Wattenscheid. .

Den Salat und die Gurken hätte Gemüsehändler Hans-Wilhelm Wiese eigentlich gleich zu Hause in Düsseldorf lassen können: In Woche drei nach dem Auftauchen des gefährlichen Ehec-Erregers in NRW sind die Kunden immer noch verunsichert und bei frischem Gemüse entsprechend vorsichtig. „Und“, sagt Wiese, „es wird immer schlimmer.“

Markthändler Hans-Wilhelm Wiese bleibt auf seinem Salat sitzen – obwohl er aus der Region stammt. Foto: Gero Helm / WAZ FotoPool
Markthändler Hans-Wilhelm Wiese bleibt auf seinem Salat sitzen – obwohl er aus der Region stammt. Foto: Gero Helm / WAZ FotoPool © Gero Helm / WAZ FotoPool

Ein paar Gurken hat der Marktbeschicker am Wochenende verkauft, „aber das war nur ein Strohfeuer. Und Salate laufen überhaupt nicht.“ Die ersten Köpfe habe er bereits auf den Müll gekippt, gibt Hans-Wilhelm Wiese zu. „Ich kriege Gurken und Salat ja noch nicht einmal verschenkt.“ Dabei, wirbt Wiese für die Unbedenklichkeit seiner Ware, komme doch jetzt im Sommer alles aus der Region. „Aber nur zwei, drei Kunden vertrauen darauf.“

Einer davon ist Michael Schaefers, der sich gerade ein Pfund Tomaten einpacken lässt. „Ich kaufe ja nur hier und esse diese Tomaten immer“, sagt der 66-Jährige. „Aber woanders esse ich zurzeit auch keinen Salat und keine Tomaten – zum Beispiel am Salatbuffet.“ Auch Kundin Edith Teichert vertraut auf Produkte aus der Region. Und auf Hygiene: „Man kann ja nicht auf alles verzichten, man muss es halt abwaschen. Und Gurken kann man auch schmoren.“

Die Kunden sind beim Kauf von Obst und Gemüse vorsichtiger geworden. Foto: Gero Helm / WAZ FotoPool
Die Kunden sind beim Kauf von Obst und Gemüse vorsichtiger geworden. Foto: Gero Helm / WAZ FotoPool © Gero Helm / WAZ FotoPool

Auf Gemüse, das sie kochen kann, setzt auch Ursula Klein: „Radieschen habe ich letztens geschält und Gurken zu Gemüse verarbeitet. Und Gurken kann man auch waschen und schälen – es gibt ja Möglichkeiten.“ Wegen ihrer Enkelkinder, die oft bei ihr essen, will sie kein Risiko eingehen, „obwohl ich zu meinem Händler eigentlich Vertrauen habe“.

„Wenn man überlegt, was schon alles verdächtig war und nicht bestätigt wurde – da dürfte man ja gar nichts mehr essen“, sagt eine andere Markt-Kundin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Sie hat gerade Tomaten gekauft, „die wasche ich nachher gründlich“. Auch Salat esse sie weiterhin: „Da habe ich letztens Salatherzen genommen.“ Außerdem habe sie Vertrauen zu ihrem Händler.

Verunsicherung

Eine große Verunsicherung bei den Kunden hat auch die Wattenscheider Markthändlerin Melanie Greife festgestellt. „Einige kaufen trotzdem Salat, Tomaten und Gurken – vor allem die Stammkunden bleiben dabei.“ Sie werde jetzt zwar öfter gefragt, wo die Ware herkommt, „aber die meisten wissen ohnehin, dass wir seit Monaten die gleiche Sorte Tomaten verkaufen. Wenn die nicht in Ordnung wären, müsste ja längst etwas passiert sein.“ Außerdem esse sie das Gemüse selbst, betont die Markthändlerin, „und ich bin ja auch noch gesund“.

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Von DerWesten

Heinz Schulz, Seniorchef am Obst- und Gemüsestand gegenüber, genießt ebenfalls die eigenen Produkte. „Wir essen jeden Tag Salat, meine Frau und ich – wir wissen ja, wo’s herkommt: von Bauern in der Umgebung.“ Dennoch hinterlasse die Ehec-Krise Spuren: „Am ganzen Vormittag haben wir nur eine Gurke verkauft, der Salat bleibt zu neunzig Prozent liegen. Darunter leidet auch das andere Geschäft.“ Sogar bei Weißkohl, Spinat oder Stielmus seien die Kunden vorsichtig geworden. „Obwohl man das kocht“, sagt Schulz kopfschüttelnd. „Aber der Gemüseabsatz ist zu achtzig Prozent eingebrochen.“