Witten. . Trotz des guten Trends warnt die Polizei in der Stadtgalerie weiter vor Leichtsinn. Nicht nur ältere Bürger werden Opfer von Kleinkriminellen.

Die Anzahl der gemeldeten Taschendiebstähle ist in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen. Gegenüber dem bisherigen Höhepunkt im Jahr 2011, als in Witten 240 Fälle angezeigt wurden, hat sich die Zahl mehr als halbiert. 2015 waren es bereits nur noch 104 Fälle, 2016 102 Fälle und im letzten Jahr 91 Fälle. „Die Prävention greift“, sagt Volker Schütte von der Polizei Bochum. Für das Jahr 2018 werden etwa genauso viele Taten erwartet.

Allerdings gebe es noch immer eine Dunkelziffer an Diebstählen, die gar nicht erst zur Anzeige gebracht werden. Neben dem Rückgang der absoluten Zahlen, gibt es einen weiteren positiven Trend: Die Aufklärungsquote ist gestiegen. Allerdings liegt sie immer noch auf einem sehr niedrigen Niveau. 2017 konnten 5,5 Prozent der Diebstähle geklärt werden.

Vorsicht im Gedränge

„Die Leute sind aufmerksamer geworden“, hat auch Kriminalhauptkommissar Ulrich Neuhaus beobachtet. Gemeinsam mit seinem Kollegen Daniel Möllers informierte er am Freitag in der Stadtgalerie unter dem Motto „Augen auf und Tasche zu“ Wittener Bürger darüber, wie sie sich vor Taschendieben schützen können. Denn trotz aller Warnungen verhalten sich viele Leute noch immer zu leichtsinnig.

„Taschendiebe lieben das Gedränge“, warnt Ulrich Neuhaus. Sie wollten keine Gewalt anwenden, sondern sich möglichst unbemerkt mit der Beute entfernen. Besonders beliebt: offene Handtaschen. Das Portmonee, Handy oder den Hausschlüssel dort liegen zu lassen, sei höchst riskant. „Wertgegenstände sollten immer körpernah getragen werden“, rät der Polizeibeamte. Und damit meint er nicht etwa die hinteren Hosentaschen, sondern die Innentaschen der Jacken. Profis schafften es, in unübersichtlichen Situationen ein hinausragendes Handy oder eine Geldbörse auch aus der Hintertasche zu stibitzen.

Psychische Probleme im Anschluss

„Nachlässigkeit und Ungeschicktheit werden oft ausgenutzt“, sagt Neuhaus. Das könne etwa eine offene Handtasche auf dem Rollator einer älteren Frau oder eine verlassene Umkleidekabine in einem Klamottenladen sein, wenn der Kunde sich gerade nach weiterer Kleidung umschaut. Diebstähle bei älteren Personen hält der Kriminalhauptkommissar für besonders perfide. Die Taschendiebe nutzen dabei deren Hilflosigkeit schamlos aus. Die materiellen Schäden sind dabei nach der Erfahrung von Neuhaus im Nachhinein gar nicht das größte Problem. „Wer Opfer geworden ist, hat psychisch damit zu kämpfen. Das sorgt häufig für Verbitterung.“

Taschendiebe schlagen aber nicht nur bei älteren Personen zu. Eine Mittdreißigerin berichtete dem Beamten in der Stadtgalerie, dass ihr erst kürzlich das Handy gestohlen wurde, für das sie lange gespart hatte. Besonders bitter für die Wittenerin: Bei einem Taschendiebstahl zahlt die Versicherung nicht.

Trotz der rückläufigen Zahlen gelte es deshalb, immer aufmerksam zu bleiben, so Ulrich Neuhaus. „Taschendiebe wird es immer geben.“