Witten. . Studenten-Initiative hat die leerstehenden Räume an der Poststraße und das Tedi-Ladenlokal gemietet – etwa für Lesungen oder Cocktailabende.
In den 70ern tanzte das Partyvolk in der Disco „Queen“ an der Poststraße ab. Dann wechselten häufig die Besitzer. Etwa 16 Jahre stand der Schuppen leer. Jetzt sind Fenster und Türen seit ein paar Wochen weit geöffnet. Der Blick hinein fällt auf ein heilloses Durcheinander. Mitglieder des Unikat-Clubs versuchen, die Bude auf Vordermann zu bringen. Der Verein hat die Räume gemietet. Und nicht nur die: Auch das Ladenlokal von Tedi an der Ecke Bahnhofstraße wollen die Studenten demnächst mit kulturellem Leben füllen.
Ganz schön viel vorgenommen haben sich die knapp 20 Mitglieder, die aber zum Glück auf einen „Riesen-Helfer-Pool“ zurückgreifen können, wie Antonia Weiller betont. Die 27-Jährige aus Berlin studiert im vierten Semester Medizin an der Uni Witten/Herdecke und lernt gerade viel Handwerkliches. Denn von außen wirkt die alte Disco durchaus schon wieder ansehnlich: „Wir haben die Holzfassade abgeschliffen, gestrichen und geölt.“ Gleiches gilt für die Fensterrahmen.
„Drinnen sah es so aus, als ob jemand die Räume Hals über Kopf verlassen hat“, sagt Julian Ronnefeldt (22), der Philosophie, Politik und Ökonomie studiert – wenn er sich nicht ehrenamtlich für den Unikat-Club engagiert. Zigarettenschachteln hätten herumgelegen, die noch aus D-Mark-Zeiten stammten. Und Spirituosen, deren Haltbarkeitsdatum 2002 abgelaufen war. Jetzt hängen überall Kabel von der Decke, die vorher mit Teppich verkleidet war. Alte Stahlgerüste stehen herum. „Die wollen wir wiederverwenden, etwa für eine Bühne oder als Podest für Sitzgelegenheiten“, sagt Julian.
Nachdem der Club die Räume an der Westfalenstraße verlassen musste, hatte das studentische Veranstaltungszentrum ein Dreivierteljahr kein richtiges Zuhause. Was soll’s – haben sie sich eben im Sommer zum Bier-Abend auf der Uni-Wiese getroffen. Bis da dieses Angebot kam. Eine Investorin, die der Privat-Uni nahesteht, habe das Gebäude an der Ecke Bahnhof-/Poststraße gekauft. „Sie ist auf uns zugekommen und hat gefragt, ob wir mit dem Unikat dort einziehen wollen“, so Julian. Ende Juli haben sie sich alles angeschaut. „Da ratterten bei mir schon Ideen für die Gestaltung durchs Hirn.“ Die Sache war schnell abgemacht, die Miete sei „fair“. Sie soll über Veranstaltungen wieder reinkommen. Ansonsten erhält der Verein etwa einen Euro pro Student und Monat über den Sozialbeitrag.
In der ehemaligen Disco könnte sich Antonia eine Bühne, Lesungen, Musik, Kino- oder Cocktailabende vorstellen. Sie wird auch für Feiern zu mieten sein. Im 450 m² großen Ladenlokal, das Tedi voraussichtlich im Oktober verlassen wird, wären Ausstellungen, ein Raum zum Arbeiten oder ein Café möglich. Jeder könnte das nutzen, nicht nur die Studenten. Julian: „Wir wollen die Wittener Kulturlandschaft mitgestalten.“
>> INFORMATION
- Der Unikat-Club lädt am 12. September zum Mitmach-Mittwoch in die ehemalige Disco an der Poststraße. Ab 17 Uhr können alle Interessierten gucken kommen und Ideen zur Gestaltung einbringen.
- Die Mitglieder führen ein Videotagebuch über die Renovierung an der Poststraße, zu sehen bei Facebook oder Youtube.