Witten. . Die Druckerei Ellerhold druckt schon seit Jahrzehnten für die großen Parteien. Jetzt hängen die Plakate aus dem Wittener Unternehmen in ganz NRW. Die Neuwahlen im Land bedeuten lukrative Momente für die Druckerei.
Als Ralf Albrecht am 14. März die Nachrichten schaute, rieb er sich die Hände. An diesem Tag wurden in NRW Neuwahlen ausgerufen. Und das sind immer lukrative Momente für den Geschäftsführer der Wittener Druckerei Ellerhold. Schon seit 30 Jahren werden hier SPD-Wahlkampfplakate für ganz Deutschland gedruckt. Kürzlich lief die letzte Hannelore Kraft vom Band.
Eines vorneweg, damit keine Missverständnisse entstehen: Die Druckerei Ellerhold arbeitet zwar für die Sozialdemokraten und ihr Logo ist eine rote Tomate, aber das hat mit Ralf Albrechts politischen Vorlieben nichts zu tun. „Wir drucken auch Plakate für die CDU, die Grünen und Linken“, erklärt er. Nur in Sachen Fußball ist der gelernte Schriftsetzer festgelegt: Schwarz-Gelb ist seine Leidenschaft.
Auch Willy Brandt wurde hier schon gedruckt
Die Christdemokraten ließen vor 18 Jahren erstmals in Witten produzieren. „Ich erinnere mich noch, als Helmut Kohl hier vom Band lief“, sagt der 53-jährige Geschäftsführer von Ellerhold. Auch Angela Merkel, Gerhard Schröder, ja sogar Ex-Bundeskanzler Willy Brandt wurden hier gestapelt. Nun sind Hannelore Kraft und Norbert Röttgen dran.
Früher bedeutete das viel Arbeit. „In den 70ern mussten wir noch Dias aus den Parteizentralen abholen und daraus mühsam einen großen Film für die Druckplatten erstellen“, erinnert sich Ralf Albrecht. Heute geht das im Vergleich spielend leicht. Vor ein paar Wochen flatterten die E-Mails mit den nötigen Dateien aus Düsseldorf ins elektronische Postfach der Wittener Firma. Dann hieß es nur noch: Druckplatten erstellen und die je drei Mio Euro teuren Druckmaschinen anwerfen.
Kurzer Wahlkampf macht keine Sonderschichten notwendig
„Wir wussten, dass das kein großer Wahlkampf werden würde“, sagt Ralf Albrecht. „Zu kurz.“ Man sei mit der Arbeit im normalen Drei-Schicht-Betrieb durchgekommen. Das Heißt: Ohne Sonderschichten, ohne Wochenendarbeit, wie es bei einem monatelangen Wahl-Marathon üblich wäre. Innerhalb von 14 Tagen wurden an der Liegnitzer Straße 130 000 Plakate erstellt, die mittlerweile in ganz NRW an den Straßen hängen. 35 der insgesamt 115 Firmenmitarbeiter waren für die Papier-Politiker zuständig – drucken, schneiden, versandfertig machen.
Es ist laut in der riesigen Druck-Halle. Klar: Die drei Druckmaschinen laufen hier rund um die Uhr. Das macht für die Firma Ellerhold am Ende des Jahres viel aus: Rund 90 Milliarden Etiketten werden jährlich hier erstellt, und über 700 000 Plakate – das bedeutet einen Verbrauch von über 1500 Tonnen Papier und zig-tausenden Litern roter, gelber, blauer und schwarzer Farbe, die hydraulisch in die Druckanlagen gepumpt werden.
„Im Laufe der Jahre haben wir große internationale Unternehmen als Kunden gewonnen“, freut sich Geschäftsführer Ralf Albrecht. So lassen mittlerweile nicht nur RTL, Langnese und Audi in Witten Plakate drucken, auch McDonalds und Coca Cola sind hier Kunden. Sogar Dieter Bohlen und Ex-Fußballer Mehmet Scholl liefen an der Liegnitzer Straße schon vom Band. Wer weiß: Vielleicht ist Günther Jauch der nächste prominente „Besucher“ in Witten?