Witten. Ein schöner Abend wie im Restaurant, aber unter Corona-Bedingungen. Warum die Wohnmobil-Dinner am Parkhotel in Witten noch immer so beliebt sind.

Ein Vier-Gänge-Menü, serviert im eigenen Wohnmobil bei Kerzenlicht: Das Candlelight-Dinner auf vier Rädern ist ein Renner, seitdem das Parkhotel in Witten mit dieser Idee im November an den Start ging. Ein Ende ist noch nicht absehbar. Das in der Corona-Krise aus der Not geborene Angebot könnte auch nach der Pandemie erhalten bleiben.

Wohnmobil neben Wohnmobil: Kellnerin Insa Grusdas deckt die Tische in den Fahrzeugen ein, die am Samstagabend zum Dinner auf den Parkplatz des Parkhotels in Witten gerollt sind.
Wohnmobil neben Wohnmobil: Kellnerin Insa Grusdas deckt die Tische in den Fahrzeugen ein, die am Samstagabend zum Dinner auf den Parkplatz des Parkhotels in Witten gerollt sind. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Samstagabend, 18 Uhr: Die Wohnmobile, eins größer als das andere, rollen auf den Parkplatz hinter dem Parkhotel. Nicht zu übersehen ist das Gefährt von Kalle Hausemann. Das elf Meter lange Gefährt passt so gerade auf Parkplatz und Wiese. Damit transportiert der Pilot regelmäßig ein Ultraleichtflugzeug oder einen Smart. Wenn sie einmal nicht auf Reisen sind, wohnen seine Frau und er in der Ruhrstraße nur ein kleines Stück vom Parkhotel entfernt. „Wir gehen hier jeden Abend mit dem Hund spazieren. Jetzt probieren wir das Dinner endlich mal“, sagt der Wittener.

Bis zu zwölf Wohnmobile parkten abends schon in Witten

Bis einen Tag vorher können sich Gäste für das Wohnmobil-Dinner anmelden. An diesem Samstag kommen fünf Wagen. „Es gab auch schon Tage, an denen wir zehn oder zwölf Wohnmobile gleichzeitig hier hatten“, sagt Hoteldirektor Lukas Zeuch. Besonders in der Weihnachtszeit im Dezember sei es so voll gewesen. Aber auch jetzt reiße die Nachfrage nicht ab. Die meisten Gäste seien Paare. „Die sind alle glücklich, mal wieder etwas zu erleben und essen zu gehen. Viele kommen zu einem besonderen Anlass, etwa zum Geburtstag oder Hochzeitstag. Wir haben auch einige Gäste, die schon fünf- oder sechsmal hier waren“, so Zeuch. Das Einzugsgebiet habe sich über die letzten Monate auf bis zu 100 Kilometer erweitert.

Prost! Angelika und Michael Kuenen stoßen auf einen schönen Abend mit Wein und feinem Essen im Wohnmobil in Witten an.
Prost! Angelika und Michael Kuenen stoßen auf einen schönen Abend mit Wein und feinem Essen im Wohnmobil in Witten an. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Zwei befreundete Paare sind mit ihren ausgebauten Kleinbussen aus Mühlheim gekommen. Angelika und Michael Kuenen und Andreas Prions und Nicola Dieckmann stehen mit einem Glas Aperitif auf dem Parkplatz und plaudern, während eine Mitarbeiterin des Parkhotels ihre Tische eindeckt.

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Weiße Tischdecken, Stoffservietten, Weingläser – so werden die Wohnmobile zum schicken Restaurant. „Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt einfach“, findet Thomas Dobslaw. Der Hagener war vor einigen Wochen schon einmal hier. An diesem Samstag führt er seine Frau und seine Mutter zum Wohnmobil-Dinner aus – ein Geschenk zum Muttertag am Sonntag.

Parkhotel in Witten serviert Spargel

Im Mai dreht sich auf der Speisekarte natürlich alles um Spargel. Zur Vorspeise gibt es Räucherlachstatar mit grünem Spargel, dann folgt eine Spargelcremesuppe. Auch bei der Hauptspeise darf Spargel nicht fehlen, dazu kommen nach Wunsch ein Schnitzel oder Garnelen auf den Teller. Zum Nachtisch wird Vanilleeis mit Erdbeeren und Sahne serviert.

Geniale Idee in der Krise: Weil das Parkhotel außer Geschäftsleuten keine anderen Gäste im Haus bewirten darf, bringt es das Essen eben zu den Besuchern auf dem Parkplatz. Hotelchef Lukas Zeuch freut sich über die große Resonanz.
Geniale Idee in der Krise: Weil das Parkhotel außer Geschäftsleuten keine anderen Gäste im Haus bewirten darf, bringt es das Essen eben zu den Besuchern auf dem Parkplatz. Hotelchef Lukas Zeuch freut sich über die große Resonanz. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Im Vergleich zum regulären Restaurant-Betrieb ist beim Wohnmobil-Dinner deutlich mehr Organisation nötig, sagt Hoteldirektor Zeuch. „Man muss immer im Kopf haben, wer gerade bei welchem Gang ist. Denn man hat nicht alle im Blick.“ Doch mit der Zeit habe sich die Struktur gut eingependelt. Daher kann es sich der Gastronom gut vorstellen, die so beliebten Wohnmobil-Dinner auch nach Corona anzubieten, wenn es denn weiterhin genug Nachfrage gibt.

Bei den Kuenens und ihren Freunden ist es inzwischen gemütlich geworden. An ihren Fenstern leuchten Lichterketten, auf dem Tisch brennt eine Kerze, man hört Besteck auf Porzellan klappern. Die zwei Paare kennen sich seit 25 Jahren. Sie haben ihre Busse direkt nebeneinander geparkt, die Türen sind offen. Beim Essen schwelgen sie in Erinnerungen an vergangene Reisen – und schmieden Pläne für neue.

Auf dem Parkplatz in Witten sind keine Übernachtungen erlaubt

Andreas Prions und Nicola Dieckmann waren mit ihrem Campingmobil schon in Südtirol, auf den Lofoten in Norwegen, in Prag und in der Eifel. „Wenn es wieder möglich ist, möchten wir gerne nach Schottland reisen“, sagt die 52-Jährige. Mit ihrer eigenen Solarzelle auf dem Dach ist das Paar dabei komplett unabhängig. Nach dem Essen in Witten müssen sie aber erstmal wieder nach Hause fahren.

Platz wäre genug, aber Übernachtungen sind in den Wohnmobilen auf dem Parkplatz vor dem Parkhotel in Witten verboten.
Platz wäre genug, aber Übernachtungen sind in den Wohnmobilen auf dem Parkplatz vor dem Parkhotel in Witten verboten. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Auf dem Parkplatz des Parkhotels zu übernachten, ist nicht erlaubt. Denn das Hotel darf im Moment keine Urlaubsgäste beherbergen – weder drinnen noch draußen. Die Gäste müssen rechtzeitig losfahren, um vor der um 22 Uhr beginnenden Ausgangssperre wieder zuhause zu sein. Doch der guten Stimmung tut das keinen Abbruch. Nicola Dieckmann sagt: „Wir sind einfach froh, endlich mal wieder lecker essen zu gehen und einen geselligen Abend zusammen zu verbringen.“