Witten. . Mindestlohn, Taxi-Apps und stetig sinkende Fahrgastzahlen. Das Gewerbe ächzt unter den lawinenartigen Veränderungen. Betreiber in Witten hoffen auf Fahrpreiserhöhung, die im Februar 2015 kommen könnte

Im Herbst 2013 meldete der größte Wittener Taxi-Unternehmer Insolvenz an: Taxi Drees war pleite. Sinkende Fahrgastzahlen und fehlende Erlöse aus dem Krankentransportgeschäft brachen dem Traditionsunternehmen mit in Hochzeiten bis zu 80 Mitarbeitern das Genick. Für die Konkurrenz hat sich die Situation seitdem nur teilweise entspannt. Mindestlohn, Taxi-Apps und gesunkene Lebenshaltungskosten bereiten der Taxi-Branche vor Ort Kopfzerbrechen.

„Ich bin zweieinhalb Jahre als angestellter Fahrer gefahren“, erzählt Thilo Schilling. Eine Arbeit, von der er schließlich nicht mehr leben konnte: Der Stundenlohn für Taxi-Fahrer liegt im Raum Dortmund bei rund fünf Euro. „Als ich die Chance auf mein eigenes Taxi hatte, habe ich es von einem Kollegen übernommen. Seitdem komme ich so einigermaßen über die Runden.“ Schillings Taxi am Kornmarkt kennt Stillstand nur zu gut. „An schlechten Tagen warte ich schon mal sechs Stunden auf einen Fahrgast.“ Über Angestellte denkt er schon aus dem Grund gar nicht nach. „Mit dem Mindestlohn von 8,50 Euro ab nächstem Jahr stellt sich mir die Frage nicht - das kann ich mir nicht leisten.“

Marijan Djordic sieht die Situation nicht ganz so negativ. „Wir haben unser Unternehmen schon Anfang des Jahres umgestellt.“ Krankentransporte wurden mit ins Angebot genommen, auch Transfer-Fahrten zum Flughafen. Taxi-Unternehmer Djordic fährt zurzeit mit über zehn Fahrzeugen, wie viele Mitarbeiter er beschäftigt, dazu möchte er sich nicht äußern. „Ich habe die Löhne angepasst, der Mindestlohn wird uns deswegen wohl nicht das Genick brechen.“ Dass es ohne eine Fahrpreis-Erhöhung nicht geht, meint allerdings auch Drordic, der seit 1992 in Witten Taxi fährt. „Unser Verband hat eine Empfehlung an den EN-Kreis gegeben.“ D

Kreis entscheidet im Dezember

as bestätigt Kreissprecher Ingo Niemann. „Der Antrag des Verbandes liegt seit Anfang August vor.“ Die Grundgebühr für eine Taxifahrt liegt jetzt bei 2,70 Euro, der Verband der Taxifahrer wünscht sich 3,20 Euro. Beim Kilometerpreis, der sich zurzeit auf 1,70 Euro beläuft, sollen künftig 1,90 Euro anfallen. Die Wartezeitgebühr pro Stunde, jetzt bei 28,50 Euro, soll auf 33 Euro steigen. Hinzu soll ein Zuschlag für Großraumtaxis kommen. „Man kann davon ausgehen, dass der Kreistag den Antrag im Dezember 2015 durchwinken wird“, sagt Niemann. Die Erhöhung könnte dann im Februar 2015 in Kraft treten. Die letzte Anpassung der Fahrpreise hatte der Kreistag 2013 beschlossen.

Ob eine Fahrpreiserhöhung der Branche helfen kann, ist fraglich. Insgesamt nähmen immer weniger Menschen Taxis in Anspruch - so die Wahrnehmung von Taxi-Fahrer Thilo Schilling. „Das Geld sitzt bei den Leuten einfach nicht mehr so locker.“ Gerade in der Ferienzeit liefen die Geschäfte schlecht Bei den Krankentransporten kommt hinzu, dass sie von den Krankenkassen immer schlechter bezahlt werden - und sich damit der Eigenanteil für die Betroffenen erhöht. „Da überlegen Senioren zweimal, ob sie das zahlen wollen.“