Witten. Holland, die Balearen und England machen es vor: Restaurants, Kneipen und Cafés sind wieder geöffnet. Was Gastronomen in Witten davon halten.

Die Niederlande wagen es, die Balearen-Inseln, England und auch Israel. Die Außengastronomie wurde dort geöffnet. Wenn dies für geimpfte und negativ getestete Menschen auch in NRW möglich wäre, würde sich Carmen Alvarez, Chefin des spanischen Lokals „Picasso“ an der Lakebrücke, freuen. Die 44-Jährige verweist auf ihre große Terrasse und ihre Wiese an der Ruhr. „Wir haben hier so viel Platz.“

Das „Gourmet“–Restaurant, wie es sich selbst nennt, ist seit über einem halben Jahr geschlossen. „Auch die vielen Spaziergänger und Radler, die es sich sonst mit Getränken und Tapas auf unserer großen Liegewiese gut gehen lassen, dürfen wir nicht willkommen heißen“, sagt Carmen Alvarez traurig. In dieser Situation hat sie einen regelrechten „Hilferuf“ gestartet. Zumal selbst der Außer-Haus-Verkauf nicht so richtig rund läuft. „Wir können mit unserem Angebot von frischen Meeresfrüchten bis hin zu Fleischkreationen nicht so einfach mit großen Lieferdiensten zusammenarbeiten“, sagt die Picasso-Wirtin. Allerdings könnten die Gäste die frisch zubereiteten Speisen direkt im Restaurant abholen – etwa Tapas-Teller, Paella-Pfannen oder geschmorte Iberico-Bäckchen mit grünem Spargel. Leider machten nur wenige frühere Stammgäste davon Gebrauch.

Wie Statisten im Lokal am Deich für Unmut sorgten

Doris Veit vom Haus Fründt gibt das Essen zum Mitnehmen in ihrem Gastraum aus, der direkt an den Biergarten grenzt.
Doris Veit vom Haus Fründt gibt das Essen zum Mitnehmen in ihrem Gastraum aus, der direkt an den Biergarten grenzt. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Andreas Veit von Haus Fründt hat einen Biergarten mitten in der Innenstadt. Eine Öffnung nur für Geimpfte und Getestete wäre für ihn aber keine Option. „Nein, so eine Zwei-Klassen-Gesellschaft, das will ich nicht. Entweder können - coronakonform - alle kommen oder keiner.“

Der Gastronom aus der Bellerslohstraße erzählt von einem Experiment, das er im Fernsehen gesehen hat. „Da saßen ein paar Leute vor einem Restaurant am Deich und wurden bedient. Das waren Statisten.“ Vor dem Lokal hätte ein Schild mit dem Text gestanden: „Eintritt nur für Geimpfte.“ Und das hätte für viel Unmut gesorgt. „Die Kommentare hätten Sie mal hören sollen.“

Veit hofft und glaubt, dass Corona durch die Impfungen in zwei Jahren Geschichte sein wird. Sein derzeitiger Außer-Haus-Verkauf laufe in der Woche „schlapp, aber am Wochenende besser“. Wirtin Doris Veit ist alleine in der Küche. „Unsere Mitarbeiter sind alle in Kurzarbeit.“

Im Knut’s in Witten bereitet man den Garten mit neuen Möbeln schon für die Gäste vor

Würde gerne für Geimpfte und negativ Getestete öffnen:  Waldemar Riedel vom Knut's im Wittener Wiesenviertel.
Würde gerne für Geimpfte und negativ Getestete öffnen: Waldemar Riedel vom Knut's im Wittener Wiesenviertel. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald (theo)

Waldemar Riedel, Chef des Knut’s im Wiesenviertel, hätte kein Problem mit einer Gastronomie für Geimpfte und Getestete. „Klar, wenn das möglich wäre - wie nach holländischem Vorbild - würden wir das machen. Das wäre eine Perspektive für uns.“ Das Impfen sei halt der einzige Ausweg aus der Pandemie.

Drei Köche stehen im Knut’s am Herd. Sie zaubern Speisen zum Mitnehmen. „Freitags bis sonntags liefern wir auch aus“, sagt Riedel. Der sich freut, dass seine Gäste ihm über das „Take-away“-Geschäft auch noch nach Monaten die Treue halten. Im Knut’s bereitet man sich schon langsam auf eine Öffnung vor. „Wir haben neue Tische für unseren Garten gebaut, neue Pflanzen gekauft. Wir bleiben optimistisch.“

Wirtin wünscht sich in der Pandemie mehr vernünftige Menschen

Heike Köhler vom Café Möpschen könnte sich nicht für eine Teilöffnung ihres Lokals erwärmen. Dass man in ihrem Café an der Ruhrstraße coronakonform drinnen und draußen speisen kann, das habe sie im letzten Jahr bewiesen, sagt die Wirtin. Nur für Geimpfte oder Getestete aufzuschließen, das macht für sie aber weder wirtschaftlich noch menschlich Sinn. Sie bekomme staatliche Hilfsgelder, „mit denen ich überleben kann. Dafür bin ich dankbar“. Dann fügt Köhler nachdenklich hinzu: „Ich glaube, dass wir mit der Pandemie schon wesentlich weiter wären, wenn es mehr vernünftige Menschen geben würde.“