Die Polizei hat ihre Kriminalitätsstatistik 2018 vorgestellt. In Witten gab es weniger Straftaten. Doch die „Schärfe“ der Gewalt habe zugenommen.
Die Zahl der Straftaten ist im Vorjahr leicht zurückgegangen. Damit liegt Witten im Landestrend. 7.346 Delikte zählt die aktuelle Kriminalstatistik, 61 Straftaten weniger als 2017. Bei den Einbrüchen ist erneut ein Rückgang zu verzeichnen. Die Quote ist sogar drastisch gesunken.
„Insgesamt bewegen wir uns seit zwei Jahren auf einem so niedrigen Niveau wie zuletzt 1990“, sagte Polizeipräsidentin Kerstin Wittmeier bei der Vorstellung der neuen Statistik. „Und mit unserer Aufklärungsquote von fast 57 Prozent liegen wir über dem Landesdurchschnitt.“ Im letzten Jahr sind in Witten, Bochum und Herne so viele Straftaten aufgeklärt worden wie zuletzt 2009.
117 Einbrüche weniger als 2017
Es gibt weniger Gewalttaten, Körperverletzungen, Raubdelikte, Diebstähle, Sachbeschädigungen und Betrugsfälle. Den größten Erfolg kann die Polizei aber beim Thema Wohnungseinbrüche vermelden. In Witten kam es im Vorjahr zu 186 Einbrüchen und Einbruchsversuchen, 117 weniger als 2017. Das entspricht einem Rückgang um fast 40 Prozent. Fast jeder zweite Einbruch scheiterte.
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„Es war mir ein großes Anliegen, dass wir besser werden“, sagt die Polizeipräsidentin. 2015, als die Zahlen explodierten, hatte es in Witten noch rund 500 Einbrüche gegeben. 2016 waren es 358. „In den letzten vier Jahren sind die Zahlen wirklich exorbitant zurückgegangen“, sagt Kripochef Andreas Dickel. Das gilt auch für Bochum und Herne. Kerstin Wittmeier freut sich: „Insgesamt sind die Einbruchszahlen gerade so niedrig wie vor 30 Jahren.
Hohe Aufklärungsquote
2015 betrug die Aufklärungsquote bei Einbrüchen nur sieben Prozent. Dagegen wurde im letzten Jahr in Witten fast jeder vierte Einbruch aufgeklärt. Mit dazu beigetragen habe eine höhere Präsenz der Beamten im öffentlichen Raum und zahlreiche Präventionskampagnen, sagt die Polizeipräsidentin. „Da sind wir einen deutlichen Schritt vorangekommen.“
Aber auch eine im März 2018 gegründete Sonder-Ermittlungsgruppe, die sich ausschließlich mit Einbrüchen beschäftigt, trägt zur gestiegenen Aufklärungsquote bei. Die Gruppe sollte in diesem März auslaufen, wird nun aber wegen ihres Erfolgs um mindestens ein Jahr verlängert. Wittmeier: „Wir wollen die aktuellen Einbruchszahlen halten, sind da ehrgeizig. Niedriger geht es fast nicht mehr.“
Über 6000 kleine Waffenscheine
Auch bei der Straßenkriminalität zeigt der allgemeine Trend nach unten. Laut Kripo sind es das erste Mal seit zehn Jahren weniger als 12.000 Delikte. „Das subjektive Sicherheitsempfinden der Menschen gerade im öffentlichen Raum ist aber gesunken“, bedauert Kerstin Wittmeier. So hat sich die Zahl der kleinen Waffenscheine in Witten, Bochum und Herne seit 2015 (2755) auf 6052 im Vorjahr stark erhöht.
Einzig in Witten gab es im vergangenen Jahr etwas mehr Fälle von Straßenkriminalität als im Vorjahr, insgesamt 1934 Anzeigen. „Nicht die Kriminalität an sich nimmt zu, aber die Schärfe. Es wird schneller mal ein Messer gezückt und in Kauf genommen, dass ein andere Mensch schwer verletzt wird,“ sagt Polizeipräsidentin Wittmeier.
>>>Senioren immer häufiger Opfer
Der allgemeine Trend in der gestern vorgestellten Kriminalitätsstatistik der Polizei zeigt nach unten: weniger Einbrüche, weniger Körperverletzungen, weniger Taschendiebstähle. Eine Ausnahme bildet die Straßenkriminalität. Hier gab es im Vorjahr 67 Straftaten mehr als noch 2017. Den Anstieg erklärt sich die Polizei zum Teil durch notorische Graffiti-Sprüher, die mit in die Fallzahlen einfließen.
Es hat auch mehr Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung – wie Vergewaltigung oder sexuelle Nötigung – gegeben. Hier gab es einen Anstieg von 53 auf 67 Taten im vergangenen Jahr. Exhibitionismus vor Kindern fällt ebenfalls in diese Kategorie. Sieben Fälle wurden 2018 angezeigt, etwa im Juli an der Baedekerschule oder im September an der Erlenschule.
Falsche Polizisten auf dem Vormarsch
Regelrecht in die Höhe geschossen ist die Zahl der als gestohlen gemeldeten Fahrräder. Die Zahl hat sich gegenüber 2017 (112 Diebstähle) mit 263 im letzten Jahr mehr als verdoppelt. Kripo-Chef Andreas Dickel erklärt das auch mit der höheren Zahl an Pedelecs. Sie werden eher als gestohlen gemeldet als andere, vielleicht ältere Fahrräder. Dickel: „Deren Wert ist so hoch, dass sich dann eine Anzeige auf jeden Fall lohnt.“
Nicht in die Statistik eingeflossen sind Straftaten zum Nachteil von Senioren. „Aber in diesem Bereich haben wir einen enormen Anstieg“, sagt Polizeipräsidentin Kerstin Wittmeier. Damit gemeint sind zum einen die „falschen Polizisten“, Trickbetrüger, die sich als Beamte ausgegeben und ältere Menschen dazu bringen, ihnen ihr Erspartes zu übergeben.
Anrufe von Call-Centern aus der Türkei
Am Anfang steht dabei immer ein Anruf eines vermeintlichen Ermittlers. 1396 solcher Telefonate wurden der Polizei im vergangenen Jahr in Witten, Bochum und Herne gemeldet. Ein Jahr zuvor war es nur etwa die Hälfte, also 656 Fälle.
Drei Totschläge, aber kein Mord
Drei Totschläge und eine fahrlässige Tötung gab es im vergangenen Jahr, aber keinen Mord. So erstach eine Frau im November ihren Mann in der gemeinsamen Wohnung in der Winkelstraße.
Anfang April erstach ein junger Mann einen 18-jährigen Syrer auf der Annenstraße. Der Täter wurde wegen Körperverletzung mit Todesfolge zu vier Jahren und neun Monaten verurteilt.
„Eigentlich kommen diese Anrufe immer von Call-Centern aus dem Ausland, in letzter Zeit besonders häufig aus der Türkei“, sagt Dickel. Daher gelten sie als ausländische Straftaten und fließen nur in die Statistik ein, wenn der Betrug erfolgreich war, also wenn das Opfer einer Kontaktperson seine Habseligkeiten übergeben hat. Zwölfmal war das 2018 der Fall. Insgesamt verloren die Opfer 185.000 Euro.
Auch der Enkeltrick ist weiter auf dem Vormarsch: Die Zahl der angezeigten Fälle erhöhte sich von 68 auf 115. Sechsmal waren die Betrüger erfolgreich. Sie erbeuteten 174.000 Euro. Eine hohe Erfolgsquote haben falsche Wasserwerker: Bei 29 bekannt gewordenen Fällen waren die Täter 18-mal mit ihrer Masche erfolgreich.