Witten. Die Hochschule für Kirchenmusik legt die Standorte Herford (Klassik) und Witten (Popular) in Bochum zusammen. Was wird dann aus der Pop-Akademie?
Nun ist es entschieden. Die Hochschule für Kirchenmusik der Evangelischen Kirche von Westfalen zieht nach Bochum. Nach jahrelanger Diskussion hat die Kirchenleitung die Zusammenlegung der bisherigen Standorte in Herford (Kirchenmusik klassisch) und Witten (Popular) in einem Neubau auf dem Campus der Ev. Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe beschlossen. Das wird nicht folgenlos für die Pop-Akademie an der Ruhrstraße bleiben, wo bisher 32 Studierende in Pop, Jazz, Rock und Gospel unterrichtet werden.
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Eigentlich sollte die Entscheidung schon im letzten Jahr fallen. Doch wegen der Pandemie wollte die Kirche das Investitionsrisiko noch einmal überdenken. Außerdem stellten sich die Herforder quer. Sie plädierten entschieden für Ostwestfalen. Das ist nun endgültig vom Tisch.
Wittener Modell wird nun in Bochum institutionalisiert
Martin Bartelworth, der Geschäftsführer der Pop-Akademie in Witten, bezeichnet die Zusammenlegung der Studienzweige in Bochum als „ganz großen Wurf“. „Darauf habe ich mein halbes Leben lang hingearbeitet“, sagt er. Endlich seien beide Bereiche der Musik auf Augenhöhe in der Kirche angekommen. „Was wir hier im kleinen Wittener Biotop bei der Creativen Kirche seit 2016 erfolgreich etablieren konnten, wird nun durch den Neubau in Bochum institutionalisiert.“
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Allerdings: Die Hochschule war der größte Ankermieter im Haus der Pop-Akademie an der Ruhrstraße. Nach dem Weggang des Uni-Zweigs sei die Miete für die Räume in der ehemaligen Stadtbücherei mit der dann übrig bleibenden Weiterbildungs-Sparte nicht mehr zu stemmen, so Bartelworth. Die Aus- und Weiterbildung werde zwar sicher auch weiterhin stattfinden. Aber wo?
Neues Konzept für Haus der Pop-Akademie an der Ruhrstraße gesucht
Man habe jetzt bis zum Umzug in vier bis fünf Jahren genügend Zeit, den Standort an der Ruhrstraße weiterzuentwickeln, so Bartelworth. „Wir sind offen für neue Nutzungsmöglichkeiten.“ Vielleicht könne die Pop-Akademie bleiben und etwas Neues hinzukommen, hofft er. „Sicher ist: Wir brauchen dann eine andere Form der Bewirtschaftung, um das Haus als Kulturstandort für Witten und die Creative Kirche zu erhalten.“ Der Geschäftsführer der Popakademie ist aber zuversichtlich, dass das gelingen kann. „Meine Lebenserfahrung sagt mir, dass hier neue Chancen entstehen werden.“
Auch die anderen Beteiligten begrüßen die Entscheidung der Landeskirche – selbst der Prorektor der Hochschule aus Herford. Kirchenmusikdirektor Ulrich Hirtzbruch bedauert zwar weiterhin, dass die Kirchenleitung einen Umzug nach Herford ausgeschlossen hatte, betonte aber am Donnerstag (17.3.): „Die Bündelung der Aktivitäten ist für die Hochschule von zentraler Bedeutung.“ Die Zusammenlegung ermögliche die Weiterentwicklung eines „schon jetzt bundesweit einmaligen Studienangebots“.
Große Mehrheit soll Entscheidung mittragen
Sein Wittener Kollege, Prorektor Hartmut Naumann, begrüßt den Beschluss ebenfalls ausdrücklich und spricht von „neuen Maßstäben in der Kirchenmusikausbildung“: „Wir haben jetzt als Hochschule die großartige Chance auf einen gemeinsamen Neuanfang.“ Die gefallene Entscheidung werde dabei von der großen Mehrheit aller Dozentinnen und Dozenten sowie der Studierenden mitgetragen, so Naumann.
Studierendenzahl soll gesenkt werden
Die Hochschule für Kirchenmusik bietet seit 1948 im ostwestfälischen Herford eine klassische Kirchenmusik-Ausbildung an. 2016 wurde ergänzend in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Pop-Akademie in Witten der neue Studiengang „Kirchenmusik Popular“ in Witten eingeführt.
Mit den beiden Studiengängen bietet die Hochschule nach eigenen Angaben bundesweit das derzeit größte Studienangebot für evangelische Kirchenmusik an. 59 Studierende sind aktuell eingeschrieben - davon 27 in Herford und 32 in Witten.
Nach Planung der westfälischen Kirche soll die Studierendenzahl allerdings mittelfristig auf 40 reduziert werden. So sollen die bis 2035 projektierten Gesamtkosten von etwa 35 Millionen Euro gesenkt werden, wie die westfälische Kirchenleitung erklärte. Man sei sich des finanziellen Risikos des Projektes bewusst, plane darum kleiner als bislang.
Für die Zukunft der Kirchenmusikausbildung – auch der in der Popularmusik – ist die Entscheidung der Landeskirche jedenfalls mehr als ein Hoffnungszeichen. Das betonte auch die westfälische Präses Annette Kurschus: „Es ist ein starkes Signal, dass die westfälische Landeskirche in diesen gesellschaftspolitisch herausfordernden Zeiten in die kirchenmusikalische Ausbildung investiert und damit einen deutlichen Schwerpunkt setzt.“
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Mit der Eröffnung des Hochschul-Neubaus rechnet die Landeskirche bis Ende 2025. Bis Ende 2022 soll ein Architektenwettbewerb stattfinden. An Baukosten sind insgesamt rund 16 Millionen Euro veranschlagt.