Witten. Die Kritik der Ministerin lässt der Stadtbaurat nicht gelten: Wittens IGA-Projekte seien auf den Weg gebracht. Die Lakebrücke falle aber raus.

Vor einem Flop der Internationalen Gartenausstellung (IGA) hat NRW-Heimatministerin Ina Scharrenbach gewarnt. Im WAZ-Interview klagte die 44-Jährige, die Städte würden sich nicht genügend darum kümmern, es gebe seit Längerem keine Anträge mehr. Diese Kritik weist Wittens Stadtbaurat entschieden zurück. „Das gilt nicht für uns an der Mittleren Ruhr. Wir sind gut aufgestellt.“

Am Mühlengraben soll für Fußgänger ein Zugang zur Ruhr entstehen.
Am Mühlengraben soll für Fußgänger ein Zugang zur Ruhr entstehen. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

Mit ihrer Kritik mache es sich die Ministerin „ein bisschen zu einfach“, kontert Baudezernent Stefan Rommelfanger. Schließlich müssten sich die Kommunen für die Projekte an viele verschiedene Förderprogramme wenden. Es gehe nicht nur um den Städtebauförderungstopf von Ina Scharrenbach, sondern auch um Rad- und Nahmobilitätsförderung, Tourismus-/Wirtschaftsförderung, Grüne Infrastruktur und Denkmalschutz. All das hätten die fünf Städte, die im Mittleren Ruhrtal für die IGA zusammenarbeiten, auch getan. „Wir sind schon sehr weit gekommen. Das ist uns von der IGA auch so gespiegelt worden“, betont Rommelfanger.

Zwei Projekte in Witten gelten als „grundsätzlich förderfähig“

Konkret seien in Witten bereits zwei Projekte vom IGA-Beirat als „grundsätzlich förderfähig“ eingestuft worden: die Ruhrfenster im Muttental und am Mühlengraben. Jetzt sei die Stadt dabei, die Projekte weiterzuentwickeln. Im Muttental, wo die Zeche Nachtigall erweitert werden soll, direkt nebenan aber auch der Verein „Arge Muttenthalbahn“ ein Gruben- und Feldbahnmuseum plant, knirscht es noch etwas im Getriebe. Die Bahnfreunde fühlen sich vom Landschaftsverband ausgebremst, weil der kein grünes Licht für die Freigabe der Fördermittel für die Arge gegeben habe. Rommelfanger ist dennoch zuversichtlich, dass der Planungsprozess weitergeht. „Es gibt zwar noch keinen Konsens, aber erste Ideen, an denen gemeinsam gearbeitet wird.“

Die Lakebrücke (hinten im Bild) in Witten soll bis 2025 vom Land neu gebaut werden. Sie könnte dann den Notverkehr übernehmen, wenn die Ruhrbrücke nach Herbede voll gesperrt wird.
Die Lakebrücke (hinten im Bild) in Witten soll bis 2025 vom Land neu gebaut werden. Sie könnte dann den Notverkehr übernehmen, wenn die Ruhrbrücke nach Herbede voll gesperrt wird. © Hans Blossey

Für das Ruhrfenster Mühlengraben (Nähe Café del Sol) gibt es hingegen schon eine Entwurfsplanung. Dort soll ein Zugang zur Ruhr entstehen. Außerdem will man eine Grünfläche, einen kleinen Treffpunkt anlegen. Von dort soll ein Fußweg, parallel zum Ruhrdeich-Radweg, bis zur Nachtigallbrücke führen, mit verschiedenen Sichtfenstern auf den Fluss. Für die Umsetzung der Idee fehlen der Stadt allerdings noch einige Flächen am Ruhrdeich und Mühlengraben. Rommelfanger: „Da denken wir über Grunderwerb nach.“

Neubau der Lakebrücke in Witten wird vom Land übernommen

Rausgefallen aus der IGA-Planung ist die Lakebrücke. Das sei aber keine schlechte Nachricht, versichert der Stadtbaurat. Im Gegenteil: Denn das Land habe das Projekt übernommen, auch finanziell.

Die neue Lakebrücke solle schon vor der IGA, etwa bis 2025 fertig gestellt sein, um dann während der geplanten einjährigen Vollsperrung der Omegabrücke den Notverkehr Richtung Herbede – etwa für Feuerwehr und Krankenwagen – übernehmen zu können. Für private Fahrzeuge gelte das nicht. Auch die neue, breitere Brücke ist nur für den Fuß- und Radverkehr gedacht. Sie soll das bestehende Nadelöhr aber beseitigen.

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Der Stadtbaurat sieht die gemeinsamen Projekte mit den anderen Kommunen, die so genannten „Ruhrbänder“, ebenfalls auf einem guten Weg. Der Förderantrag für den Ausbau des Ruhrhöhenwegs zum Premium-Wanderweg sei bereits bewilligt. Eine Machbarkeitsstudie untersuche derzeit, wie die Planung konkret umgesetzt werden könne.

Eine Studie gibt es auch für den Ruhrtalradweg. Gemeinsam mit der IGA werde geschaut, wie der verbessert werden könne. „Wir müssen auf die gewachsenen Zahlen und die gestiegene Geschwindigkeit reagieren“, erklärt Rommelfanger. Er ist zuversichtlich. Förderanträge seien bereits gestellt, die entsprechenden Töpfe gut gefüllt.

Das sollen die Projekte kosten

Für die beiden Wittener Projekte, Muttental und Mühlengraben, rechnet die Stadt mit Kosten von 6,5 Millionen Euro, 5,2 Millionen Euro davon könnten gefördert werden. Der neue Radweg von der Ruhr zur Emscher, ein weiteres Projekt, wird mit 3 Millionen Euro (2,4 Mio € Fördererwartung) veranschlagt.

Bei den gemeinsamen Projekten sehen die Kosten so aus: Projektbüro 800.000 Euro (640.000 € gefördert), Ruhrbänder 17,2 Millionen Euro (14,83 Mio € gefördert), Ruhrfenster 26,1 Millionen Euro (20,8 Mio € gefördert).

Weitere Fördermittel sollen noch für dieses Jahr fließen. Die fünf Städte im Mittleren Ruhrtal möchten ein Projektbüro einrichten, um die Zusammenarbeit für die IGA zu verbessern. Den Antrag habe die Stadt Witten stellvertretend für alle gestellt, so Rommelfanger. Seine Bilanz: „Wir brauchen noch ein bisschen Vorlauf bis zur IGA 2027.“ Die Sorge von Ministerin Scharrenbach, die Städte würden nicht rechtzeitig fertig werden , teile er aber nicht.

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