Witten. Zum runden Geburtstag bekommt der Saalbau in Witten eine eigene Ausstellung. Sie zeigt die Kulturstätte aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln.
Ein Schmuckstück ist der Saalbau nicht, trotzdem ist er aus Witten nicht wegzudenken. Zum 50. Geburtstag wird der graue Betonklotz mit der Ausstellung „Saalbau Neubau Witten 2“ gefeiert. Der Titel ist leicht irreführend, denn neu gebaut wird im Saalbau noch gar nichts, dafür aber ordentlich umgestaltet.
„Wir wollen den Saalbau neu denken, und vor allem seine Qualitäten wiederentdecken“, sagt Kurator Janek Küttner im Vorfeld beim so genannten Soft-Opening der Schau mit den beteiligten Künstlern und Künstlerinnen. Immer geht es dabei um die Frage: Was ist der Saalbau für Witten und was kann er in Zukunft sein?
Beim Wittener Kultursommer spielte der Saalbau eine besondere Rolle
Schon im letzten Jahr hatten Wittener Kulturschaffende im Rahmen des Kultursommers dem Vorplatz des Gebäudes mit orangefarbenen Containern neues Leben eingehaucht. Darin sind wechselnde Ausstellungen zu sehen. Nun geht das Projekt mit „Saalbau Neubau Witten 2“ in die nächste Runde und verlagert sich bis in das Haus hinein. „Wir wollten gerade die Flächen bespielen, die am und im Gebäude sonst nicht so benutzt werden“, erklärt Küttner.
Die Ausstellung beginnt nicht am Haupteingang, sondern ist über die Treppen am Balkon des Saalbaus zu erreichen – dort, wo sich die kleine Bar befindet. Um diese herum stehen alte, gemütliche Sofas und Sessel. Die haben sich die Veranstalter vom Unikat-Club geliehen. Martina Kliner-Fruck, Leiterin des Stadtarchivs, erklärt, das Kulturforum Witten wolle sich stärker zur Stadt und ihren Menschen öffnen. „Und damit natürlich auch der Saalbau. Menschen sollen gerne hier sein“, so die Veranstalterin.
Rundgang zeigt Fotos und Installationen
Die Bilder und Installationen der Ausstellung befinden sich entlang der Galerie im Foyer. Über einen Rundgang können Besucherinnen und Besucher bis in den Keller gehen. Die Fotoreihe „Neue Blicke“ zeigt etwa die persönliche Sichtweise fünf junger Wittener Fotografinnen und Fotografen auf das „Geburtstagskind“. Gerade von den jungen Leuten seien die wenigsten mehr als einmal im Saalbau gewesen, vermutet der Kurator. „Viele jungen Menschen waren nur zum Abiball hier.“
Einer der Fotografen ist Clemens Manchini. Anfangs sei es dem Wittener gar nicht so leichtgefallen, herauszufinden, was ihm am Saalbau gefällt. „Auf meinen Fotos möchte ich vor allem die Linien und Verwinkelungen des Gebäudes herausstellen“, so der 26-Jährige. Jede Fotoreihe sieht anders aus. Während die eine Fotografin besonders auf die Details im Saalbau schaut, die gelbe Spülmaschine der Bar fotografiert und die Lampen an der Galerie, interessieren andere die Sitze im Theatersaal oder die Außenfassade.
Tafel informiert über Geschichte des Saalbaus Witten
Ein Stück weiter kommen die Besucher zur Werkstatt der Visionen. Dort können sie selbst überlegen, welche ihre schönsten Momente im Saalbau waren. Auch Wünsche können auf einen Spiegel geschrieben werden. Obwohl es bei der Ausstellung hauptsächlich um Gegenwart und Zukunft geht, informiert eine Tafel kurz über die Geschichte des Saalbaus. Mit seinem Bau wurde 1972 auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Franziska begonnen. Drei Jahre später wurde er mit einem großen Fest eröffnet.
Ausstellung läuft bis 29. April
Die Ausstellung im Saalbau ist vom 20. bis 29. April zu sehen. Wer spontan noch vorbeischauen möchte: Sie wird offiziell an diesem Ostersamstag zwischen 12 und 16 Uhr mit Livemusik, Sektempfang und Führungen eröffnet. Ostersonntag und -montag ist sie geschlossen.
Die weiteren Öffnungszeiten: Mittwoch bis Freitag von 14 bis 18 Uhr, Samstag und Sonntag von 12 bis 16 Uhr. Eingang über den Balkon am Saalbau.
Der Eintritt ist frei. Es gilt die 3G-Regel sowie eine Maskenpflicht im ganzen Haus.
In der aktuellen Schau ist auch die Videoinstallation „Utopie Steinstraße“ des Hamburger Künstlers Jan Kamensky zu sehen. Der 35-Jährige zeigt in einer digitalen Animation eine utopische Umgestaltung der Steinstraße in der City als zentrale Achse in Richtung Saalbau: keine Autos, viel Grün, alles barrierefrei. Im Keller gibt es weitere Videoinstallationen der Wittener Filmkunstgruppe Leuchtstoff.
Saalbau Witten soll auch zum Verweilen einladen
Die gesamte Ausstellung zeigt die verschiedenen Wahrnehmungen vom Saalbau in der Gegenwart und will neue Ideen für die Zukunft geben – auch wenn manche vielleicht ein wenig unrealistisch sind. Janek Küttner wünscht sich, dass die Schau hilft, wieder mehr über den Saalbau zu reden. Denn die Begeisterung, die noch in den 70ern so groß war für dieses Gebäude, habe etwas nachgelassen. Das will der 26-Jährige ändern: „Der Saalbau soll nicht mehr nur Veranstaltungsort sein, sondern auch ein Verweilort“.