. Ein 55-Jähriger steht vor Gericht. Er soll in Selbstmordabsicht im Mehrparteienhaus Feuer gelegt haben. Er fühlte sich von Mitbewohnern gemobbt.

  • 55-jähriger Wittener steht jetzt vor Gericht
  • Er soll in Selbstmordabsicht in einem Mehrparteienhaus Feuer gelegt haben
  • Er fühlte sich von Mitbewohnern gemobbt. Feuerwehr rettete den Wittener per Steckleiter

Wegen besonders schwerer Brandstiftung muss sich ein 55-jähriger Wittener vor dem Landgericht Bochum verantworten. Am Abend des 14. Februar 2017 setzte der Angeklagte, so wirft ihm der Staatsanwalt vor, in Selbstmordabsicht seine Wohnung im zweiten Obergeschoss eines Mehrparteienhauses am Bonnermannsfeld in Brand.

Die Wohnungstür war von innen verbarrikadiert, dennoch konnten die Feuerwehrleute nach Aufbrechen der Tür den Brand löschen. Die Anklage geht davon aus, dass der Mann erheblich vermindert schuldfähig war.

„Ich war im Kopf durcheinander“, erklärte der Angeklagte am Dienstag im Prozess. Er habe auch daran gedacht, sich umzubringen. „Ich wollte mir eine Zigarette anzünden, dabei fiel das Streichholz auf die Couch und es gab ein Feuer“, schilderte der 55-Jährige den Richtern den Hergang. Möglicherweise sei ihm auch im Schlafzimmer ein Streichholz hingefallen. Der Angeklagte leidet unter einer psychischen Belastungsstörung, möglicherweise durch langjährigen Alkoholmissbrauch, und soll intelligenzgemindert sein. Aktuell ist der Mann in einer psychiatrischen Klinik untergebracht.

Mann stellte Waschmaschine vor Wohnungstür

Der Mann lebte nach dem Tod seiner Mutter seit 2005 in dem Wohnhaus, in dem insgesamt acht Mietparteien leben. Er berichtete, dass er Stress mit Nachbarn gehabt habe, die angeblich den Flur nicht richtig putzten. Die Nachbarin, die zwei kleine Hunde hatte, habe ihn gemobbt, ihr Freund soll gedroht haben, ihn umzubringen. Aus Angst habe er sich eine Woche vor dem Feuer in seiner Wohnung verbarrikadiert. Der Mann stellte seine Waschmaschine vor die Wohnungstür, weil er fürchtete, der Mann werde seine Tür eintreten.

Als das Feuer ausbrach, rief der Angeklagte selbst bei der Polizei an und flüchtete ins Badezimmer. Feuerwehrleute konnten ihn über eine Steckleiter aus dem Badezimmerfenster befreien. „Ich hatte Angst vor einem großen Feuer“, schilderte der Mann den Richtern. Mehrfach habe er auf dem Balkon gehört, wie der Freund seiner Nachbarin angekündigt habe, er werde ihn umzubringen. Ihm selbst gegenüber habe der Mann das aber nie gesagt, und er selbst habe das auch nie angesprochen, sondern sei dem Mann aus dem Weg gegangen. Ein Mieter aus dem Erdgeschoss habe im Haus Hundespray versprüht und ihm die Tat in die Schuhe geschoben, erläuterte der Angeklagte. Auch diesen Mieter sprach er nicht darauf an.

Der Mann lebt eigenen Angaben zufolge seit 15 Jahren vom Sammeln von Pfandflaschen. „Meistens bin ich dafür nachts unterwegs, bei Veranstaltungen“, erklärte er vor dem Landgericht. Beim Festival BO-Total in Bochum habe er so in einer Nacht 100 Euro verdient. Tagsüber habe er geschlafen. Der Anklage zufolge brannte es am Tattag im Wohnzimmer und im Schlafzimmer der Wohnung. Der Staatsanwalt hält eine Unterbringung des Mannes in einer geschlossenen Einrichtung für angebracht. Ein medizinischer Gutachter folgte dem Prozess. Die Verhandlung wird am 30. August fortgesetzt.