Witten. Die Stadt Witten hat die zweite große Innenstadt-Baustelle aufgemacht: Im Johannisviertel wird weiter umgebaut. Welche Pläne für Unmut sorgen.

Baufeld Innenstadt: Zu den laufenden Arbeiten an der Pferdebachstraße kommt eine zweite große Baustelle in der City. Im Johannisviertel wird jetzt der bislang unübersichtliche Kreuzungsbereich Luther-/ Bonhoeffer-/Johannisstraße umgebaut. Was so manchen Autofahrer nervt, der von den Baustellen-Absperrungen ausgebremst wird.

Von der Hauptstraße aus kann man zwar noch in die Bonhoefferstraße fahren, einige Meter vor der Zufahrt zur Lutherstraße ist dann aber Schluss. Auch die untere Johannisstraße ist nur noch bis zum Kreuzungsbereich befahrbar, jetzt also eine Sackgasse. Wer von der Ardeystraße aus in die Johannisstraße einbiegt, kann jedoch durch das Oberdorf weiter in Richtung Innenstadt fahren.

Im Johannisviertel in Witten wird es einen Mini-Kreisverkehr geben

Ärgerlich für die Anwohner des Johannisviertels: Für sie wird es der zweite Baustellen-Sommer mit viel Dreck und Lärm. Im vergangenen Jahr waren der Kanal in der Bonhofferstraße sowie die dortige Fahrbahn erneuert worden. Die jetzigen Arbeiten hätten nicht verschoben werden können, heißt es von der Stadt. Fördergelder hierfür würden sonst Ende des Jahres verfallen. Die Bauarbeiten werden bis zum Jahresende dauern. Vor der Einmündung zum Oberdorf wird dabei auch ein Mini-Kreisverkehr entstehen. Er soll einen Durchmesser von nur 18 Metern haben. Die Folge: Laster, Busse und andere große Fahrzeuge werden die Verkehrsinsel überfahren müssen.

Vor dem Oberdorf wird ein Mini-Kreisverkehr gebaut. An der  Johannisstraße, vor dem roten Haus, wird ein kleiner Platz  entstehen, so Stadtbaurat Stefan Rommelfanger.
Vor dem Oberdorf wird ein Mini-Kreisverkehr gebaut. An der Johannisstraße, vor dem roten Haus, wird ein kleiner Platz entstehen, so Stadtbaurat Stefan Rommelfanger. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Laut Tiefbauamtschef Jan Raatz kein Problem, da die Mittelinsel des Kreisels nur wenige Zentimeter erhöht eingebaut werden soll. Raatz gab die Kosten für den neuen Kreisverkehr und die notwendigen Anschlüsse der Straßen im vergangenen Jahr mit rund 940.000 Euro an. In einem dritten Bauabschnitt - laut Stadt ab voraussichtlich Ende September - soll die bisherige Zufahrt von der Ruhrstraße in die Johannisstraße geschlossen werden. Autofahrer hatten diesen Weg oft auch als Abkürzung zur Ardeystraße hin genutzt.

Der Grund für die Straßenschließung sei, so Stadtbaurat Stefan Rommelfanger, dass die Stadt den von der Bezirksregierung Arnsberg aufgestellten Luftreinhalteplan erfüllen müsse. Die Ruhrstraße weise - in Nicht-Corona-Zeiten - zu hohe Schadstoffwerte auf. Daher sei die Stadt verpflichtet, die Zufahrt von der Ruhrstraße in die Johannisstraße zu schließen.

Geschäftsleute halten die angekündigte Schließung der unteren Johannisstraße für eine Fehlplanung

Hauseigentümer bekommen Besuch von einem Sachverständigen

Von der Baustelle betroffene Hauseigentümer im Johannisviertel erhalten Besuch von einem Sachverständigen. Dieser wurde von der vor Ort tätigen Baufirma bestellt. Der Sachverständige soll den Zustand der von den Bauarbeiten betroffenen Häuser dokumentieren - „zur Beweissicherung“, wie es heißt.

Während der Kanal- und Straßenerneuerung im vergangenen Jahr in der Bonhoefferstraße hatten Hauseigentümer Rissschäden an ihren Gebäuden festgestellt. Auch Fensterscheiben hatten Sprünge bekommen.

Der Stadtbaurat geht davon aus, dass Autofahrer, die die Johannisstraße bislang als Durchgangsstraße zur Ardeystraße nutzten, diese dann über die Husemannstraße ansteuern werden. Das wiederum werde die Ruhrstraße entlasten. Von der angekündigten Straßenschließung betroffene Geschäftsleute an der unteren Johannisstraße sind davon allerdings nicht überzeugt. Karin Vogt-Fischer vom Handarbeitsgeschäft Vogt kann nicht nachvollziehen, dass eine Schließung der Johannisstraße zur Ruhrstraße hin, einen Umwelteffekt haben soll. „Die Leute werden dann bei der nächsten Gelegenheit abbiegen, also durch die Bonhoefferstraße fahren, auch wenn sie zum Beispiel zu uns wollen.“

Von der Ruhrstraße (vorne) aus soll man künftig nicht mehr in die am Kornmarkt liegende untere Johannisstraße einbiegen können.
Von der Ruhrstraße (vorne) aus soll man künftig nicht mehr in die am Kornmarkt liegende untere Johannisstraße einbiegen können. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Mit so einer Maßnahme tue man nichts für die Luft, findet die Geschäftsfrau. Ursula Lübbert vom Friseursalon Lübbert an der Johannisstraße teilt diese Bedenken. Die Zufahrt von der Ruhrstraße aus zu schließen, hält sie für eine „völlige Fehlplanung“. Auch vor dem Hintergrund, dass die Stadt ja auch noch die untere Johannisstraße umgestalten wolle. „Die Straße soll von einer Einbahnstraße zu einer beidseitig befahrenen Straße werden.“ Wenn dies so komme, sei es kaum noch möglich, dass etwa ältere Kunden, die mit dem Auto gebracht würden, vor einem Laden herausgelassen werden könnten.

Sebastian Paulsberg weist auf die noch laufenden Planungen hin

Auch Karin Vogt-Fischer hält die untere Johannisstraße für solche Planungen für viel zu schmal. „Da soll es ja auch noch Bürgersteige und Parkplätze geben, auch die Radfahrer sollen dort unterwegs sein können.“ Planungsamtschef Sebastian Paulsberg betonte auf Anfrage unserer Redaktion am Donnerstag, dass die Umbauplanungen für die untere Johannisstraße im Bereich zwischen der Ruhrstraße und dem Anschluss an den Kreisverkehr vor dem Oberdorf derzeit noch laufen.