Witten/Ennepetal. Immer wieder sollen sich Menschen bei der Corona-Impfung vordrängeln. Mal ist es ein Landrat, mal ein Bischof. Gibt’s das in Witten oder EN auch?

Im Wettlauf um die Corona-Schutzimpfung soll es immer wieder Zeitgenossen geben, die sich vordrängeln. Oft wird das mit übrig gebliebenen Impfdosen begründet, die ja sonst verfallen wären… Wurden auch schon im EN-Kreis und in Witten Menschen geimpft, die laut Impfverordnung noch gar nicht an der Reihe waren?

Laut dpa soll sich zum Beispiel der Landrat im niedersächsischen Peine und sein Vize vorzeitig den vielleicht lebensrettenden Piks gesichert haben. Anderswo, in Halle etwa, ist vom Oberbürgermeister die Rede. In Augsburg sollen der Bischof und Generalvikar früher geimpft worden seien, weil sie laut Diözese als Altenheim-Seelsorger tätig sind. Für Aufsehen sorgten jüngst die Augusta-Kliniken in Bochum, wo Klinik-Manager und deren Angehörige unberechtigt geimpft worden sein sollen. Es soll auch zwei schwarze Schafe von der FDP und AfD unter den Landtagsabgeordneten in NRW geben.

Übrig gebliebene Impfdosen gehen zum Beispiel an das Impfteam

„An uns prallen alle Versuche ab“: Dr. Christian Füllers, der Ärztliche Leiter des Impfzentrums in Ennepetal, erteilt Impfdränglern eine Absage.
„An uns prallen alle Versuche ab“: Dr. Christian Füllers, der Ärztliche Leiter des Impfzentrums in Ennepetal, erteilt Impfdränglern eine Absage. © WP | Carmen Thomaschewski

Der Ärztliche Leiter des Impfzentrums in Ennepetal, Dr. Christian Füllers, geht mit dem Thema ganz offen um. Tatsächlich gebe es vereinzelt Versuche, sich vorzudrängeln. „Aber sie prallen alle bei uns ab“, versichert der Mediziner. Oft handele es sich um Leute, „die sich für wichtig halten und irgendjemanden kennen“, beispielsweise Vereinsvertreter aus höheren Kreisen.

Was die Politik oder konkret den Landrat angeht, erklärt Füllers: „Unser Landrat hat gesagt, dass er froh ist, wenn er dran ist. Er ist über jeden Zweifel erhaben.“ Wenn einzelne Dosen liegen blieben, komme zum Beispiel das Impfteam oder Krankenhaus- und Pflegepersonal zum Zuge, „das damit zu tun hat“.

Doch es bleibe ohnehin nicht viel übrig, so Füllers, „wir steuern das besser“. Während die kooperierende Apothekerin bisher die Hälfte des erforderlichen (Biontech)-Impfstoffs aufgezogen habe, gebe es jetzt kurzfristig eine Rückmeldung zwischen Impfstraße und Apotheke, was genau gebraucht werde. Füllers: „So haben wir fast keine Reste mehr.“ Und liegen gebliebener Impfstoff von Astrazeneca wandere wieder in den Kühlschrank.

Nach wie vor sind im Impfzentrum in Ennepetal erst wenige tausend Menschen über 80 Jahren geimpft worden, die zur höchsten Priorisierungsstufe gehören. Sie bekommen den Impfstoff von Biontech/Pfizer und der ist nach wie vor rar. Hätte man mehr davon, könne man Impfteams auch zu den pflegebedürftigen Menschen und deren Angehörigen nach Hause schicken, sagt Christian Füllers. Denn auch diese Menschen benötigen die Spritze mit dem Biontech-Wirkstoff.

Die meisten Mitarbeiter im Rettungsdienst haben schon die zweite Impfung

Zweimal täglich werden jeweils 168 Impfdosen dieses Herstellers in Ennepetal verimpft, in der besagten Altersgruppe. Während etwa 70 bis 80 Prozent der Beschäftigten im Rettungsdienst bereits die zweite Impfung (auch mit Astrazeneca) bekommen haben, wartet ein Großteil der schon einmal geimpften über 80-Jährigen noch auf den zweiten Biontech-Pikser.

Nachdem für ganz NRW zunächst 120.000 Impfdosen für die neue Woche angekündigt waren, so Füllers, werden es seinen Angaben zufolge jetzt doch nur 100.000 sein. „Wir hoffen, die Impfstoffmenge nächste Woche erhöhen zu können.“ Keinen Mangel gibt es dagegen bei Astrazeneca, womit nun auch Lehrer und Erzieher geimpft werden sollen. Auch Arztpraxen-Beschäftigte, Physio-, Ergo- und Sprachtherapeuten können sich damit impfen lassen. Sie müssen es nur tun.

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