Witten.. Die Abiturienten vom Schiller- und Ruhr-Gymnasium bekamen am Samstag ihre Zeugnisse. Nach dem offiziellen Teil im Saalbau feierten 200 Schüler bis in den Morgen.


Fast zweihundert junge Erwachsene stehen um 18 Uhr vor dem Saalbau. Die langen Kleider leuchten in der Sonne, unter den Anzügen staut sich die Hitze – es ist Zeit fürs Gruppenfoto beim Abiball von Schiller- und Ruhr-Gymnasium.

Dieser Abend ist der offizielle Schlusspunkt eines Lebensabschnitts: Zwölf Jahre lang – manche unfreiwillig auch etwas länger – mussten die Schüler jeden Morgen in die Klassenräume. Jetzt ist endgültig Schluss: Schule aus – das muss gefeiert werden! Wehmut oder Trauer? Fehlanzeige! Die Schüler strahlen über das ganze Gesicht – gleich gibt es Zeugnisse.

Die Vorbereitungen waren ohnehin aufwendig genug. Die Mädchen haben sich herausgeputzt. Ein Kleid ist länger als das andere , einige dafür umso kürzer. Die Frisuren sind aufwendig hochgesteckt. Die Herren haben es sich da einfacher gemacht: Schwarze Anzüge, die Krawatten sitzen (meist) wie angegossen.

Endlich geht’s los. Stolze Eltern und Großeltern sitzen im vollen Theatersaal des Saalbaus. Jeder Leistungskurs hat vorher ein Video über seine Zeit im Unterricht gedreht. Eins verrät acht nicht ganz ernst gemeinte Punkte, wie man sein Mathe-Abitur nicht bestehen kann , zum Beispiel, wenn man die Wurzeln falsch zieht. Die Videos werden auf einer großen Leinwand gezeigt, dazu kommt der jeweilige Leistungskurs auf die Bühne, wie der Englisch-LK von Lehrer „Helmi“ Helmkamp. Jeder Schüler wird aufgerufen und bekommt feierlich sein Abiturzeugnis überreicht. Das Publikum applaudiert laut – und geduldig. Denn insgesamt kommen 190 Abiturienten dran.

Der Abend steht unter dem Stufenmotto „Abivegas – Jackpot geknackt“. Die Moderatoren wählen den nächsten Kurs daher mit einem Glücksrad. Franziska Malz führt mit drei Mitschülern durch den Ball. „Ich wollte meine Eltern überraschen und habe ihnen nichts von der Moderation erzählt.“ Für die 18-Jährige ist der Abend vor allem eine Rückblende. „Es ist wundervoll, noch mal alle zusammenzuhaben – das war in den letzten zwei Jahren Oberstufe selten der Fall.“ So dürften sie für lange Zeit nie wieder zusammenkommen. Mitschüler Mukendi Mputu (22) rappt auf der Bühne und wird bejubelt. Der gebürtige Kongolese kam erst vor fünf Jahren nach Europa. Sein Abitur gelang ihm genauso souverän wie Schwester Stella (19).

Der letzte Leistungskurs kommt auf die Bühne, holt sich die Zeugnisse ab. Es ist an der Zeit, Abschied zu nehmen. Abiturientin Laura Lex singt „Time to say Goodbye“. Die 18-Jährige sorgt mit ihrer Stimme für Gänsehaut.

Die Schüler blicken ins Publikum. Ist da jetzt vielleicht doch ein wenig Wehmut? Was kommt nun, wenn das Feiern vorbei ist? Freiwilliges Soziales Jahr, Studium oder einfach nur lange Urlaub? Jan Hendrik Körtke geht erst mal zur Bundeswehr. „Aber vorher erst noch in die Alte Post“, sagt der Bommeraner grinsend. Dort gehen viele der Schulabgänger nach dem „inoffiziellen Teil“ im Saalbaufoyer hin – bis sechs Uhr in der früh feierten sie dort ihr Abi.