Bochum. Der gefährliche Darmkeim Ehec verunsichert die Menschen. Die Konsequenzen bekommen vor allem die Einzelhändler zu spüren. Die Käufer verzichten weitgehend auf Rohkost. Die Händler reagieren noch mit Verständnis. Tiere sind nicht gefährdet.
Das Brötchen in der Auslage beim Bäcker – mit dem frischen Salat, dem knackigen Stück Gurke und der saftigen Tomate – sieht zum Anbeißen aus. Die ganz Mutigen greifen bei diesem Anblick zu. Die meisten lassen sich dann aber doch lieber ein Brötchen ohne grüne Beilage schmieren. Die Angst vor dem Darmerreger Ehec ist riesig. Vor allem nach den neuesten Todesfällen.
Die Konsequenzen bekommen vor allem die Einzelhändler zu spüren. Nachdem dazu aufgerufen wurde, vor allem spanische Schlangengurken, Tomaten und Blattsalate zu meiden, müssen sie am Ende des Tages viel Gemüse wegschmeißen. Oder sie kaufen es erst gar nicht ein. So wie Nadine Altinbas vom Feinkostladen „Naturgarten“ im City Point. „Unser Angebot an Blattsalaten ist sehr übersichtlich“, sagt sie. Schlangengurken gibt es gar nicht mehr. Die Großmärkte haben mittlerweile auf das geänderte Kaufverhalten der Kunden reagiert und bieten viele Sachen gar nicht mehr an. „Die Menschen interessiert es nicht, woher das Gemüse stammt. Das ist ihnen egal. Sie haben einfach Angst, sich mit dem Erreger anzustecken.“
Menschen haben Angst, sich anzustecken
Alev Nar und ihre Mutter stehen einmal in der Woche mit ihrem Gemüsestand auf dem Boulevard. Auch sie bekommen die Kunden-Zurückwegen des Darmerreger zu spüren. „Wir haben natürlich Verständnis dafür, dass die Leute ängstlich sind und nachfragen“, sagt Alev Nar. „Aber wir können ihnen nur immer wieder sagen, dass wir persönlich zu den Bauern fahren und das Gemüse einkaufen. Und es auch selbst essen.“ Dennoch bleiben vor allem Tomaten und Gurken am Ende des Tages übrig.
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Die Diplom-Ökotrophologin und Ernährungsberaterin Ingeborg Twarkowski beschäftigt sich seit Tagen mit dem Thema Ehec. Sie appelliert an die Menschen, sich an die vorgegebenen Vorsichtsmaßnahmen zu halten und ihr Gemüse vor dem Verzehr besonders gründlich und mit warmen Wasser zu waschen. „Und auch die Brettchen, auf dem das Gemüse geschnitten wird, sowie die Messer sollten besonders gereinigt werden. Hygiene ist momentan das oberste Gebot“, sagt sie. Auf Vitamine muss in diesen Tagen aber dennoch nicht gänzlich verzichtet werden. „Tiefkühlgemüse ist eine Alternative zur Rohkost. Aber es muss pures Gemüse sein“, sagt Twarkowski. Ob gedünstet, als Suppe oder als Eintopf – auf diese Weise erhält der Körper ebenfalls alle wichtige Nährstoffe. Falls Menschen dennoch nicht ganz auf Rohkost verzichten wollen, rät sie allerdings dazu, „alle Gemüsesorten zu schälen, die man schälen kann.“
Die vierbeinigen Freunde sind nicht gefährdet
Um seine vierbeinigen Freunde muss man sich übrigens keine Sorgen machen. „Mir ist kein Fall bekannt, dass Hund, Katze oder Kaninchen an Ehec erkrankt sind“, berichtet die Bochumer Veterinärin Anne Arnold. Das Bakterium sei ja von Wiederkäuern wie Kühen, Ziegen und Schafen bekannt. Allerdings zeigen die kaum Symptome und die Ansteckung verläuft da auch eher umgekehrt: Der Mensch wird krank. „Für Reptilien oder Vögel ist das Bakterium eher ungefährlich“, schätzt Arnold, „wenn man normal hygienisch mit den Tieren umgeht, kann da eigentlich nichts passieren“.