Witten. Die Ritz-Fläche im Muttental wird nun doch nicht in eine Erweiterung der Zeche Nachtigall einbezogen. Was bedeutet das für die ehrgeizigen Pläne?
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) verzichtet bei der geplanten Erweiterung von Zeche Nachtigall auf die Nachbarfläche der ehemaligen Eisengießerei Ritz. Damit bestätigte Stadtbaurat Stefan Rommelfanger am Montagabend (21.6.) im Rat nun das, wonach ihn Ulla Weiß von den Linken schon vor einer Woche im Haupt- und Finanzausschuss (HFA) gefragt hatte.
„Stimmt es, dass es einen Rückzug seitens des LWL gibt?“ hatte Weiß von dem Baudezernenten im HFA wissen wollen. Seinerzeit antwortete Rommelfanger: „Der LWL steht voll hinter dem Projekt, die Museumsfläche der Zeche Nachtigall zu erweitern.“ Der Landschaftsverband bleibe „Hauptakteur“ eines entsprechenden Masterplans. Variante 1 sehe vor, ein Drittel des Ritz-Geländes zu übernehmen. Falls dies nicht funktioniere, werde der LWL die Pläne auf seinem eigenen Areal realisieren, sagte der technische Beigeordnete.
Stadtbaurat von Witten: Realistisch betracht kommt nur noch Variante 2 zum Tragen“
Nun war am Montagabend (21.6.) Rat und Rommelfanger teilte „nach einem Telefonat“ mit dem Direktor des Landschaftsverbandes mit: Der LWL werde ohne die Fläche der Gießerei planen und gegebenenfalls an zwei Stellen auf dem eigenen Gelände neu bauen. Rommelfanger: „Realistisch betrachtet kommt nur noch Variante 2 aus dem Masterplan zum Tragen.“ Das bedeutet: Verzicht auf das Ritz-Gelände. Die Arbeitsgemeinschaft (Arge) Muttenthalbahn hat die Gießerei-Fläche bis 2056 gepachtet. Sie will dort ein neues Feld- und Grubenbahnmuseum errichten, wofür ihr bereits Landesmittel in Höhe von 750.000 Euro in Aussicht gestellt wurden.
Gründe für den Rückzug des LWL nannte Rommelfanger im Rat nicht. In einem früheren Gespräch mit dieser Redaktion hatte Arge-Chef Hans-Jörg Frank gesagt, der Eigentümer des Ritz-Geländes werde einer Investition „in dem vom LWL gewünschten Umfang keinesfalls zustimmen“.
Stadt Witten hofft auf zweiten und dritten Stern für Projektförderung im Rahmen der IGA
Mit dem Verzicht auf ein Drittel des Nachbargeländes sollen die Pläne für die Erweiterung der Zeche Nachtigall und den Masterplan „Ruhrfenster Muttental“ nun aber nicht begraben werden. Witten strebt weiterhin eine Förderung des Projekts im Rahmen der Internationalen Gartenausstellung (IGA) 2027 an. Bis Anfang 2022 hofft man, für die millionenschwere Förderung den erforderlichen „zweiten“ und „dritten“ Stern zu bekommen.
Die Stadt gibt sich in ihrer noch nicht überarbeiteten Sitzungsvorlage noch zuversichtlich. „Durch die neuen geplanten Angebote von LWL und Arge Muttenthalbahn entsteht ein besonderer Ort von herausragender touristischer Bedeutung im Ruhrtal“, heißt es. Der LWL wolle ein neues Besucherzentrum errichten, die Ausstellungsfläche erweitern und die Unterbringung seiner Verwaltung verbessern.
Die Stadt will mit ihrem „Ruhrfenster“ die Verbindung zwischen der Innenstadt und dem Muttental aufwerten. Das gilt auch für die „Erschließungsachsen“ rund um Zeche Nachtigall und Ritz-Gelände. An der B 226 (Ruhrdeich) soll ein repräsentativer, stadtnaher Eingangsbereich mit Parkplatz entstehen. Man wolle den Museumsstandort besser sichtbar machen und gleichzeitig die Ruhr „als historischen Ort für Kohlelager und Hafen“ einbeziehen. Aufenthaltsqualität und Erreichbarkeit sollen deutlich gesteigert werden.
„Der Weg über die Nachtigallbrücke wird zum Erlebnis“
Ob Radfahrer, Fußgänger, Bahn oder Kanuten – all diese „Verkehre“ sollen am Schnittpunkt von Nachtigallbrücke und Muttental-/Nachtigallstraße verknüpft werden. „Der Weg über die Nachtigallbrücke zum Museum wird mit Blickfenstern zum Erlebnis“, heißt es. Zeche Nachtigall soll einen Neubau für einen Eingangs- und Empfangsbereich bekommen und eine Gastronomie östlich der Ziegelei mit Blickachse zur Nachtigallbrücke.
Die Vorlage hebt als Variante 1 noch die Einbeziehung des brachliegenden Nachbargeländes hervor. „Damit wird der wichtige historische Ort einer ehemaligen Eisengießerei zum Bestandteil des Projektes Ruhrfenster Muttental.“ Nun trennen sich aber erst einmal die Wege.