Witten. Ein Schildbürgerstreich? Nur noch einmal stündlich fährt ein Bus von Witten nach Vormholz. Dafür gibt es eine Direktverbindung zur Ruhr-Uni.

Wer in den Hölzern wohnt, hat künftig nur noch einmal pro Stunde eine direkte Busverbindung nach Witten. Denn mit dem Fahrplanwechsel am 15. Dezember bedient die Linie 320 nicht mehr Kämpen und damit auch nicht Vormholz. Die Anwohner fühlen sich vom neuen Nahverkehrsplan abgehängt.

Die Linie 375, die nun den Bereich Vormholz allein abdeckt, wird durch die neue Linie 374 ergänzt. Diese fährt allerdings über Herbede-Mitte und Heven-Dorf zur Ruhr-Universität. Wer in die City möchte, muss also in Herbede oder Heven umsteigen. Für Klaus Pranskuweit (SPD) führt die Linie in die falsche Richtung. Die Zahl der Studenten, die von Vormholz an die Ruhr-Uni wollen, sei doch geringer als die der Vormholzer, die in die Innenstadt müssten. „Die Vermutung liegt nahe, dass in den Behörden und Verkehrsunternehmen Leute tätig sind, die die Bedürfnisse der Bürger eigentlich gar nicht so richtig kennen“, sagt das Ratsmitglied.

Eltern der Hardenstein-Schüler sind empört

Vergeblich für Ausbau der 320 gekämpft

Politiker aus den Hölzern haben über Jahre dafür gekämpft, dass die Anbindung im Durchholzer und Vormholzer Raum verbessert wird. Der zurzeit noch fahrende Linienbus 320 nach Kämpen sollte wieder wie wie ehemals zurück über die Speckbahn fahren.

Unzähliger Schriftverkehr und Gespräche mit der Stadtverwaltung, der Kreisverwaltung sowie den Verkehrsunternehmen Bogestra und VER seien im Sande verlaufen, so SPD-Ratsmitglied Klaus Pranskuweit.

Vor allem an der Hardenstein-Gesamtschule läuten bei vielen Eltern die Alarmglocken. „Die neuen Fahrpläne sind bei uns ein ganz großes Thema“, sagt die Schulpflegschaftsvorsitzende Mareike Hesselbein-Heuer. „Die Einsatzwagen sind jetzt schon viel zu voll. Und dann fällt mit dem 320er auch noch ein Linienbus weg.“ Wenn Schüler erst zur zweiten Stunde starten, passe die Anbindung gar nicht mehr. Hesselbein-Heuer: „Das heißt, sie müssen mit dem Einsatzwagen zur ersten Stunde kommen und dann warten.“ Bei Schulschluss um 15.30 Uhr fahren nur noch Einsatzwagen. Schon jetzt würden die nicht alle Kinder aufnehmen können, so dass viele den Berg runter bis Herbede laufen müssten. Die Schulleitung hat die Eltern gebeten, sich direkt bei der Bogestra zu beschweren.

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Wie hoch das Beschwerdeaufkommen aus Witten bereits ist, kann Christoph Kollmann, Sprecher der Bogestra, nicht sagen. Die Fahrplanumstellung in Bochum sei weit größer, weswegen man darauf den Fokus lege. Er empfiehlt Busnutzern, sich im Kundencenter beraten zu lassen. Zwar müsse man einen Umstieg in Kauf nehmen. Oft seien aber weit mehr Verbindungen möglich als man annehme. Die Linie 374 haben den Kreistag als Direktverbindung zwischen den Hölzern und der Ruhr-Uni überzeugt. Kollmann: „Jetzt muss man erstmal abwarten, wie das Angebot aufgenommen wird.“

320 fährt nur noch einmal pro Stunde zur Uni

Auch einige Wittener, die an der Ruhr-Universität Bochum studieren, haben mit dem neuen Angebot ihre Schwierigkeiten. Bislang profitieren sie von der direkten Anbindung über die Linie 320 zwei Mal pro Stunde. Künftig führt nur stündlich eine Fahrt zur Uni. Die Linie hat aber acht zusätzliche Haltestellen bekommen, da sie durch das Lottental führt, was die Fahrzeit verlängert.

Julia Mandroschek, Steffen Schmidt und Patricia Paschen (v.l.)bemängeln den neuen Fahrplan. .
Julia Mandroschek, Steffen Schmidt und Patricia Paschen (v.l.)bemängeln den neuen Fahrplan. . © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Im Gegenzug gibt es am neuen Knotenpunkt Heven-Dorf mehrere Umstiegsmöglichkeiten zur Ruhr-Uni – in die SB67, die neue 374, die 375 und eine Einsatzlinie der 376. Für Lehramtsstudentin Patricia Paschen und Management-Studentin Julia Mandroschek stellen diese aber keine Verbesserungen dar.

Beide fahren seit über zwei Jahren beinahe täglich zur Ruhr-Uni. „Ich musste mich nie beschweren, es hat immer gepasst“, sagt Julia. „Bisher war ich mit dem Bus schneller als mit dem Auto“, so Patricia. Nun entstünden Wartezeiten – und manche Busse fahren so ungünstig, dass man weit vor Vorlesungsbeginn eintrifft.

Die beiden ziehen zum neuen Fahrplan folgendes Fazit: „In die Innenstadt kommt man jetzt besser. Aber an den Randgebieten hat sich die Anbindung verschlechtert.“

Hier finden Sie Berichte zum Fahrplanwechsel in einzelnen Städten an Rhein und Ruhr: