar fahren die meisten ihre Autos bis zum letzten Tropfen leer, um sich dann dem Unvermeidbaren zu stellen. Cathleen zapft an der HEM in Bommern gerade Kraftstoff für 20 Euro ab. „Ich würde besser mit Krankenschein fahren“, murmelt sie.
Beruflich müsse sie jeden Tag nach Düsseldorf, Arbeitsbeginn fünf Uhr morgens. Da sei der Zug keine Alternative und das Auto unvermeidbar. Laut NRW-Pendleratlas verlassen knapp 26.400 Wittener täglich ihre Heimatstadt, um zu ihrem Arbeitsplatz zu fahren. Das ist mehr als jeder zweite Berufstätige. Die hohen Spritkosten müssen sie – wie Cathleen – zwangsläufig hinnehmen.
Rentner aus Witten: „Die müssen die Mineralölsteuer billiger machen“
Alexander Schmidt ist es fast schon peinlich, dass er seinen Tank komplett füllt. „Ich habe einen Firmenwagen, Benzin wird bezahlt“, sagt der Potsdamer. Er ist beruflich viel unterwegs und spürt überall das Gleiche. „Die Leute haben den Papp satt. Sie haben den Verdacht, dass der Staat die Ukraine-Krise als Vorwand nutzt. Warum werden in anderen Ländern die Steuern gesenkt, aber bei uns nicht?“
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Auch Rentner Norbert Schild ärgert sich. „Die müssen die Mineralölsteuer billiger machen! Das, was wir jetzt tanken, liegt doch seit Monaten auf Tankern.“ Er glaubt: „Wenn die Preise noch höher gehen, gibt das in Deutschland richtig Ärger.“ Das habe er während der Ölkrise in den 1970er Jahren schon einmal erlebt.
Claudia putzt gerade ihren Wagen an der Aral-Tankstelle in Heven. Alle Zapfsäulen sind gerade frei. Kein Wunder, die Anzeige zeigt 2,18 Euro für den Liter Super E5 an. Claudia hat Glück. Sie ist zurzeit in Altersteilzeit und deshalb nicht jeden Tag aufs Auto angewiesen. Kleinere Strecken erledige sie nun häufiger zu Fuß. Und sie findet: „Es ist klar, dass die Sanktionen gegen Russland auch an uns nicht vorbeigehen. Und dass wir ein bisschen was von unserem Wohlstand abgeben müssen.“
Viele Kunden beschweren sich
Warum Diesel teurer ist
Normalerweise ist Diesel billiger als Super-Benzin, weil der Kraftstoff steuerlich begünstigt wird. Laut ADAC ist der aktuell überproportional gestiegene Dieselpreis auch durch die hohe Nachfrage nach Heizöl zu erklären. Viele Privathaushalte ziehen ihre Heizölbestellungen vor, weil sie noch höhere Preise befürchten. Auf lange Sicht sei zu erwarten, dass sich der Benzinpreis wieder über dem Dieselpreis einpendeln werde.
Hauptgrund für die Teuerung sind aber die weiter steigenden Ölpreise. Besonders nach der Äußerungen von US-Außenminister Antony Blinken, der einen Importstopp für russisches Erdöl forderte, wurde der Markt nervös.
Dass die Wittener unmittelbar auf das Kraftstoff-Rekordhoch reagieren, bestätigen mehrere Tankstellen-Betreiber. „Wenn ich morgens um sieben Uhr öffne, sind normalerweise schon die ersten Pendler da“, sagt Mona Metha vom Lente-Center an der Bergerstraße. „Heute Morgen war gar nichts los.“ Viele Kunden würden sich beschweren, „und das kann ich gut nachvollziehen“. Sie glaubt nicht, dass die Spritpreise in nächster Zeit wieder fallen. Ihr Tipp: „Abends ist es zurzeit günstiger, meist fünf oder sechs Cent. Preise vergleichen lohnt sich.“
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Man merke mehr denn je, dass die Kunden je nach dem Preis auf der Anzeigentafel anhalten oder weiterfahren, sagt Anna Michal im Kassenhäuschen der HEM-Tankstelle am Bodenborn. „Die Leute gucken viel mehr und tanken viel vorsichtiger, in der Hoffnung, bei der nächsten Tankfüllung könne man dann sparen.“ Die Kassiererin glaubt allerdings, man müsse sich an den Gedanken gewöhnen, dass „die Spritpreise das ganze Jahr noch über zwei Euro bleiben werden“.