Witten/Bochum. . Ein Autohändler hat angeblich Tachostände manipuliert, um Gewinn zu machen. Es geht um Taten in Witten und Bochum – und 345.000 Euro Schaden.
Der im ersten Anlauf geplatzte Strafprozess um angeblich manipulierte Tachostände von Gebrauchtwagen in Witten und Bochum hat am Donnerstag (7.) vor dem Landgericht Bochum begonnen.
Der angeklagte Autohändler, der in Witten und Bochum zwischen Mai 2012 und April 2014 tätig war, war zum ersten Prozess vor dem Schöffengericht im Februar 2017 nicht erschienen.
Damals hatte der Beschuldigte das Gericht wissen lassen, er sei alkoholabhängig und eine Therapie bisher erfolglos geblieben. Er teilte mit, der Haftbefehl schocke ihn nicht.
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Er fühle sich in Polen sicher, so der Richter damals. Dort hielt er sich auf, wurde mittlerweile aber festgenommen und ausgeliefert. Seit Donnerstag muss sich der 26-jährige Mann, der auch aus Polen stammt, nun vor einer Wirtschaftsstrafkammer verantworten.
Kilometerstände nach unten manipuliert
Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, mindestens zwölfmal Autos veräußert und dabei den Kilometerstand nach unten manipuliert zu haben, um einen höheren Kaufpreis zu erzielen. Außerdem sollen die Einnahmen aus seinem Autohandel nicht versteuert worden sein.
Der Schaden wird mit 345.000 Euro veranschlagt. Gegen den Angeklagten erging nach dem ergebnislosen ersten Prozess ein Haftbefehl. Mittlerweile sitzt der Mann in Untersuchungshaft und wird zur Verhandlung jeweils vorgeführt.
Anklageschrift-Verlesung dauert eine halbe Stunde
Die Staatsanwältin brauchte eine halbe Stunde, um die umfangreiche Anklageschrift zu verlesen. Der Mann soll demnach Autos in den Niederlanden eingekauft und anschließend in Deutschland verkauft haben. Der Angeklagte habe die Fahrzeuge steuerfrei innergemeinschaftlich in Holland erworben und die fällige Umsatzsteuer nicht bezahlt haben.
Bei den Fahrzeugen handelte es sich der Anklage zufolge um Fahrzeuge der Marken VW, Audi und Skoda. Um die Gebrauchtwagen gewinnbringend weiterverkaufen zu können, habe der Händler die Tachostände manipulieren lassen.
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So wurde ein Fahrzeug mit 215.000 Kilometern Laufleistung mit einem angeblichen km-Stand von 132.000 für 14.000 Euro verkauft.
Prozess auf sieben Verhandlungstage angesetzt
Nach diesem Muster liefen laut Staatsanwaltschaft auch alle weiteren Geschäfte. Sich dem Verfahren durch Flucht nach Polen zu entziehen, sei eine „ziemliche Frechheit“ gewesen, betonte Vorsitzender Richter Michael Rehaag. Dass er auch in Polen nicht sicher sei, habe der Angeklagte ja durch seine Festnahme und Auslieferung erfahren.
Der 26-Jährige kündigte an, er werde Angaben zu seiner Person machen. Ob er sich zu den Vorwürfen äußern wird, ist noch unklar. Er werde das mit seinem Verteidiger besprechen.
Der Prozess, der auf insgesamt sieben Verhandlungstage angesetzt ist, wird am 12. September fortgesetzt.