Bochum. .
In Bochum ist jetzt ein Mädchen durch den lebensbedrohlichen Erreger Ehec erkrankt. Das Gesundheitsamt bestätigte die insgesamt fünfte bekannte Infektion in der Stadt. Zudem soll die Bochumer RWE-Kantine mit Sprossen aus Uelzen beliefert worden sein.
In Bochum gibt es eine weitere Ehec-Erkrankung. Erstmals ist es ein Mädchen (sein Alter wird auf Wunsch der Eltern nicht genannt), das sich mit dem bedrohlichen Erreger infiziert hat. Damit hat das Gesundheitsamt fünf Ehec-Infektionen bei Bochumern bestätigt, davon vier bei Frauen.
Eine der Patientinnen wird seit einer Woche auf der Infektionsstation des St. Josef-Hospitals behandelt. „Lebensgefahr besteht nicht. Sie leidet aber am äußerst gefährlichen HUS-Syndrom. Wir tun alles, um eine Dialyse zu vermeiden“, erklärt Chefarzt Prof. Dr. Schmidt. Tragisch: Auch die Tochter der Bochumerin ist an Ehec erkrankt und zeigt erste Nierenschäden. „Vor Kurzem waren alle bei einer Familienfeier in Norddeutschland“, weiß Prof. Schmidt.
Ehec-Proben in Kantinen bislang negativ
„So schwerwiegend die Darminfektion ist: Es macht keinen Sinn, Panik zu verbreiten. Die hilft weder den Patienten noch den Verbrauchern“, mahnt Dezernentin Diane Jägers zur Besonnenheit. Veterinär- und Ordnungsamt seien „mit großer Sensibilität“ im Einsatz, um eine Ausweitung der Ehec-Infektionen zu verhindern. „In der vergangenen Woche wurden in Kantinen und Gemeinschaftseinrichtungen 54 Proben bei Gurken, Tomaten und Blattsalat gezogen. Alle waren negativ“, berichtet Diane Jägers.
Prompt reagierte die Stadt auf die jüngsten Meldungen aus Niedersachsen. Nach Erkenntnissen des Landwirtschaftsministeriums in Hannover sollen Sojasprossen ein Überträger von Ehec sein. Ein Gartenbaubetrieb im Landkreis Uelzen wurde am Wochenende als Quelle ausgemacht. Zum Dienstbeginn am Montagmorgen schwärmten Veterinär- und Lebensmittelkontrolleure in die Kantinen aus. „Bisher gibt es keine Hinweise, dass eine Bochumer Kantine die Sprossen aus Uelzen erhalten hat“, betonte Diane Jägers am Mittag vor der Presse. Allerdings müssten noch die Lieferwege über Zwischenhändler geprüft werden.
Dabei dürften die Behörden auf die Firma M. (Name der Redaktion bekannt) stoßen. Nach Informationen der WAZ hat der Großhändler die Bochumer Kantine des Energiekonzerns RWE mit Sprossen beliefert. Die, so heißt es, bezieht der Händler ausschließlich vom besagten Gemüsebetrieb im Kreis Uelzen. Die letzte Lieferung datiert vom Mai.
„Zusammenhang zwischen Ehec und RWE-Kantine lässt sich nicht herleiten“
RWE bestätigt zwar, dass drei Mitarbeiter des Energiekonzern am Standort Bochum in der vorletzten Woche an Ehec erkrankt sind (wir berichteten). „Ein Zusammenhang zwischen den Ehec-Erkrankungen und unserer Kantine lässt sich aber nicht herleiten“, entgegnet RWE-Sprecherin Brigitte Lambertz. Proben des Gesundheitsamtes am 1. Juni und am gestrigen Montag hätten „keinerlei Auffälligkeiten“ gezeigt. Wo und wie sich die Beschäftigten angesteckt haben, sei „völlig offen“.
Nach Beobachtungen des Gesundheitsamtes sind Salatbüfetts inzwischen aus fast allen Bochumer Kantinen verschwunden. Markthändler – etwa gestern auf dem Boulevard – bleiben derzeit auf ihrem Grünzeug sitzen. Anders in Restaurants. „Die Umsatzrückgänge beim Gemüse fallen sehr moderat aus. In den meisten Lokalen wird weiterhin Salat gegessen. Die Gäste vertrauen den Köchen“, sagt Herwig Niggemann, der mit seinem Food-Frischemarkt an der Speicherstraße etliche Gastronomiebetriebe in der Region beliefert. So auch das „Mongo’s“, das vor wenigen Wochen auf dem Boulevard seine Pforten öffnete. Seit gestern gibt’s am Rohkost-Büfett keine Sprossen mehr. „Die kommen aus den Niederlanden und sind unbedenklich. Zudem wird alles gegart. Im Moment würde aber niemand Sprossen essen“, erklärt Inhaber Spiridon Soukas.
Auch St. Josef-Chefarzt Prof. Schmidt rät vom Verzehr von Sprossen ab, „so lange die Ehec-Beweisführung noch im Gange ist“. Eine Tomate indes verzehrt der Mediziner nach wie vor mit Hochgenuss: „Allerdings erst, nachdem ich sie gründlich abgewaschen habe.“ Dezernentin Diane Jägers bedient sich bei der gesunden Ernährung der mediterranen Küche. „Mein Sommertipp in Ehec-Zeiten: Antipasti!“