Wattenscheid. . Obst und Gemüse würden nicht mit Gülle oder Mist gedüngt, erklären Wattenscheider Bauern. Deshalb müsse man keine Angst haben, sich darüber mit Ehec zu infizieren. Große Probleme bereitet den Bauern aber – jenseits von Ehec – Hundekot auf Feldern.

Der Ratschlag, wegen des Darmkeims Ehec lieber Äpfel statt Erdbeeren zu verzehren oder ganz auf Obst und Gemüse zu verzichten, bringt Hermann Appelbaum auf die Palme: „Das ist totaler Schwachsinn“, schimpft der Erdbeerbauer. „Ich fahre doch keine Sch.... auf Erdbeeren aus.“

Manche Bauern stellen Schilder auf, um die Hundebesitzer auf die Problematik aufmerksam zu machen. Foto: Rieck
Manche Bauern stellen Schilder auf, um die Hundebesitzer auf die Problematik aufmerksam zu machen. Foto: Rieck © WAZ FotoPool

Viele seiner Kunden, berichtet Appelbaum, seien verunsichert, ob sie angesichts der sich ausbreitenden gefährlichen Darmerkrankung noch Erdbeeren essen dürfen. Der Bauer aus Sevinghausen stellt klar: „Den Erreger gibt es nur bei Wiederkäuern, und er wird mit dem Kot ausgestoßen.“ Gefährlich könne es werden, wenn Mist oder Gülle als Dünger verwendet würden – doch das sei bei allen Pflanzenkulturen nicht der Fall. „Und da ich sowieso einen komplett viehlosen Betrieb habe, sind meine Erdbeeren vollkommen unbedenklich.“

Kein direkter Kontakt mit Pflanzen

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„Es ist total abwegig, Obst oder Gemüse mit Gülle zu düngen“, stellt auch der Westenfelder Bauer Ernst-Wilhelm Westerhoff klar. Er hat ebenfalls festgestellt, dass Kunden verunsichert seien und erklärt: Gülle werde nur auf Getreide-, Mais- oder Rapsäckern zur Düngung verwendet – und zwar lange bevor ausgesät werde. „Es wird untergepflügt und hat keinen direkten Kontakt mit den Pflanzen.“ Und bei Erdbeeren sowie bei anderem Obst und bei Gemüse fände generell keine organische Düngung statt: „Sowas lässt man schön bleiben.“

Beide Bauern möchten aber – jenseits von Ehec – auf ein ganz anderes Problem hinweisen: Hundehalter, die ihre Tiere über die Felder laufen und dort ihr Geschäft verrichten lassen. Ernst-Wilhelm Westerhoff hat deshalb seine Erdbeerfelder komplett eingezäunt. „Manchmal geht mir der Hut hoch“, erzählt er. „Da lief vor ein paar Wochen jemand mit seinem Hund durch meinen Raps. Und als ich ihn angesprochen habe, erklärte er, drüben auf dem Feldweg wären zu viele große Hunde.“

Hundekot überträgt nicht den EHEC-Keim

Auf seine Entgegnung, Hunde hätten auf Feldern nichts zu suchen, hat Westerhoff dann zu hören bekommen: „Aber dann kann ich meinen Hund ja nicht artgerecht halten.“ Der Bauer schimpft: „Solche Leute sollten sich überlegen, ob Hundehaltung für sie überhaupt einen Sinn macht.“ Da nütze es auch nichts, wenn er die Menschen an die Anleinpflicht für große Hunde erinnere. „Sobald man den Trecker gewendet hat, sind die Hunde wieder von der Leine und im Feld. Da hat ein Sitten- und Moralverfall stattgefunden, das ist gewaltig.“

Auch Hermann Appelbaum aus Sevinghausen kann über manchen Halter nur den Kopf schütteln. „Wir bezahlen ja Hundesteuer, heißt es dann.“ Das seien Situationen, da könne er dann auch nicht mehr freundlich bleiben. Zwar habe Hundekot mit dem Ehec-Keim nichts zu tun. Aber dort, wo Nahrungsmittel produziert würden, sei er einfach unhygienisch und ekelhaft. Und er könne Krankheiten übertragen – für Mensch und Tier.