Witten. Ist bald Ruhe im Ruhrtal? Noch stapeln sich im Bahnhof Witten-Herbede Baumstämme. Doch die Transporte auf der Schiene könnten eingestellt werden.
Bald soll wieder Ruhe am ehemaligen Güterbahnhof in Witten-Herbede einkehren. Seit März 2021 wird das Gelände als Umladeplatz für Holz genutzt. Das Anliefern und Beladen der Züge direkt vor den Fenstern vieler Anwohner sorgt für viel Lärm. Laut Betreiber werden aber nur noch im ersten Halbjahr 2022 Restbestände abtransportiert.
Für die Touristikeisenbahn Ruhrgebiet (TER) tat sich im letzten Jahr ein Geschäft auf: Weil in den heimischen Wäldern viel Totholz liegt, vor allem Borkenkäfer-Fichten, gibt es einen großen Holzüberschuss. Die Baumstämme werden exportiert – und zwar über die Schiene. So konnte die alte Bahnstrecke von Herbede über Wengern nach Hagen-Vorhalle reaktiviert werden.
Holzverladen in Witten-Herbede lief besser als gedacht
Das Holzverladen lief besser als gedacht, so das Eisenbahnunternehmen Railflex aus Ratingen, das im Herbeder Bahnhof arbeitet. Ende 2021 sollte Schluss sein. Doch immer häufiger steuerten Holztransporter, unter anderem aus dem Sauerland, den Haltepunkt in dem beschaulichen Ortsteil an. Weil die Stecke und der Bahnhof als öffentliche Eisenbahninfrastruktur konzessioniert sind, können dort beliebig viele Züge fahren. Die Anwohner, etwa im Seniorenzentrum am Alten Rathaus, müssen den Lärm daher hinnehmen.
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Aber: Ein Ende ist in Sicht. „In diesem Jahr ist erst ein einziger Güterzug ab Herbede losgefahren“, sagt Bernd Haberhausen vom Schienenbetreiber TER. 2500 Tonnen Holz schafft ein einziger Zug. Diese Menge werde zurzeit aber nur schleppend angeliefert. Haberhausen: „Ich glaube, das ist wetterbedingt. Bei dem schlechten Wetter wird einfach weniger Totholz aus den Wäldern geholt.“ Borkenkäferfichten gäbe es noch zu Genüge, die Zahl der Transporte könnte wieder steigen. Zumindest im ersten Halbjahr 2022, denn darüber hinaus wurde der Vertrag über die Holztransporte nicht verlängert. „Es ist fraglich, ob es dann noch genügend Bedarf gibt“, sagt der Mann von TER.
Mehr touristische Fahrten geplant
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Die TER ist eine Tochtergesellschaft des Regionalverbands Ruhr. Sie würde gern mehr Verkehr auf die 20 Kilometer lange Strecke zwischen Hattingen und Hagen-Vorhalle bringen. Bislang fahren dort werktäglich nur die Güterzüge der DB-Cargo für die Spedition Kerkemeier in Hattingen und den Metallschrotthändler Bötzel in Herbede. Außerdem nutzt die Hattinger Lokfabrik Reuschling die Gleise für Testfahrten.
Eigentlich wollte der RVR auf der landschaftlich schönen Strecke die touristischen Fahrten ausbauen, doch die Corona-Pandemie hat diese Pläne gedämpft. Die Ruhrtalbahn mit ihrem kleinen Schienenbus fuhr 2021 gar nicht, der Museumszug, der seinen langen Dampfzug nur mit wenigen Fahrgästen besetzen durfte, nur von Juli bis Oktober.
Die TER hat für die Ertüchtigung der Strecke 2021 Fördergelder beantragt. In einem ersten Schritt seien diese für Gleisarbeiten bei Wengern vorgesehen, wo es noch „uralte Stahlschwellen“ gebe, so Haberhausen. Auch der Bahnhof Herbede sei „überarbeitungswürdig“ und habe seine besten Zeiten hinter sich. Bis die dortige Infrastruktur auf Vordermann gebracht werden kann, sei es noch „weite Zukunft“, sagt der TER-Geschäftsführer. Das gelte auch für die seit 2020 diskutierten Pläne des EN-Kreises, die Strecke wieder für den öffentlichen Nahverkehr zu nutzen.