Wattenscheid. .
„Keine Gurken, kein Salat, kaum Tomaten“, bringt es Markthändler Hans-Wilhelm Wiese, ständiger Beschicker des Wattenscheider Wochenmarkts, auf den Punkt. „Die Leute kaufen das heute nicht.“ Auch nicht, wenn er glaubhaft versichert, dass der Salat von seinem Schwiegersohn garantiert nicht in Spanien angebaut wird und die Gurken aus Straelen am Niederrhein stammen. Und dann schmunzelt er: „Die ganze Woche über haben die Leute Salat und Gurken gekauft. Und keiner hat auf dem Klo gesessen. Jetzt will ihn keiner mehr haben.“ Da hat er den Salat. Und was macht der Händler damit? „Den pack ich ein, nehm’ ihn wieder mit und versuche, ihn auf dem Samstagsmarkt in Remscheid zu verkaufen. Und wenn die Leute ihn auch hier nicht wollen, nun, dann kommt er weg.“
Verkauft haben sich indes Einlegegurken. „Und Raritäten“, sagt Wiese. Also Erdbeeren, Spargel und Stielmus. Eine Kundin kommt, möchte ihren Namen nicht so gerne in der Zeitung lesen, ist wählerisch, kauft Erdebeeren. Eine halbe Gurke habe noch im Kühlschrank gelegen, die „habe ich aber vorsichtshalber lieber weggeschmissen.“ Dennoch recht abgeklärt meint sie: „Aber wenn es einen erwischt, erwischt es einen.“
Vernünftig säubern
Das Ehec-Bakterium ist Thema Nummer eins auf dem Wochenmarkt. Die rohen Vitamin-Lieferanten Tomate, Salat und Co., sonst immer gern in aller Munde, sorgen derzeit lediglich für Gesprächsstoff – unter den Kunden sowieso, aber auch unter den Händlern. Ursel und Wilhelm Schneiders drehen auch ihre Runde über den Markt. Sie möchte eigentlich auch lieber die Gurke, die noch daheim im Kühlschrank liegt, entsorgen. Er meint: „Ich habe da keine Probleme. Ich esse weiter wie üblich. Man muss die Rohkost eben vernünftig waschen. Aber das muss man nicht nur jetzt, sondern immer.“
Vertrauen in Öko
Anders am Stand des Ökobauern Bone, der freitags immer aus Borken nach Wattenscheid anreist, um seine Bio-Ware zu verkaufen. „Die Kunden kaufen Salat. Gurken und Tomaten diesmal etwas weniger, zurückhaltender“, so David Bone. „Sie vertrauen aber auch in Öko und Bio.“
Ein Großteil der Rohkost stammt von seinem eigenen Hof, aus seinem Anbau – „und wir werden regelmäßig kontrolliert und müssen über alles Rechenschaft ablegen.“ Den Rest beziehe er von anderen Ökohöfen. „Güllen ist auf Bio-Höfen grundsätzlich verboten“, klärt er auf.
„Nichts kommt hier aus Spanien“, stellt Melanie Greife aus der Wattenscheider Markthändler-Familie klar. Die Ware wurde morgens frisch auf dem Essener Großmarkt eingekauft. Alle Erzeugnisse stammen aus Deutschland. Und zum Beweis legt sie sofort die Etiketten vor. „Wir müssen die Kunden gut informieren“, sagt sie. „Deshalb haben wir die Etiketten gesammelt und zeigen sie vor.“ Die Verbraucher seien sehr verunsichert. Familie Greife versteht es als ihre Pflicht, „die Kundschaft aufzuklären.“