Witten. In Witten gibt es nach Impfungen mit Astrazeneca bei Rettungskräften bislang nur wenige Krankmeldungen. Freude über die Impfung überwiegt.
Der Impfstoff des britischen Herstellers Astrazeneca wird erst seit Kurzem in Deutschland verimpft. Doch schon gibt es erste Klagen über unerwünschte, starke Nebenwirkungen. In Dortmund hatten sich nach der Impfung von Feuerwehrleuten rund 25 Prozent der Geimpften krankgemeldet. In Witten und dem EN-Kreis sind die Erfahrungen mit dem Arzneimittel bislang aber fast durchweg gut.
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1084 Impfdosen seien im Impfzentrum bislang angeliefert und auch weitestgehend bereits gespritzt worden, sagt Kreissprecherin Franziska Horsch. Seit dem vergangenen Freitag werden im ehemaligen Aldi-Ladenlokal in Ennepetal auch Mitarbeiter von Pflege- und Rettungsdiensten immunisiert. In Deutschland ist der Impfstoff von Astrazeneca nur für Menschen unter 65 Jahren zugelassen.
Impfungen von Rettungskräften in Witten an dienstfreien Tagen
Im Rettungsdienst des EN-Kreises habe es seit Beginn der Impfungen nur vereinzelt Krankmeldungen gegeben, so Horsch. Es seien jeweils auch nur einzelne Mitarbeiter aus Einheiten betroffen gewesen. Zu Beeinträchtigungen des Rettungsdienstes ist es nicht gekommen.
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Der Kreis legt die Impfungen von Feuerwehrleuten und Sanitätern bewusst auf dienstfreie Tage. Außerdem werden die Rettungsdienstler „gestaffelt“ geimpft, also jeweils nur kleinere Gruppen aus einer Dienststelle oder Einheit. So empfiehlt es auch das NRW-Gesundheitsministerium, um größere Personalausfälle zu verhindern.
Drei Krankmeldungen bei der Feuerwehr
Die rund 100 Einsatzkräfte der Berufsfeuerwehr Witten haben bereits fast alle ihre erste Impfung erhalten. „Und die Ausfälle halten sich in Grenzen“, so Sprecher Uli Gehrke. Lediglich drei Krankmeldungen habe es gegeben. Leichte Nebenwirkungen wie Kopf- und Gliederschmerzen seien zwar vorgekommen. „Aber das lässt sich alles aushalten“, so Gehrke, der selbst von seiner Impfung zum ersten Mal in seinem Leben Kopfschmerzen bekommen hat.
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Einige wenige Kollegen hätten Fieber entwickelt, sich sehr schlapp gefühlt. Man habe aber vorab geplant. „Wer geimpft wurde, hatte an diesem Tag keinen Dienst und auch nicht am nächsten“, erläutert der Zugführer. Schon vor dem Start der Impfungen mit Astrazeneca hätten rund 20 Kollegen spontan Restdosen des Herstellers Biontech erhalten. Diese hätten Nebenwirkungen vor allem nach der zweiten Dosis gespürt.
Erleichterung bei Feuerwehr über Impfungen
„Ich bin froh, dass wir jetzt geimpft sind“, so Feuerwehrmann Gehrke. „Man hat definitiv ein besseres Gefühl.“ Zwar schützen sich die Rettungskräfte bei ihren Einsätzen auch immer mit FFP2-Masken, aber die könnten eben auch schon einmal verrutschen.
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Geimpft sind auch bereits Pflegekräfte der Familien- und Krankenpflege aus dem Wullener Feld. Sehr gut habe sie die Immunisierung vertragen, erzählt Mitarbeiterin Rita Pohl. „Ich stehe da auch absolut dahinter“, so die 63-Jährige. Einige Kollegen hätten Nebenwirkungen verspürt. „Aber die gibt es ja auch bei anderen Impfungen“, so Pohl. „Hauptsache, uns wird geholfen.“
„Jeder sollte froh sein, der den Impfstoff bekommen kann“
Etwa 65 Prozent seiner 112 Mitarbeiter seien impfwillig, sagt Geschäftsführer Volker Rumpel. 42 Pflegekräfte haben den ersehnten Piks bereits erhalten. Für die meisten anderen konnte Rumpel bis Sonntag Termine in Ennepetal vereinbaren. Zeitlich begrenzt hätten Mitarbeiter unter Schüttelfrost, Fieber oder Gliederschmerzen gelitten. „Aber das war meist nach einem Tag oder schneller vorbei.“
Die Diskussion über den Astrazeneca-Stoff kann der 61-Jährige nicht nachvollziehen. „Dann ist man eben einen Tag schlapp, aber das nimmt man doch in Kauf.“ Astrazeneca biete einen wirksamen Schutz gegen schwere Verläufe. „Jeder sollte froh sein, der ihn bekommen kann“, meint Volker Rumpel.
Sorge um abnehmende Akzeptanz
Die andernorts gemeldeten, zahlreichen Nebenwirkungen sieht Dr. Arne Meinshausen, Sprecher der Ärztlichen Qualitätsgemeinschaft Witten, als großes Problem. Er fürchtet, dass die derzeitige Diskussion die Akzeptanz des Impfstoffes schmälern könnte. Das Vakzin von Astrazeneca werde ja bereits wegen seiner geringeren Wirksamkeit kritisch betrachtet.
„Aber Nebenwirkungen sind ja auch ein Zeichen, dass der Körper auf die Impfung reagiert“, so der Mediziner. Noch sei nicht klar, ob das Problem vielleicht an einer bestimmten Charge liege, die für das Immunsystem herausfordernder ist. Etwa durch bestimmte Begleitstoffe, die ebenfalls in der Impfdosis enthalten sind. Schließlich werde in Großbritannien schon lange mit Astrazeneca geimpft – ohne Berichte über Nebenwirkungen.
Trotz allem sei der Impfstoff aber derzeit „die einzige Chance für Jüngere, an eine Impfung zu kommen“, betont Meinshausen. Und auch wenn die Wirksamkeit nicht so hoch sei wie etwa bei Biontech, sei das Vakzin immer noch „hochwirksam“. Wer ganz sicher sein möchte, kann sich auch im Anschluss an eine Immunisierung beim Hausarzt einem Antikörper-Test unterziehen. Dieser bestimmt den Spiegel an Antikörpern im Blut, also wie gut man gegen eine mögliche Infektion geschützt ist.
Bis zum Mittwoch sind im Impfzentrum zudem 446 Wittener über 80 mit dem Biontech-Impfstoff immunisiert worden. Insgesamt haben nun schon 1666 Senioren aus dem Kreis in Ennepetal den ersehnten Piks erhalten.
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