Witten. Schön ist anders: Wer nicht hindurch muss, der meidet die Unterführung am Bahnübergang in Witten-Annen. Ein Verein will das ändern.

Wer es nicht eilig hat, der wartet lieber oben, wenn die Schranken am Bahnübergang Witten-Annen gerade unten sind. Denn die Unterführung schreckt ab. Dort ist es düster, der Putz bröckelt, Müll liegt herum, die Wände sind mit Graffiti verschmiert. Das soll sich ändern: Das Kreativquartier Annen möchte den derzeitigen Angstraum zu einem ganz besonderen Ort machen.

"Wir wollen das Umfeld nicht nur säubern und die Schäden beseitigen", sagt Vivian Knoth, eine der Initiatorinnen des Vereins. "Wir wollen die Wände auch streichen und Flächen aufbringen, die von verschiedenen Künstlern aus Witten gestaltet werden können." Die Werke sollen zum Thema "Entschleunigung" passen.

In Witten-Annen soll eine Art Freiluftgalerie entstehen

Ein Künstler sei bereits gefunden, der in der Unterführung eine Klang-Installation anbringen würde. "Beruhigende und positiv stimmende Klänge sollen dazu anregen, im wahrsten Sinne des Wortes einmal in den kleinen Tunnel abzutauchen", so Knoth. Momente der Kunst und Ruhe sollen Hindurcheilende dort also genießen. So entstehe außerdem eine Verbindung zum Bildungsquartier auf der anderen Seite der Gleise.

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Solche Kunst-Ecken soll es langfristig an vielen Stellen in Annen geben, wünscht sich der Verein. "Auf diese Weise könnte eine Art Freiluftgalerie entstehen", sagt Birgit Wewers, deren Atelier sich auf der Bebelstraße befindet. Hausbesitzer, die eine Wand dafür frei haben, können sich beim Kreativquartier melden. "Ich kenne mehrere Orte, an denen sich so etwas anbieten würde." Am liebsten würden sie auch noch das alte Schrankenwärterhäuschen in eine Galerie verwandeln. Wewers: "Vielleicht verkauft die Bahn uns das ja mal."

Kreativquartier: Deutsche Bahn will 3700 Euro für Nutzung des Tunnels

Wegen der Unterführung haben sie schon bei der Deutschen Bahn um Erlaubnis gefragt. "Die haben uns gesagt, wir können unser Projekt dort gerne umsetzen, müssten aber 3700 Euro für die Nutzung bezahlen", sagt Vivian Knoth. Zwar hat der Verein diese Kosten jetzt mit einberechnet, ärgert sich aber trotzdem über die Reaktion der Bahn. Die war für eine zeitnahe Stellungnahme nicht zu erreichen.

Über 30.000 Euro Förderung hat das Kreativquartier beim Land NRW im Rahmen des Projekts #heimatruhr beantragt - und erwartet nun in Kürze einen hoffentlich positiven Bescheid. Doch das ist ja noch nicht alles.

Verein will auch Durchgang hinter der Sparkasse aufhübschen

Auch den Durchgang, der hinter der Sparkasse zur Bebelstraße führt, wollen sie aufhübschen. Wo jetzt umgekippte Einkaufswagen, Müll und Hundehaufen liegen, sollen mal Hochbeete entstehen, die mit den Kindern aus dem Viertel gestaltet werden.

"Mit den Beetpatenschaften, von denen es einige auf der Bebelstraße gibt, haben wir gute Erfahrungen gemacht", freut sich Birgit Wewers, die vor ihren Atelier selbst Mangold und Kürbis angepflanzt hat. Auch andere Geschäftsleute und Anwohner kümmern sich nun um das Fleckchen Erde vor ihrem Haus.

Verein will möglichst viele Bürger in das Projekt einbeziehen

"Wir wollen möglichst viele Bürger in das gesamte Konzept einbeziehen und sie für den öffentlichen Raum sensibilisieren", sagt Vivian Knoth. Mit einer Aktion allein sei es nicht getan. Nur wenn jeder regelmäßig auf sein Umfeld achte, könne es klappen, dass Annen tatsächlich schöner wird. Das gelte nicht nur für die Unterführung und die Baumbeete.

"Wir haben hier in Annen ein echt dickes Müllproblem, das ganz oben auf unserer To-do-Liste steht", so Knoth. Mindestens dreimal pro Woche gehe sie selbst durch ihre Straße und sammle Müll ein. Gerne wollen sie noch die Stadt mit ins Boot holen. Die Stadtwerke hätten bereits Unterstützung zugesagt, ebenso die Stiftung Bethel, die in einem Haus an der Kreisstraße suchtkranke Menschen betreut. Denn, appelliert Knoth an alle Annener, "alleine schaffen wir das nicht".

>>> Verein braucht Unterstützung

Der Verein Kreativquartier Annen hat derzeit etwa 20 Fördermitglieder und zehn Aktive. Unterstützung in Form von Spenden oder Menschen, die weitere Ideen haben und mit anpacken wollen, sind erwünscht.

Interessenten wenden sich an Birgit Wewers (0172-5227855) oder Vivian Knoth (0172-3772095).

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